M&A

Software-Deal hebt Branchen­stimmung

Die Offerte von Open Text für Micro Focus beinhaltet eine Prämie von 99%. Das hebt die Stimmung in der Branche. Auch das Softwarehaus Workday hat die Markterwartungen übertroffen.

Software-Deal hebt Branchen­stimmung

sar Frankfurt

Eine M&A-Offerte hat zum Wochenausklang für positive Signale in der Software-Branche gesorgt. Das kanadische Unternehmen Open Text will die britische Micro Focus übernehmen. Die Transaktion hat ein Volumen von 6 Mrd. Dollar inklusive Schulden.

Von 3,5 auf 6,2 Mrd. Dollar

Die an der Toronto Stock Exchange und der Nasdaq notierte Open Text bietet 532 Pence je Micro-Focus-Aktie und damit eine Prämie von 99%. Open Text hat in den vergangenen Jahren regelmäßig zugekauft und könnte mit der jüngsten Offerte in neue Größenordnungen vorstoßen: Open Text setzte im Fiskaljahr 2022, das am 30. Juni endete, rund 3,5 Mrd. Dollar um. Micro Focus weist auf ihrer Webseite Jahreserlöse von 2,9 Mrd. Dollar aus.

Open Text will die Zahl potenziell adressierbarer Märkte durch die Transaktion, die im ersten Quartal 2023 abgeschlossen sein soll, nahezu verdoppeln. Finanziert wird die Transaktion zum Großteil durch neue Fremdkapitalfinanzierungen über 4,6 Mrd. Dollar sowie durch Cash-Reserven und einen revolvierenden Kredit. Die kombinierte Firma soll künftig etwa 6,2 Mrd. Dollar Jahresumsatz machen. Von den erwarteten Kostensynergien von 400 Mill. Dollar entfallen 300 Mill. Dollar auf ein bereits verkündetes Sparprogramm bei Micro Focus, 100 Mill. Dollar sollen zusätzlich entstehen.

Open Texts Verschuldungsgrad (Net Leverage Ratio) steigt durch die Transaktion auf den Faktor 3,8. Innerhalb von acht Quartalen nach dem Closing soll er wieder auf das maximal Dreifache der Nettoverschuldung zum bereinigten Ebitda sinken. In einem Interview mit dem Nachrichtendienst Bloomberg hatte Open-Text-CEO Mark Barrenechea im vergangenen Jahr noch davon gesprochen, dass viele potenzielle Targets überbewertet seien. Die Korrektur bei vielen Software-Aktien hat die Bewertungen zuletzt jedoch gedrückt. Auch die Micro-Focus-Aktie hatte seit Jahresbeginn mehr als 30% an Wert eingebüßt. Am Freitag eröffnete sie mit gut 515 Pence – ein Plus von 93% im Vergleich zum Vortagesschlusskurs. Open Text verloren dagegen an der Nasdaq im Handelsverlauf mehr als 13%.

Der Deal wurde von Marktbeobachtern als positives Signal in der zuletzt unter Druck geratenen Branche gesehen. Auch die jüngsten Zahlen des Anbieters von HR- und Finanzplanungssoftware Workday hoben die Stimmung: Im zweiten Quartal des Fiskaljahres 2023 setzte Workday 1,54 Mrd. Dollar um, 22% mehr als in der Vorjahreszeit. Der operative Verlust fiel mit 34,1 (i.V. 1,1) Mill. Dollar allerdings deutlich höher aus. Die niedrigen Markterwartungen hat Workday aber übertroffen; die Aktie lag an der Nasdaq im Handelsverlauf 3% fester.

SAP geben spürbar nach

Aktien deutscher Software-Häuser profitierten am Freitag nicht erkennbar. SAP gaben um 2,9% nach, Software AG verloren 0,8%. Deutliche Worte von Fed-Chef Jerome Powell zur Geldpolitik in den USA und Angst vor einem größeren Zinsschritt der EZB hatten den Markt belastet.

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