Sondereffekte lassen VW-Gewinn einbrechen
Sondereffekte drücken VW-Gewinn
Strengere CO2-Grenzwerte in Europa, Cariad und US-Zölle belasten – Markterwartungen deutlich verfehlt – Ausblick bestätigt
ste Hamburg
Volkswagen hat im ersten Quartal 2025 einen Gewinneinbruch verbucht. Markterwartungen wurden deutlich verfehlt. Europas größter Fahrzeugbauer verwies in einer Adhoc-Mitteilung am Donnerstagabend auf belastende Sondereffekte von rund 1,1 Mrd. Euro. Der Konzernumsatz legte vorläufigen Zahlen zufolge in den ersten drei Monaten zwar um etwa 3% auf rund 78 (i.V. 75,5) Mrd. Euro zu. Das operative Ergebnis (Ebit) sackte jedoch im Vorjahresvergleich um 39% auf rund 2,8 (4,6) Mrd. Euro ab. Analysten hatten im Schnitt mit rund 4 Mrd. Euro gerechnet. Die operative Umsatzrendite landete bei 3,6 (6,0)% anstatt bei 5,2% wie am Markt erwartet. Volkswagen hatte bereits auf ein schwaches erstes Quartal eingestimmt. Die im Rahmen der Jahresberichterstattung 2024 am 11. März veröffentlichte Prognose für 2025 bekräftigte der Konzern.
Volkswagen erklärte den Gewinneinbruch mit Rückstellungen von rund 600 Mill. Euro aufgrund strengerer CO2-Grenzwerte in Europa sowie mit Belastungen von etwa 200 Mill. Euro für Restrukturierungsmaßnahmen bei Cariad. Die kriselnde Softwaretochter will bis Jahresende 1.600 oder rund 30% ihrer Stellen streichen. Zudem hätten sich Rückstellungsanpassungen von 300 Mill. Euro im Zusammenhang mit dem Dieselskandal ergeben. Der Konzern verwies zudem auf nicht bezifferte Aufwendungen aus der Bewertung von im Transport befindlichen Fahrzeugen im Zusammenhang mit den ab Anfang April in den USA eingeführten Einfuhrzöllen.
Aktie legt zu
Die VW-Vorzugsaktie, seit Ende 2024 um knapp 6%, seit dem Tag der Bilanzvorlage 2024 am 11. März aber um fast 24% gesunken, zog nach dem Börsenhandelsstart am Donnerstag um 9,6% auf fast 92 Euro an. US-Präsident Donald Trump hatte wenige Stunden zuvor angekündigt, bis auf China länderspezifische Zusatzzölle auf Einfuhren für 90 Tage auszusetzen. In diesem Zeitraum soll nun ein pauschaler Zollsatz von 10% greifen. Die Zusatzzölle von 25% auf Autos, Stahl und Aluminium gelten weiter.
Im bekräftigen Ausblick von VW sind mögliche Auswirkungen auf Umsatz, Ergebnis und Cashflow aus den angekündigten erhöhten Importzöllen vor allem in den USA nach wie vor nicht berücksichtigt. Effekte und ihre Wechselwirkungen könnten derzeit „nicht abschließend bewertet werden“, erklärte das Unternehmen.
Zwischenbericht Ende April
Der VW-Konzern, der seinen Zwischenbericht zum ersten Quartal am 30. April veröffentlichen will, geht weiterhin davon aus, die Umsatzerlöse im laufenden Geschäftsjahr um bis zu 5% von 324,7 Mrd. Euro im Jahr 2024 zu steigern und eine operative Umsatzrendite von 5,5 bis 6,5 (i.V. 5,9)% zu erreichen. Der Netto-Cashflow im Konzernbereich Automobile soll 2025 zwischen 2 und 5 Mrd. Euro, die Nettoliquidität zwischen 34 und 37 Mrd. Euro landen.
Am Mittwoch hatte VW bereits über einen Anstieg der weltweiten Auslieferungen im ersten Quartal um 1,4% auf 2,13 Fahrzeuge berichtet. Dabei legten die Auslieferungen vollelektrischer Fahrzeuge allein um 59% auf 217.000 zu. Der Anteil reiner Elektromodelle am Gesamtvolumen in Westeuropa habe sich auf 19% verdoppelt, so der Autobauer.
Analysten skeptisch
Vor diesem Hintergrund seien die Rückstellungen von 600 Mill. Euro aufgrund strengerer CO2-Grenzwerte in Europa zu hinterfragen, meinten Bernstein-Analysten, die zudem nach wie vor skeptisch sind mit Blick auf die Wirksamkeit der kurz vor Weihnachen beschlossenen Restrukturierungsmaßnahmen bei der Marke Volkswagen.
Sonderbelastungen von über 1 Mrd. Euro haben das operative Ergebnis von Volkswagen im ersten Quartal um 39% einbrechen lassen. Markterwartungen wurden deutlich verfehlt. Am bisherigen Ausblick für 2025 hält der Autobauer aber fest. Die VW-Aktie legte am Donnerstag nach einer neuen Wende in der US-Zollpolitik zu.