Spaniens Regierung bittet Stromversorger zur Kasse
ths Madrid
− Bei Spaniens führenden Energieversorgern Endesa, Iberdrola und Naturgy wird wie erwartet wegen der stark steigenden Strompreise zum Teil interveniert. Die Regierung beschloss am Dienstag ein umfangreiches Maßnahmenpaket, um die Stromrechnung für die Verbraucher erträglicher zu machen. Dazu gehören auch Abschläge der Gewinne, welche die Unternehmen aus Kern- und Wasserkraft erzielen.
In Spanien sind die Stromkosten seit Jahresbeginn um 35 % gestiegen, was wie überall an den rasant steigenden Preisen für Erdgas sowie CO2-Zertifikate liegt. Der Tagespreis am Markt ist für alle Energiequellen gleich. Daher können die Betreiber von AKW oder Wasserkraftwerken, die nur geringe Kosten haben und meist schon amortisiert sind, enorme Margen verbuchen.
Schon seit längerem hat die Koalitionsregierung aus Sozialisten und Linken diese „Windfall Profits“ im Visier. Nun sollen vorübergehend bis Ende März 2022 die Gewinne aus Wasser- und Kernkraft zum Teil an den Staat abgetreten werden. Die Regierung rechnet mit Einnahmen von 2,6 Mrd. Euro. Die sollen die ebenfalls beschlossene Senkung diverser Tarife, Steuern und Abgaben auffangen, mit der die Stromrechnung für die Verbraucher spürbar reduziert werden soll. Im Juli hatte die Regierung bereits die Mehrwertsteuer auf Elektrizität von 21 auf 10 % gesenkt. Doch die neuen Rekorde bei den Strompreisen fraßen den Effekt dieser Maßnahme bald auf.
„Es gibt Energieunternehmen, die derzeit außergewöhnliche Gewinne machen. Das ist für mich nicht zu akzeptieren, denn diese Gewinne stammen aus der Entwicklung der Energiepreise“, wetterte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez am Montag. Die Branche reagierte wie erwartet mit Protesten. Die Aktienkurse der drei großen Energieversorger des Ibex35 ließen am Dienstag Federn, obwohl sich die Intervention seit längerem angekündigt hatte.