Start-up XbyX holt Millioneninvestment
Das Berliner Start-up XbyX − Women in Balance, das Frauen in den Wechseljahren Nahrungsergänzungsmittel und Online-Videokurse zum Umgang mit den hormonellen Umstellungen im weiblichen Körper anbietet, hat sich in einer Pre-Series-A-Finanzierungsrunde eine siebenstellige Summe zur weiteren Wachstumsfinanzierung gesichert. Die Runde wurde von der ebenfalls in Berlin ansässigen Venture- und Private-Equity-Gesellschaft Econa angeführt, die zuvor unter anderem in die Fitness-Food-Marke Foodspring und in das Fintech Smava investiert hat. Neben Econa ist seit Anfang 2022 auch der Auxxo Female Catalyst Fund in das Start-up investiert. Auxxo konzentriert sich bei seinen Investitionen ausschließlich auf Start-ups mit weiblichen Gründerinnen.
„Frauengesundheit und ganz besonders die Themen jenseits von Schwangerschaft, Periode und Fruchtbarkeit, sind im bisherigen Marktumfeld noch deutlich unterrepräsentiert“, konstatiert Jochen Becker von der Econa AG. Tatsächlich flossen laut Daten des irischen Marktforschungsunternehmens Research an Markets zuletzt gerade mal 1,4 % aller weltweiten Healthcare-Investitionen in den Femtech (Female Technology)-Bereich, also in Unternehmen, die sich mit ihren Softwarelösungen oder Technologien auf die Gesundheit von Frauen spezialisieren.
Vielfach wird das niedrige Finanzierungsniveau mit der mangelnden Datenlage über die spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen begründet. Dieser sogenannte Gender-Data-Gap existiert, weil Frauen bis in die 90er Jahre kaum in klinische Medikamentenstudien eingebunden waren. Stattdessen basiert die moderne Medizin vornehmlich auf Erkenntnissen, die aus Studien mit männlichen Probanden gewonnen wurden. Noch heute liegt der Anteil von Forschungs- und Entwicklungsgeldern im Gesundheitswesen, die in die Gesundheit von Frauen fließen, im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
„Anfangs kam oft die Frage, warum wir uns auf diese ‚kleine‘ Nische konzentrieren”, wird XbyX-Mitgründerin Peggy Reichelt in der Unternehmensmitteilung zitiert. Die Serienunternehmerin hat das Start-up im Jahr 2019 zusammen mit der Marketingexpertin Monique Leonhardt aus der Taufe gehoben. „Das zeigt, wie wenig Wissen hier existiert“, so Reichelt. „Denn die Wechseljahre sind eine Lebensphase, die sich über Jahrzehnte zieht und deren Implikationen Frauen über den gesamten Alterungsprozess hinweg begleiten. Und sie betreffen jede Frau – und damit die Hälfte der Menschheit.”
Mit dem wachsenden Angebot dürfte die Nachfrage künftig entsprechend noch zulegen. Belief sich das Femtech-Marktvolumen laut Fortune Business Insights im Jahr 2020 noch auf 21,7 Mrd. Dollar, so sollen es 2027 schon gut 60 Mrd. Dollar sein. Der größte Anteil dürfte dabei auf die USA entfallen, wo sich derzeit mit Abstand die meisten Femtech-Unternehmen tummeln. Eines von ihnen, das 2014 gegründete Start-up Maven Clinic, das Frauen über seine Plattform Unterstützung bei Fragen zur Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Adoption oder Kindererziehung bietet, erlangte im August 2021 Einhornstatus.