Stellantis-Zahlen enttäuschen
Kriselnder Automobilkonzern
Stellantis bremst scharf ab
Opel-Mutter kürzt Dividende stark − Hoffnung auf Wachstum in diesem Jahr
bl/ wü Mailand/ Paris
von Gerhard Bläske und Gesche Wüpper, Mailand/ Paris
Die Opel-Mutter Stellantis hat 2024 noch schlechter als befürchtet abgeschnitten. Vor allem auf dem einst lukrativen US-Markt lief es für den 2021 aus der Fusion von PSA und Fiat-Chrysler entstandenen Automobilkonzern schlecht. Das Nettoergebnis von Stellantis brach um 70% auf 5,52 Mrd. Euro ein, der bereinigte industrielle Free Cashflow sogar um 147%, sodass 6,05 Mrd. Euro abflossen. Die bereinigte operative Marge fiel auf 5,5%, nachdem Stellantis bei diesem Wert im letzten Jahr noch mit 12,8% geglänzt hatte. Die Dividende wird um mehr als die Hälfte auf 68 Euro-Cent reduziert.
Der Abbau der hohen Lagerbestände sei abgeschlossen, erklärte Stellantis. Die Automobilgruppe, die im Herbst eine Gewinnwarnung abgegeben und sich im Dezember von Konzernchef Carlos Tavares getrennt hatte, hat sie bei den US-Konzessionshändlern um 20% abgebaut. Dafür musste Stellantis ordentliche Preisnachlässe einräumen. Deshalb ist die operative Marge der Gruppe in Nordamerika von 15,4% auf 4,2% gesunken. In Europa sieht es nicht viel besser aus. Hier verringerte sich die operative Marge von 9,8% auf 4,1%. Dagegen bleibt sie in Südamerika mit 14,3% und in der Region Afrika/Mittlerer Osten mit 18,8% relativ hoch. Katastrophal war die Lage in China, wo die Gruppe bisher praktisch keine Rolle spielt. Das soll sich durch die Partnerschaft mit dem lokalen Produzenten Leapmotor bald ändern. Die Verkaufszahlen der Oberklasse-Tochter Maserati sind auf gerade noch 11.300 (Vorjahr: 26.600) Einheiten abgestürzt. Maserati wies eine negative Marge von 25 (Vorjahr: plus 6)% aus.
Börsenkurs bricht ein
Der Börsenkurs gab deutlich nach. „Erwartungen verfehlt und pessimistischer Ausblick“, schreibt Analyst Philippe Houchois von Jefferies in einer Einschätzung der Bilanz. Tim Narayan von RBC betonte, der Ausblick auf die Marge im neuen Jahr, die mit „im mittleren einstelligen Prozentbereich“ unter dem Analystenkonsens von 6% liege, sei wichtig.
Bei der Suche nach einem Nachfolger für Tavares konnte Chairman John Elkann, der interimistisch die Rolle des CEO übernommen hat, noch keinen Vollzug melden. Das Unternehmen will noch im ersten Halbjahr einen neuen CEO vorstellen. Mit neuen Modellen hofft er, vor allem im zweiten Halbjahr verlorene Marktanteile teilweise zurückgewinnen zu können. In Nordamerika sank der Marktanteil 2024 auf 7,8 (Vorjahr: 9,4)%, in Europa auf 16,4 (17,5)%. „In den 90 Tagen seit Beginn des Führungswechsels“ habe die interimistische Unternehmensführung schnelle und entscheidende Maßnahmen ergriffen, um die Leistung und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, teilte das Unternehmen mit. Dazu gehöre die „Priorisierung entscheidender Markteinführungen, um den sich entwickelnden Kundenbedürfnissen, insbesondere in den USA, besser gerecht zu werden“.
Fragen zu einigen Marken
Beobachter stellen sich die Frage nach der Zukunft von Konzernmarken wie Maserati, Alfa Romeo, Lancia und DS. Trotz neuer Modelle etwa bei Alfa Romeo und Lancia sind die Verkaufszahlen der beiden Unternehmen zusammengenommen auf wenig über 60.000 Einheiten gesunken. Allein Alfa Romeo hatte 2018 noch 122.533 Autos abgesetzt.
Prognosen über die Auswirkung von US-Zöllen wagte Elkann nicht. Dafür sei es zu früh. In seiner ersten Amtszeit habe US-Präsident Donald Trump aber anerkannt, dass Stellantis-Autos aus Mexiko und Kanada hohe US-Fertigungsanteile aufwiesen. Man unterstütze Anstrengungen Trumps, die US-Fertigung zu erhöhen.