TAG Immobilien kauft in Polen zu
ste Hamburg
Zwei Jahre nach dem Einstieg in den polnischen Wohnimmobilienmarkt durch Übernahme des Immobilienentwicklers Vantage Development will der Wohnungskonzern TAG Immobilien seine Präsenz in dem wachsenden Markt durch den Erwerb von Polens größtem Wohnimmobilienentwickler Robyg ausweiten. Wie das in Hamburg ansässige MDax-Unternehmen in der Nacht zu Donnerstag mitteilte, wurde ein Kaufvertrag mit Bricks Acquisitions vereinbart – einem Unternehmen, hinter dem die US-Bank Goldman Sachs sowie Fonds stehen, die von Unternehmen in Verbindung mit der US-Investmentfirma Centerbridge Partners beraten werden. Der voraussichtliche Kaufpreis wird mit rund 550 Mill. Euro beziffert.
Brückenfinanzierung
Der endgültige Kaufpreis basiere auf einem Transaktionswert von 3150 Mill. PLN (rund 694 Mill. Euro) und sei von verschiedenen Ausschüttungen an die Verkäufer von bis zu rund 154 Mill. Euro abhängig, so die TAG. Die Ausschüttungen sind vor dem Vollzug der Transaktion vorgesehen, der vorbehaltlich der kartellrechtlichen Freigabe im ersten Quartal 2022 erwartet wird. Der Kaufpreis, der in einer Spanne zwischen 540 und 560 Mill. Euro erwartet wird, mögliche Rückzahlungen bestehender Finanzverbindlichkeiten von Robyg sowie weiteres Working Capital für die Investoren des im Jahr 2000 gegründeten und in Warschau ansässigen Immobilienentwicklers werden den Angaben zufolge über eine Brückenfinanzierung von bis zu 750 Mill. Euro finanziert, die Bank of America, Credit Suisse, Deutsche Bank und Société Générale bereitstellen. Der TAG-Vorstand will diese Brückenfinanzierung bei passenden Marktbedingungen durch Kapitalmarktinstrumente im kommenden Jahr refinanzieren.
Neben der Absicht, die Refinanzierung in einer kapitaleffizienten Weise vorzunehmen, bekräftigte der Konzern das Bekenntnis zum Erhalt des derzeitigen Investment-Grade-Ratings. Moody’s stuft die TAG Immobilien mit „Baa3“ ein. „Der Erwerb von Robyg wird die langfristige Strategie der TAG nicht verändern, bei derartigen Opportunitäten wertsteigerndes Wachstum auf Basis einer eindeutig disziplinierten Kapitalstruktur zu realisieren“, erklärte TAG-Finanzvorstand Martin Thiel.
Künftig auch in Warschau
Die Akquisition, bei der sich die TAG wie bei den damit verbundenen Finanzierungstransaktionen von Victoriapartners als Finanzberater begleiten ließ, ermögliche dem Konzern über die aktuell gesicherte Robyg-Pipeline mit rund 23000 Wohnungen in vier polnischen Städten den „umfassenden Markteintritt“ in Warschau. Von den noch nicht verkauften Einheiten sollen nach aktuellen Plänen der TAG bis zu 12000 nach Fertigstellung langfristig im Bestand gehalten werden, um das Mietportfolio in Polen zu ergänzen. Der Rest der Entwicklungs-Pipeline von etwa 11000 Wohnungen ist zum Verkauf vorgesehen.
Zum 30. September verfügte die TAG in Polen über eine vertraglich gesicherte Projekt-Pipeline zum Bau von 12085 (Ende 2020: 8742) Wohnungen, wovon etwa 8500 (5700) zur langfristigen Bestandshaltung vorgesehen waren. Bislang lautete das mittelfristige Wachstumsziel des Konzerns, bis Ende 2025 in Polen einen Vermietungsbestand von 8000 bis 10000 Wohneinheiten aufzubauen, vor allem Neubauwohnungen in Großstädten mit einer günstigen Bevölkerungsentwicklung, Universitätsnähe und einer gut ausgebauten Infrastruktur. Zuletzt war die TAG mit Breslau, Posen, Lodz, Dreistadt (Danzig/Gdingen/Zoppot) und Krakau an fünf Standorten in Polen vertreten. Durch die Übernahme des Robyg-Portfolios könne das Wachstum des bestehenden polnischen Geschäfts wesentlich beschleunigt werden, so die TAG.
Robyg kam 2020 auf ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 59 Mill. Euro sowie ein Konzernergebnis von 47 Mill. Euro. In den ersten neun Monaten dieses Jahres verbuchte das Unternehmen mit rund 450 Beschäftigten ein Ebitda von 36 Mill. und ein Konzernergebnis von 29 Mill. Euro. Für 2021 rechnet Robyg – die Pipeline von 23000 Einheiten außen vor – mit einem Verkauf von rund 4000 (2020: 2156) Wohnungen.
Die TAG-Aktie startete am Donnerstag mit einem Plus von 0,5% bei 24,61 Euro in den Handel. Berenberg bekräftigte ihre Anlageempfehlung für die TAG mit „Kaufen“ und einem Kursziel von 30 Euro. Der Zukauf sei sinnvoll, da er die Präsenz in Polen stärke, wo die Marktfundamentaldaten attraktiv seien, vor allem im wachsenden Vermietungsmarkt. Auch Warburg Research äußerte sich positiv zu der Transaktion.