Telekommunikation

Telefónica lässt sich für Verkäufe mehr Zeit

Auf der Hauptversammlung Mitte April hatte der Vorsitzende von Telefónica, José María Álvarez-Pallete, den Aktionären versprochen, alles zu tun, damit die sich aufhellende Geschäftslage des spanischen Telekomkonzerns sich auch endlich an der Börse...

Telefónica lässt sich für Verkäufe mehr Zeit

ths Madrid

Auf der Hauptversammlung Mitte April hatte der Vorsitzende von Telefónica, José María Álvarez-Pallete, den Aktionären versprochen, alles zu tun, damit die sich aufhellende Geschäftslage des spanischen Telekomkonzerns sich auch endlich an der Börse widerspiegelt. Das scheint nun einzutreten. Der Kurs, der im vergangenen Jahr wegen der Pandemie die Hälfte seines Wertes verloren hatte, steigt seit der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag und erreichte am Montag einen neuen Jahreshöchststand.

Die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten 2021 übertraf die Erwartungen der Analysten. Vor allem der Fortschritt beim Abbau der immens hohen Schulden wird unter die Lupe genommen. Ende März lagen die Verbindlichkeiten von Telefónica bei 35,8 Mrd. Euro, 6,4% weniger als ein Jahr zuvor. Doch sobald die bereits beschlossenen Verkaufsoperationen vollzogen werden, sinken die Schulden weiter auf 26 Mrd. Euro, erklärte das Unternehmen. In fünf Jahren haben sich die Altlasten damit halbiert.

Telefónica hat ihre britische Tochter O2mit Virgin Media fusioniert und zuletzt Aktiva verkauft, wie Mobilfunktürme an American Tower für 7,7 Mrd. Euro. Es geht bei der Strategie aber nicht allein um große Deals. Dem Unternehmen liegen Angebote für seine Logistiktochter Zeleris vor, deren Verkauf 100 Mill. Euro einbringen soll, berichteten spanische Medien am Montag. Nach dem Verkauf von Tochtergesellschaften in Mittelamerika suchen die Spanier weiter nach Interessenten für die übrigen Aktiva in Lateinamerika, mit Ausnahme von Brasilien. „Dank der erfolgreichen Operationen der letzten Zeit haben wir die Flexibilität gewonnen, um den Zeitpunkt für Entscheidungen zum korrekten Wert auszuwählen“, erklärte Finanzvorstand Laura Abasolo, die auch die Sparte Hispanoamerika leitet, vor Analysten.

Die Veräußerung weiterer Aktiva in Lateinamerika, einst der Stolz des spanischen Konzerns, hätte nach Ansicht von Experten positive Auswirkungen bezüglich der hohen Volatilität, die den Spaniern zuletzt regelmäßig die Bilanz verhagelt hat. „Die Abhängigkeit von lateinamerikanischen Währungen erhöht das Risikoprofil des Konzerns“, befinden die Analysten von Bankinter.

Abgesehen von Veräußerungen von Aktiva sucht Telefónica Partner beim Ausbau der Glasfasernetze. In Deutschland hat sich das Unternehmen mit der Allianz zusammengetan, um ländliche Gegenden ans schnelle Netz anzuschließen. Mit den ersten Kunden will man schon in diesem Monat beginnen, sagte Ángel Vilá, der CEO von Telefónica, auf der Analystenkonferenz.

Auch in Brasilien und Chile hat der Konzern Partner für die Netze gefunden. Das Glasfasernetz in Spanien habe jedoch strategische Bedeutung und stehe nicht zur Disposition, unterstrich Vilá.