US-Zugpferd

Telekom hält das Tempo

Die wachstumsstarke US-Tochter gewinnt im Telekom-Konzern immer mehr an Gewicht. Ihr Anteil am operativen Ergebnis steigt im ersten Quartal auf rund 62%. Fürs Gesamtjahr wird der Bonner Konzern etwas optimistischer

Telekom hält das Tempo

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom hat im ersten Quartal ihr bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen, ohne Leasing (bereinigtes Ebitda AL) um mehr als 40% gesteigert. Sie hält damit das Tempo des Vorjahres, in dem sie zum Quartalsende nach langem Ringen endlich die Übernahme des Wettbewerbers Sprint durch T-Mobile US unter Dach und Fach gebracht hatte. Der Konzernumsatz machte infolgedessen ebenfalls einen Sprung, um gut 32%. Optimistischer fürs Gesamtjahr wird die Telekom indes nicht nur aufgrund des ungebremsten Wachstums in den USA. Auch im Heimatmarkt ist der Konzern beim Ergebnis vorangekommen und hat damit Analysten positiv überrascht.

Finanzvorstand Christian Illek sagte in einer Telefonkonferenz, die Telekom rechne im Geschäft außerhalb der USA nun mit einem bereinigten Ebitda AL von 14,4 Mrd. Euro, 100 Mill. Euro mehr als ursprünglich angenommen. Das Gleiche gelte für den Free Cash-flow (ex USA), der ebenfalls 100 Mill. Euro höher ausfallen und nun bei 3,6 Mrd. Euro landen soll. Insgesamt will die Telekom im Konzern beim Ebitda AL nun 200 Mill. Euro mehr liefern und so bei „mehr als 37 Mrd. Euro“ herauskommen. 2020 waren operativ 35 Mrd. Euro verdient worden. Der Free Cash-flow AL, den 2020 Integrationskosten für Sprint belastet hatten, soll ebenfalls um 200 Mill. Euro höher und damit über 8 Mrd. Euro landen.

Große Sprünge macht die Telekom indes nicht nur bei Umsatz und Ergebnis, auch die Nettoschulden zogen im Berichtsquartal um 9,3 Mrd. Euro an. Der Cash-flow von 4,1 Mrd. Euro wurde dabei überkompensiert durch Aufwendungen von 8 Mrd. Euro für den Erwerb von Mobilfunkspektrum in den USA, wodurch T-Mobile US ihre „Spitzenposition“ im Wettbewerb bei 5G ausgebaut habe, so Illek. Hinzu kamen um 1 Mrd. Euro erhöhte Leasingkosten in den USA sowie 3,8 Mrd. Euro aus Wechselkursveränderungen. Insgesamt lagen die Nettofinanzverbindlichkeiten bei 130 Mrd. Euro. Die Verschuldung steigt damit einschließlich Leasingverpflichtungen auf den Faktor 2,98 des bereinigten Ebitda. Ohne Leasingkosten ergab sich ein Faktor 2,6. Die Werte liegen außerhalb des Zielbandes, das sich die Telekom für den Erhalt ihres Ratings gesetzt hat. Derzeit hat Moody’s ihre Bewertung von „Baa1“ mit einem negativen Ausblick versehen. Illek betonte, die Telekom rechne damit, dass bei der Verschuldung in diesem Jahr der „Höchstwert“ erreicht werde. Danach sollten die Ergebnisentwicklung und ein starker Mittelzufluss die Situation wieder entspannen.

Die Einbeziehung von Sprint belastet auch das bereinigte Konzernergebnis, das um 6,5% auf 1,2  Mrd. Euro zurückfiel. Dabei kommen vor allem die durch die Verschuldung gestiegenen Zinskosten sowie ein höherer Ergebnisanteil der außenstehenden Aktionäre von T-Mobile US zum Tragen.

Operativ läuft es laut Illek indes in allen Konzernbereichen rund, mit Ausnahme der Geschäftskundensparte T-Systems. „Dort sehen wir Wachstum im Cloud-Bereich, aber das ist noch nicht ausreichend, um den Umsatzdruck in der klassischen IT aufzufangen“, sagte der Manager. Die Umsätze der Sparte, die sich seit Jahren im Dauerreparaturbetrieb befindet, waren um 4,4% rückläufig, organisch lag das Minus bei 3,1%. Der Vorstand macht indes Anzeichen einer Stabilisierung aus und rechnet fürs Gesamtjahr in dem Segment mit einem gegenüber Vorjahr unveränderten Ebitda AL. Unter den anderen Konzernbereichen hat sich neben den USA insbesondere auch der Heimatmarkt gut entwickelt. Die US-Toch­ter steigerte ihr operatives Ergebnis auch in organischer Betrachtung prozentual zweistellig, um 10,7% oder 552 Mill. Euro. In Dollar hat sich der tatsächliche Gewinn dank der Sprint-Übernahme glatt verdoppelt.

In Deutschland trugen ein „werthaltiges Umsatzwachstum“ von 1,9% wie auch Kostensenkungen dazu bei, dass das bereinigte Ebitda AL im ersten Vierteljahr um 3,4% vorankam. Während zuvor in der Regel der Mobilfunk die Triebfeder des Geschäfts hierzulande war, hat dieses Segment durch Shop-Schließungen und fehlende Roamingentgelte infolge der Coronakrise derzeit mehr zu kämpfen. Die Service-Erlöse fielen um 0,8% leicht zurück, während sie im Festnetz um 1,7% organisch zulegten.

Auch die Nettoneuzugänge im TV-Geschäft blieben mit 32000 gegenüber 60000 deutlich hinter dem Vorjahresquartal zurück. Die Telekom will hier mit einer umfassenden Berichterstattung über die Fußball-Europameisterschaft die Attraktivität wieder erhöhen. Sie treibt auch den Glasfaserausbau voran, in den das Gros der Investitionen hierzulande fließt. Die Zahl der Direktanschlüsse der Telekom stieg auf 2,3 Millionen Haushalte. Das Europa-Geschäft trat im Berichtsquartal mehr oder minder auf der Stelle, organisch ergab sich aber ein Plus von 4,1% beim bereinigten Ebitda AL.

Deutsche Telekom
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20212020
Umsatz26 39019 943
 Inland (%)23,630,3
 Ausland (%)76,469,7
Ebitda10 3616 940
Ebitda, bereinigtes AL9 2456 544
Betriebsergebnis3 5192 511
Konzernergebnis936916
Ergebnis je Aktie (Euro)0,200,19
Operativer Cash-flow8 3073 960
NettofinanzschuldenAL129 53077 394
Börsen-Zeitung
Deutsche Telekom Segmente 1. Quartal
2021 2020
in Mill. EuroUmsatzEbitda *UmsatzEbitda *
Deutschland5 9422 3055 8302 230
USA16 4835 70610 1573 160
Europa2 7299462 759936
T-Systems1 015621 06260
Group Development782316708269
Verwaltung625– 84634– 103
*) bereinigt After LeasesBörsen-Zeitung