Zukauf

Telekom stockt bei T-Mobile US auf

Die Telekom kommt bei der Kapitalreallokation voran. Sie nutzt einen Teil des Verkaufserlöses von T-Mobile NL, um bei ihrer US-Tochter näher an die Mehrheitsschwelle ranzurobben.

Telekom stockt bei T-Mobile US auf

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom nähert sich mit einer erneuten Aufstockung ihres Anteils an T-Mo­bile US der Mehrheitsschwelle bei ihrer wichtigsten Tochtergesellschaft. Für insgesamt 2,4 Mrd. Dollar übernimmt der Bonner Konzern 21,2 Millionen Aktien aus dem Besitz von Softbank zu einem Preis von durchschnittlich 113 Dollar je T-Mobile-US-Aktie. Entsprechende Call-Optionen hatte die Telekom im Juli 2020 mit dem japanischen Unternehmen vereinbart. In dem aktuellen Paket zahlt sie für 11,8 Millionen Papiere einen festen Preis von jeweils 101,46 Dollar. Weitere 9,3 Millionen Titel erwirbt sie auf Basis eines gewichteten Durchschnittskurses für 128,68 Dollar je Aktie, wie mitgeteilt wird. Die T-Aktie kletterte um 1% auf 17,23 Euro.

Zur Finanzierung nutzt die Telekom einen Teil des Barerlöses aus dem Verkauf von T-Mobile NL, der insgesamt 4 Mrd. Euro in die Kasse gespült hat. Die Telekom hat noch bis Juni 2024 Zeit, flexible Call-Optionen gegenüber Softbank auszuüben und bei T-Mobile US über die 50-Prozent-Schwelle zu kommen. Allerdings dürfte sie den Zeitpunkt für den Kauf der restlichen 34,8 Millionen von insgesamt 101 Millionen Aktien, die die Vereinbarung mit Softbank umfasst, von weiteren außerordentlichen Mittelzuflüssen abhängig machen, denn die Gesamtverschuldung von zuletzt netto 132 Mrd. Euro (per Ende 2021) lässt beim Fremdkapital keinen Spielraum.

Üppiger Vorrat

Auf der jüngsten Hauptversammlung hat sich die Telekom einen üppigen Vorratsbeschluss von 30% des Grundkapitals genehmigen lassen, so dass sie bei Bedarf auch auf die Ausgabe neuer Aktien zurückgreifen kann. Bei der Bekanntgabe der Vereinbarung mit Softbank hatte der Vorstand diese Möglichkeit explizit in Betracht gezogen.

Allerdings hatte Finanzvorstand Christian Illek kürzlich auch erklärt, dass die Telekom ihre Beteiligung an der US-Tochter auch über eine Nichtteilnahme an deren geplantem Aktienrückkauf ausbauen könnte. Die Option stößt indes bei den freien T-Aktionären nur begrenzt auf Verständnis, denn diese haben auf der Hauptversammlung vor einer Woche bereits ihren Unmut darüber geäußert, dass sich die Telekom von der Tochter keine Dividenden auszahlen lässt.

Hohe Investitionen

Dies wäre prinzipiell möglich, weil sie T-Mobile US über eine entsprechende Aktionärsvereinbarung auch ohne Mehrheit bereits voll konsolidiert. Die milliardenschweren Investitionen in zusätzliches Mobilfunkspektrum, die die Tochter wiederholt aufbringen musste, standen jedoch bisher dagegen.

Grundsätzlich favorisiert die Telekom aus steuerlichen Gründen das Instrument des Aktienrückkaufs ge­genüber einer Dividende bei T-Mobile US, wie Illek betont hatte. Zum Zwecke der Aufstockung würde sie das Instrument aber in diesem Fall nicht nutzen. Darüber hinaus arbeitet das Team um Vorstand Thorsten Langheim mit Hochdruck an einer optimalen Verwertung der Funkturmgesellschaft DFMG der Telekom. Die Sparte steht im Schaufenster, Investoren stehen Konzernchef Tim Höttges zufolge Schlange. Aber die Meinungsbildung ist innerhalb der Telekom offenbar noch nicht abgeschlossen. Der europäische Branchenprimus Cellnex soll nur dann Interesse haben, wenn er die Mehrheit übernehmen kann.

Auch Minderheit möglich

Die Telekom hat mit dem börsennotierten spanischen Funkturmbetreiber bereits eine Transaktion für die Funktürme von T-Mobile NL, die aus der damaligen Tochter herausgelöst wurden, strukturiert, wobei sie weiterhin an der Wertentwicklung des lukrativen Geschäfts teilhat. Unter den potenziellen Bietern für die DFMG sind Finanzinvestoren um den erfahrenen Funkturmkäufer KKR sowie die hiesigen Konkurrenten Vantage Towers und American Tower, die den deutschen Markt konsolidieren wollen. Diese Interessenten würden auch mit einer Minderheit an der Funkturmgesellschaft vorliebnehmen. Dennoch könnten sich in diesem Fall die Kartellwächter querstellen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.