Teurer Stahl setzt Jungheinrich zu
kro Frankfurt
Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich sieht sich für die vor ihm liegenden Schwierigkeiten, die sich aus den direkten und indirekten Folgen des Ukraine-Kriegs und der Corona-Pandemie ergeben, dank brummender Geschäfte aus dem Vorjahr gerüstet. Mit einem 2021 erzielten Auftragseingang und Umsatz leicht über der Prognosespanne und einer überproportionalen Steigerung der Profitabilität gebe es nun „eine gute Basis, mit der wir den einen oder anderen Rückgang im Wirtschaftsgeschehen ertragen werden können“, sagte Konzernchef Lars Brzoska bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
Der Krieg in der Ukraine führe zu einer enormen Unsicherheit bei Kunden in Europa, der mit Abstand wichtigsten Absatzregion von Jungheinrich. „Fast jedes Unternehmen stellt sich derzeit die Frage, ob es seine Investitionen noch so durchführen kann wie geplant“, so Brzoska weiter. Der Auftragseingang dürfte daher aus Sicht des Managements nicht ganz an den Wert aus dem Vorjahr von 4,9 Mrd. Euro heranreichen.
Preise steigen immer weiter
Auch beim Ebit werde Jungheinrich „härtere Einschläge erfahren“, da sich die Kostenexplosion in der Beschaffung von wichtigen Vormaterialien wie Stahl und Elektronikbauteilen aller Wahrscheinlichkeit noch fortsetzen werde. „2020 hatten wir einen Stahlpreis von durchschnittlich 500 Euro die Tonne. Das stieg 2021 dann auf 700 Euro die Tonne. Zuletzt im März lagen wir bei 1300 bis 1400 Euro die Tonne. Der Ausblick für die nächsten Monate zielt nun auf 2000 Euro die Tonne ab“, zeichnete Brzoska die Entwicklung nach.
„Solch dramatische Preissteigerungen waren nicht in unserer ursprünglichen Planung enthalten.“ Das Ebit werde daher deutlich unter den im Jahr 2021 erzielten 360 Mill. Euro liegen. Wegen des hohen Auftragsbestands rechnet der MDax-Konzern aber zumindest beim Umsatz mit einer leichten Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, als die Erlöse bei 4,2 Mrd. Euro lagen.
Mit den angespannten Lieferketten werde man in diesem Jahr ebenfalls weiter zu kämpfen haben, sagte der CEO. Bislang laufe die Produktion zwar stabil und mit weitreichenden Stillständen sei auch absehbar nicht zu rechnen. In der Lieferkette des Konzerns gebe es dank eines verstärkten Managements mittlerweile deutlich mehr Transparenz und eine bessere Datenbasis − „nicht nur über Tier-1-Lieferanten, sondern auch über die nachfolgenden Ebenen“, wie Brzoska der Börsen-Zeitung erklärt. „Wir haben mehr Alternativen als zuvor. Wir arbeiten auch intensiv daran, das weiter auszubauen.“ Eine Störung in der Lieferkette lasse sich aber dennoch nicht zu 100 % verhindern. Zu all dem kämen noch die Probleme in der Transportlogistik, die mit immer höheren Frachtkosten einhergehen und mit der Unsicherheit, ob Container, die bestellt wurden, überhaupt ankommen. Die Materialversorgungssicherheit insgesamt sei „nicht gewährleistet“.
Mittel- und langfristig geht der CEO dennoch von einem profitablen Wachstum aus. Bis 2025 soll der Umsatz organisch auf 5,5 Mrd. Euro steigen und die Ebit-Rendite auf 8 bis 10 %. Dafür ist auch in diesem Jahr ein Ausbau der personellen Kapazitäten geplant. In Tschechien soll ein neues Werk für die Produktion von Schubmaststaplern mit 350 Arbeitsplätzen entstehen. Das Budget dafür liegt bei rund 60 Mill. Euro.
Jungheinrich | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Auftragseingang | 4868 | 3777 |
Auftragsbestand | 1519 | 821 |
Umsatz | 4240 | 3809 |
Ebit | 360 | 218 |
Ebit-Rendite in % | 8,5 | 5,7 |
Nettoergebnis | 267 | 151 |
Investitionen | 71 | 75 |
Mitarbeitende in FTE | 19103 | 18103 |
Dividende je Vorzugsaktie | 0,68* | 0,43 |
*) VorschlagBörsen-Zeitung |