Übernahme

Thoma Bravo kauft Anaplan

Die Kassen der Finanzinvestoren quellen derart über vor Kapitalzusagen, dass sie börsennotierte Unternehmen zu hohen Preisen erwerben. Der jüngste Public-to-Private-Deal: Thoma Bravo übernimmt die Finanzsoftwarefirma Anaplan.

Thoma Bravo kauft Anaplan

cru Frankfurt

Die Welle der Private-Equity-Deals im Softwaresektor setzt sich fort. Der US-Finanzinvestor Thoma Bravo will das börsennotierte kalifornische Softwareunternehmen Anaplan für 10,7 Mrd. Dollar erwerben. Das Private-Equity-Haus kommt bei der geplanten Übernahme ganz ohne klassische Bankkredite aus – die Fremdfinanzierung kommt ausschließlich von spezialisierten Privatkreditfirmen, die keine Banken sind. Der Kauf des in San Francisco ansässigen Softwareunternehmens wird von Blackstone Credit, Apollo Global Management, Golub Capital und Owl Rock Capital finanziert. Offenbar wurden Banken angesichts der bevorstehenden Zinserhöhungen durch die Notenbanken vom negativen Cashflow bei Anaplan abgeschreckt. Der Deal soll in der ersten Jahreshälfte 2022 zum Abschluss kommen – vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung sowie der Zustimmung der Aktionäre von Anaplan.

Thoma Bravo bietet 66 Dollar je Anaplan-Aktie. Das entsprich einem Aufschlag von 30% auf den von Übernahmespekulationen unbeeinflussten Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Anaplan meldete für das vierte Quartal einen Umsatz von 163 Mill. Dollar – ein Anstieg von 33% gegenüber dem Vorjahr. Anaplan bietet eine SaaS-Plattform für „vernetzte Planung“ an. Unternehmen sollen damit ihre Finanzen, die Logistik, den Vertrieb, das Personalwesen und ihre Marketingaktivitäten verwalten können. Das Unternehmen sitzt in San Francisco. Es hat eigenen Angaben zufolge rund 175 Partner und 1900 Kunden.

Welle von Transaktionen

Damit setzt sich die Welle der Public-to-Private-Deals fort. Ende 2021 verfügte die Private-Equity-Branche laut Unternehmensberatung Bain über 3,4 Bill. Dollar nicht investiertes Ka­pital, davon 1 Bill. Dollar in Buy-out-Fonds – 300 Mrd. Dollar mehr als im Jahr 2020 und doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Zunehmend nutzt die Branche Public-to-Private-Transaktionen, um höhere Summen zu investieren. Deren Wert stieg binnen eines Jahres um 57% auf 469 Mrd. Dollar. Die größte Transaktion dieser Art war die Übernahme des bis dahin börsennotierten IT-Security-Anbieters McAfee in den USA.

Solche Transaktionen sind teuer. Im Schnitt wurde 2021 bei Public-to-Private-Deals laut Bain das 19-Fache vom operativen Gewinn (Ebitda) gezahlt. Das ist das 1,6-Fache des Marktdurchschnitts. So viel wurde zuletzt kurz vor Beginn der großen Finanzkrise 2008 gezahlt. Allerdings waren damals auch die Public-to-Private-Deals größer mit oftmals mehr als 25 Mrd. Dollar pro Transaktion.

Generell hat die Bedeutung des Techsektors, und hier insbesondere der Softwareszene, kontinuierlich zugenommen. Im Jahr 2021 fand in diesem Segment nach den Daten von Bain bereits jeder dritte Buy-out-Deal statt, vor zehn Jahren waren es noch nicht einmal 20% gewesen. Thoma Bravo gilt als Investor mit Expertise und hat bereits einige Milliardendeals im Softwaremarkt vollzogen. Im vergangenen Jahr übernahm die in Chicago und San Francisco beheimatete Investmentgesellschaft den kalifornischen IT-Security-Dienstleister Proofpoint für 12 Mrd. Dollar. 2019 kaufte der Finanzinvestor den britischen Antivirushersteller Sophos für knapp 4 Mrd. Dollar. Zu den weiteren Übernahmen von Thoma Bravo zählen unter anderem Imperva, Barracuda und Networks.

Bei der Übernahme von Anaplan durch Thoma Bravo kommen nun die Giganten des expandierenden privaten Kreditgeschäfts mit einem Marktvolumen von 1,12 Bill. Dollar als Finanzierer des Deals ins Spiel. Private Kredite werden oft in einer großen Unitranche von mehr als 1 Mrd. Dollar angeboten. Sie sind zwar risikoreicher als herkömmliche Kredite, bieten den Anlegern aber höhere Renditen.

Viele Direktkredite

Die Softwarebranche ist ein fruchtbarer Boden für direkte Kreditgeber: Owl Rock gewährte Calypso Technology im Jahr 2021 ein Darlehen in Höhe von 2,3 Mrd. Dollar. Ares Management und Blackstone schlossen sich für eine Kreditfazilität in Höhe von 2 Mrd. Dollar für die Übernahme von Mimecast zusammen.

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