Thyssenkrupp trotzt dem widrigen Umfeld
ab Köln – Thyssenkrupp hat die Aufholjagd im dritten Quartal fortgesetzt. Zwar belasteten die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise auf der Kostenseite, in den Stahlgeschäften konnten diese jedoch mehr als kompensiert werden. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) hat sich im Konzern auf 721 (i.V. 266) Mill. Euro fast verdreifacht, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Vor allem Steel Europe profitierte von den höheren Margen, hier vervielfachte sich das bereinigte Ebit auf 376 (19) Mill. Euro. Wertkorrekturen infolge der gestiegenen Zinsen drückten das den Thyssen-Aktionären zustehende Periodenergebnis mit 76 (i.V. 125) Mill. Euro jedoch unter den Vorjahreswert.
An der operativen Ergebnisprognose für das im September zu Ende gehende Geschäftsjahr hält der Traditionskonzern fest. Kalkuliert wird mit einem bereinigten Ebit von mindestens 2 Mrd. Euro. Den von Analysten angesetzten 2,3 Mrd. Euro wolle er nicht widersprechen, sagte Finanzchef Klaus Keysberg in der Pressekonferenz. Allerdings blähen die gestiegenen Rohstoff- und Materialpreise das Nettoumlaufvermögen auf, so dass der freie Cashflow vor M&A weiterhin negativ ausfällt. Für das Gesamtjahr wird mit einem Mittelabfluss in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe kalkuliert. Um dieses Ziel zu erreichen, muss im vierten Quartal ein deutlich positiver Cashflow erwirtschaftet werden, nachdem in den ersten neun Monaten 2 Mrd. Euro abgeflossen sind.
Unter dem Strich wird gleichwohl etwas weniger hängen bleiben als bislang erwartet. Statt „mindestens 1 Mrd. Euro“ wird nun ein hoher dreistelliger Millionengewinn avisiert. Grund dafür sind die Wertkorrekturen, die sich im dritten Quartal auf 480 Mill. Euro beliefen. Mit 390 Mill. Euro entfiel das Gros dabei auf die Stahlsparte. An der Geschäftsplanung habe sich jedoch nichts geändert, sagte Keysberg, lediglich der Diskontierungsfaktor sei nun höher. Der Nutzungswert der Sparte belaufe sich unverändert auf 6,5 Mrd. Euro.
Die gestiegenen Kapitalmarktzinsen spielen Thyssenkrupp aber an anderer Stelle in die Karten, haben sich die Pensionsverbindlichkeiten im Berichtsquartal doch um 1,1 Mrd. Euro auf 6 Mrd. Euro verringert. In der Folge erhöhte sich die Eigenkapitalquote auf über 30%.
Zwar weisen die Essener im Risikobericht explizit auf das Risiko einer möglichen Unterversorgung mit Gas hin, schlagend werden dürfte dieses Risiko aber allenfalls im kommenden Geschäftsjahr, das im Oktober anläuft. So weit machbar würden in allen Geschäftssegmenten die Möglichkeiten zur Gaseinsparung oder -substitution genutzt. Diese Notwendigkeit ergebe sich allein aus den gestiegenen Gaspreisen. Auf Spekulationen, was im Falle einer Gaszuteilung durch die Bundesnetzagentur passiere, ließ sich Keysberg nicht ein.
Auch zu dem in Arbeit befindlichen Spin-off der Stahlsparte gab sich Keysberg wortkarg. Hierfür bedürfe es vor allem eines klaren Geschäftsplans, der die Transformation hin zu grünem Stahl beinhalte. Hier sei Thyssenkrupp auf konkrete Förderzusagen aus Brüssel und Berlin angewiesen. Dabei gehe es nicht nur um Investitionshilfen, sondern auch um Unterstützung bei den höheren operativen Kosten.
Thyssenkrupp | ||
Konzernzahlen* nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021/2022 | 2020/2021 |
Auftragseingang | 33 906 | 25 260 |
Umsatz | 30 671 | 24 575 |
Bereinigtes Ebit | 1 901 | 564 |
Ebit-Marge (%) | 6,2 | 2,3 |
Ebit | 1 396 | 284 |
Periodenergebnis | 801 | −168 |
Free Cashflow vor M&A | −2 042 | −953 |
Nettofinanzposition | 1 969 | 3 986 |
Eigenkapital | 14 085 | 10 756 |
*) Geschäftsjahr zum 30.9.Börsen-Zeitung |