Tiktok-Rivale Kuaishou lässt die Anleger verzweifeln
nh Schanghai
Chinas zweitgrößter Videoplattformbetreiber Kuaishou Technology gerät nach einer enttäuschenden Ergebnisvorlage bei den Anlegern in Verruf. Zwar konnte der härteste Rivale des Branchenprimus Bytedance und ihres Tiktok-Dienstes auch im ersten Geschäftsquartal ein strammes Wachstum aufweisen, doch bereiten hohe Kosten und wachsende Anlaufverluste zunehmend Sorgen.
Kuaishou, die sich im Gegensatz zu Bytedance nur auf eine Video-Sharing-App als Haupteinnahmequelle stützt, ist es einerseits gelungen in Sachen Erlöswachstum mit einem Anstieg der Umsätze um 37 % auf 17 Mrd. Yuan (2,2 Mrd. Euro) hochgesteckte Analystenerwartungen zu erfüllen. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer wuchs von 495 auf 520 Millionen. Allerdings wurde der Kundenerfolg mit stark anziehenden Marketingkosten erkauft, die den Nettoverlust der Gesellschaft von 30,5 auf 57,8 Mrd. Yuan − und damit auf mehr als das Dreifache des Erlösvolumens − haben anschwellen lassen.
In Reaktion auf den Verlustanstieg kam es am Dienstag zu einer heftigen Abverkaufswelle, der den Kuaishou-Kurs um 11,5 % auf 205,6 HK-Dollar einbrechen ließ. Damit erreicht die Anfang Februar nach einem 5,4 Mrd. Dollar schweren Initial Public Offering (IPO) neu an die Hongkonger Börse gekommene Firma einen vorläufigen Tiefpunkt.
Kurs auf Rekordtief
Das Kuaishou-IPO hatte Anfang Februar inmitten einer noch intakten Rally für Technologieaktien für regelrechte Furore gesorgt, nachdem es zu einer rekordhohen Überzeichnung der Offerte seitens der Retailanleger und einem raketenhaften Anstieg der Erstnotiz um 160 % gekommen war. Einerseits weist der Kurs trotz des gegenwärtigen Rekordtiefs noch immer gut das Doppelte des Emissionspreises auf; andererseits jedoch haben die Titel seit Erreichen eines Allzeithochs bei 415HK-Dollar zur Februarmitte, nun praktisch genau die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.
Von chinesischen Start-up-Unternehmen im E-Commerce- und Unterhaltungssektor ist man es gewöhnt, dass sie im aufgeheizten Wettbewerbsumfeld zunächst mit einem extrem hohen Investitionsmittelverbrauch (Cash Burn) ihre Marktposition zu etablieren versuchen. Bei Kuaishou aber beginnen die Investoren zu zweifeln, ob mit der Kurzvideoplattform, die ähnlich wie Tiktok bei jüngeren Kunden als angesagtes soziales Medium gilt, auch vergleichbare Monetisierungserfolge anstehen.
Kuaishou steht hier noch ziemlich am Anfang, während Bytedance mit ihrem in China unter dem Namen Douyin laufenden Tiktok-Dienst bereits erfolgreiche Ansätze mit angedockten E-Commerce-Diensten und hohen Werbeeinnahmen zu verzeichnen hat.
Kuaishou ist mittlerweile zwar ebenfalls mit Werbeeinnahmen und auch E-Commerce-Aktivitäten unterwegs, zieht jedoch einen signifikanten Anteil ihrer Umsätze aus sogenannten virtuellen Geschenken. Diese werden von App-Nutzern an Livestream-Entertainer als Belohnung verteilt, wobei die Plattform auf Kommissionsbasis mitverdient.
Hürden fürs Geschäftsmodell
Dem Geschäftsmodell stehen einige Hindernisse entgegen, zumal die chinesische Regierung Regulierungsmaßnahmen eingeleitet hat, die verhindern sollen, dass Jugendliche einen zu großen Anteil ihrer Freizeit mit Videodiensten verbringen und sich dabei mit virtuellen Geschenken in Unkosten stürzen.