Kapitalausgaben der Halbleiterindustrie

Big Tech kürzt Investitionen

Die globalen Chip-Riesen investierten im abgelaufenen Jahr weniger in Halbleiter für Elektroautos und Industrieanwendungen und konzentrierten sich auf Chips für KI-Anwendungen. Dieser Trend könnte sich im neuen Jahr noch einmal verstärken.

Big Tech kürzt Investitionen

Chip-Riesen investieren weniger

Branche konzentriert sich auf KI-Anwendungen – Überkapazitäten befürchtet

Die Top-10-Halbleiterunternehmen investierten im abgelaufenen Jahr weniger in Produkte für Elektroautos und Industrieanwendungen, während KI-Chips einen wachsenden Anteil der Kapitalausgaben ausmachten. Dieser Trend könnte sich 2025 nach Ansicht des Maschinenbauers Tokyo Electron noch einmal verstärken.

mf Tokio

Die zehn führenden globalen Halbleiterunternehmen, darunter TSMC, Samsung Electronics, Intel, SK Hynix, SMIC und ASML, haben ihre Investitionsausgaben im Geschäftsjahr 2024 gegenüber ihren ursprünglichen Prognosen um 9,5 Mrd. Dollar auf 123,3 Mrd. gesenkt. Das entspricht einem Rückgang von 2% zum Jahr 2023. Damit lagen die Kapitalausgaben der Top-10-Hersteller 2024 zum zweiten Mal in Folge unter dem Vorjahresniveau. Ursprünglich wollten die Branchenriesen ihre Investitionen im Jahr 2024 um 6% zum Vorjahr erhöhen. Aber es wuchsen in erster Linie die Ausgaben für Anwendungen der künstlichen Intelligenz, während die Investitionen in Halbleiter für die Autoindustrie wegen der schwächeren EV-Nachfrage schrumpften.

Fokus liegt auf künstlicher Intelligenz

Die zögerliche Haltung lässt sich auch damit erklären, dass die USA, die EU und Japan den Bau von Halbleiterfabriken mit hohen Subventionen fördern. Dadurch wächst die Gefahr von Überkapazitäten. Laut der Industriegruppe SEMI sind weltweit nur 70% der Chip-Kapazitäten ausgelastet – deutlich weniger als die Auslastung von 80%, die als gesund gilt.

Für das neue Jahr erwartet der Technologie-Marktforscher Omdia keine Trendwende. „Das Tempo der Investitionen in neue Fabriken in China hat sich verlangsamt“, warnte Omdia-Forscher Akira Minamikawa. „Die weltweiten Investitionen in Halbleiter werden wahrscheinlich auch 2025 sinken.“ Nach Ansicht des weltweit führenden Chip-Maschinenbauers Tokyo Electron wird KI das beherrschende Thema der Branche bleiben.

Kapital für Maschinen

„KI wird 2025 bis zu etwa 40% der Investitionen in Halbleiterfertigungsanlagen ausmachen, gegenüber etwa 30% im vergangenen Jahr“, sagte CEO Toshiki Kawai im Nikkei-Interview. Nach den HBM-Dram-Speichern werde künftig auch das Geschäft mit Nand-Flash-Speichern für KI-Anwendungen wachsen. Laut seinen Angaben hat sich der Anteil von Maschinen und Geräten am Branchenumsatz innerhalb von zehn Jahren auf fast 20% verdoppelt, da mit jeder Verkleinerung der Chipstrukturen die Zahl der Prozessschritte zunimmt.

Der Marktforscher World Semiconductor Trade Statistics schätzt die globalen Halbleiter-Umsätze 2024 auf 626,8 Mrd. Dollar. Das entspricht einem Anstieg von 19% im Vergleich zum Vorjahr. Auch dieses Umsatzwachstum konzentrierte sich stark auf KI, während andere Bereiche wie Automobil- und Industriechips hinterherhinkten. Nach Ansicht von Tokyo Electron-Chef Kawai werden sich die Einnahmen der Halbleiterindustrie bis 2030 auf 1 Bill. Dollar gegenüber 2024 nahezu verdoppeln. KI-Halbleiter werden davon 70% ausmachen, meinte Kawai.

Kürzungen bei Intel

Intel kürzte seine Investitionspläne für 2024 um über 5 Mrd. Dollar auf 30 Mrd. Dollar, nachdem der Chippionier im dritten Quartal einen Rekordverlust einfuhr. Samsung Electronics investierte 35 Mrd. Dollar, ein Minus von 1% und der erste Rückgang seit fünf Jahren. Das Geschäft mit KI-Speicherchips und das Auftragsgeschäft für Prozessoren laufen nicht rund. Dagegen hielt Chinas größter Auftrags-Chiphersteller SMIC seine Kapitalausgaben auch dank staatlicher Hilfe auf dem Rekordniveau des Vorjahres.

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