Toyota-Gründerfamilie schlägt rekordhohen Buy-out von Zulieferfirma vor
Akio Toyoda will Toyota Industries kaufen
Buy-out beim Zulieferer für 37 Mrd. Euro würde Gründerfamilie stärken
mf Tokio
Die Toyota-Gruppe steht vor einer einschneidenden Änderung ihrer Struktur. Akio Toyoda, Gründerenkel und Chairman von Toyota, und seine Familie haben dem Zulieferer Toyota Industries laut einem Bloomberg-Bericht einen Buy-out mit einem Preisaufschlag von 40% vorgeschlagen.
Mit einem Kaufpreis von 6 Bill. Yen (37 Mrd. Euro) wäre es einer der größten Buy-outs weltweit. Der Mutterkonzern Toyota teilte mit, man ziehe verschiedene Möglichkeiten in Betracht, einschließlich einer Teilinvestition. Toyota Industries, die von Toyodas Urgroßvater Sakichi gegründete Ursprungsfirma der Gruppe, stellt heute Autoteile, Gabelstapler und – wie anfangs – auch noch Webstühle her.
Sonderausschuss eingesetzt
Der Zulieferer erklärte per E-Mail, Vorschläge zur Privatisierung durch eine Zweckgesellschaft erhalten zu haben, jedoch kein Übernahmeangebot vom Toyota-Vorsitzenden oder der Toyota-Gruppe. Man habe einen Sonderausschuss eingesetzt und Berater damit beauftragt, den Vorschlag zu prüfen.
An der Tokioter Börse schlossen die Aktien von Toyota Motor am Montag 3,6% fester. Wegen einer Flut von Kaufaufträgen kam zunächst kein Handel mit Papieren von Toyota Industries zustande; zum Handelsende wurden sie knapp 23% höher taxiert. Ein größeres Plus war wegen der japanischen Börsenregeln nicht möglich. Die Papiere anderer großer Töchter von Unternehmensgruppen zogen ebenfalls an, da Anleger spekulierten, auf den Buy-out bei Toyota Industries könnten weitere Restrukturierungen folgen.
Widersprüchliche Bewertung
Die Privatisierung von Toyota Industries könnte einerseits das komplexe Netz der Kreuzbeteiligungen in der Gruppe vereinfachen, die feindliche Übernahmen ursprünglich erschweren sollten. Bei deren Abbau zählt Toyota zu den Nachzüglern in Japan. Die Konzernmutter hält 24,2% an Toyota Industries, der wiederum 9,1% an Toyota Motor und 5,4% am Hauptzulieferer Denso gehören. Toyota Real Estate mit Akio Toyoda als Chairman hält 5,3% an Toyota Industries.
Ein Buy-out würde den Einfluss der Gründerfamilie stärken, was aus Sicht der Corporate Governance eher ein Rückschritt wäre. Der 68-jährige Toyoda hält 0,14% der Anteile an Toyota Motor. Er trat im Frühjahr 2023 nach 14 Jahren als CEO zurück und übergab das Zepter an Koji Sato, steuert den Konzern aber als Chef des Verwaltungsrates weiter. In den vergangenen Jahren verlor er jedoch an Unterstützung durch die Aktionäre. 2024 sprach sich über ein Viertel der Hauptversammlung gegen ihn aus.