Transdigm verliert das Interesse an Meggitt
hip London
– Der US-Luftfahrtzulieferer Transdigm hat sich aus dem Bieterwettstreit um die britische Meggitt zurückgezogen. Wie die FTSE-250-Gesellschaft mitteilt, will der Rivale aus Ohio kein verbindliches Angebot für das Unternehmen abgeben, das unter anderem Komponenten für F35- und Typhoon-Kampfjets herstellt. Es ging um 900 Pence pro Aktie – rund 7 Mrd. Pfund. „Wir tätigen nur dann Akquisitionen, wenn wir einen klaren Weg sehen, unsere Renditeziele mit einem vernünftigen Maß an Gewissheit zu erreichen“, sagte Transdigm-Chairman Nicholas Howley. Die von Meggitt für die Due Diligence zur Verfügung gestellten Informationen seien „ziemlich begrenzt“ gewesen. Das Unternehmen wurde von J.P. Morgan beraten.
Angst vor dem Ausverkauf
Die in Großbritannien schon seit einiger Zeit laufende Übernahmewelle ist noch lange nicht abgeebbt. Für den Lebensmitteleinzelhändler WM Morrison Supermarkets liegen mittlerweile drei Angebote auf dem Tisch. Auch an der Sanne Group besteht Interesse. Apex Group will den Dienstleister der Finanzbranche für 1,5 Mrd. Pfund erwerben. Nachdem sich der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng in die Verhandlungen zwischen dem Finanzinvestor Advent International und Ultra Electronics eingeschaltet hat, wird in Großbritannien über einen vermeintlich drohenden Ausverkauf der heimischen Rüstungsindustrie diskutiert. Dabei wird auch auf die Zerlegung des Luftfahrtzulieferers Cobham durch Advent verwiesen.
Der vom ehemaligen Heathrow-Chairman Nigel Rudd geführte Meggitt-Board empfiehlt den Aktionären weiterhin, die 6,3 Mrd. Pfund schwere Offerte des Technologiekonzerns Parker-Hannifin anzunehmen – immerhin 800 Pence je Aktie. Das Gremium wird dabei von Bank of America, Morgan Stanley und Rothschild & Co beraten. Der Board betonte, man habe Parker und Transdigm in gleicher Weise Zugang zu Informationen und zum Management eingeräumt. Das Angebot von Parker entspricht einer Prämie von gut 70 % auf den letzten Schlusskurs vor Bekanntwerden des Kaufinteresses von Parker-Hannifin, deren Komponenten in Charles Lindberghs Flugzeug „Spirit of St. Louis“ ebenso zum Einsatz kamen wie im Raumschiff Apollo 13. Nach Rechnung der Analysten der UBS liegt der dabei unterstellte Unternehmenswert von 7,3 Mrd. Pfund auf Höhe des 32,4-fachen erwarteten operativen Ergebnisses (Ebita) für das laufende Jahr. Am 21. September soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung darüber abgestimmt werden.
Parker geht davon aus, dass der Zukauf schon in den ersten zwölf Monaten einen positiven Ergebnisbeitrag leisten wird. Zudem versprach das US-Unternehmen, das in Großbritannien bereits 2 000 Mitarbeiter beschäftigt, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben von Meggitt in Großbritannien zumindest auf dem aktuellen Niveau zu halten und in den kommenden fünf Jahren um ein Fünftel zu steigern. Zudem sagte Parker zu, die vom Management gesetzten Klimaziele einzuhalten. Solche Zusagen stoßen in Großbritannien meist auf eine gewisse Skepsis. Als Cadbury vor rund einem Jahrzehnt von Kraft Foods geschluckt wurde, revidierten die Amerikaner ihre Zusage, ein Werk in Somerset weiterzubetreiben. Und so rückte der Erhalt der Pharma-Forschungsstandorte in den Fokus, als der Viagra-Hersteller Pfizer AstraZeneca übernehmen wollte.