Wacker Chemie

Trendwende im Absatz

Die Kunden von Wacker Chemie haben im dritten Quartal erstmals seit dem Corona-Jahr 2020 weniger Ware erhalten als im Vorjahresquartal. Die Trendwende ist ein weiterer Beleg für die aufziehende Rezession.

Trendwende im Absatz

mic München

Wacker Chemie hat die heraufziehende Rezession bereits im dritten Quartal zu spüren bekommen. Der geringere Absatz hätte den Umsatz im Vorjahresvergleich um 3% gedrückt, wenn nicht Preiserhöhungen (26%) und Währungseffekte (5%) unter dem Strich für ein Plus von 29% auf 2,1 Mrd. Euro gesorgt hätten, erklärten Vorstandsvorsitzender Christian Hartel und Finanzvorstand Tobias Ohler im Gespräch mit Analysten.

Im zweiten Quartal hatte Wacker Chemie die Absatzmenge noch um 4% erhöhen können. Im ersten Quartal waren es 6% gewesen und im Gesamtjahr 2021 sogar 12%. Letztmals war die Absatzmenge im dritten Quartal 2020 infolge der Coronakrise gesunken. Im Gesamtjahr 2020 war das Volumen um 0,8% geschrumpft, damals waren allerdings auch die Preise zurückge­gangen.

Aktienkurs unter Druck

Das Ebitda stieg im dritten Quartal zwar um 2%, weil die Kostensteigerungen von mehr als 300 Mill. Euro von den Preiserhöhungen aufgefangen wurden. Die Marge brach jedoch von 27,1% auf 21,4% ein (siehe Tabelle). Im zweiten Quartal hatte sie noch 28,8% betragen.

Die Vorzeichen deuten auf eine weitere Abschwächung für Wacker Chemie hin. „Bereits seit dem Sommer verzeichnen wir in einigen Anwenderbranchen, insbesondere in der Bauindustrie, einen Rückgang der Auftragseingänge“, erklärte Hartel – der die Entwicklung der Order jedoch nicht quantifizierte. „Ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung im vierten Quartal und über den Jahreswechsel hinaus fortsetzen wird“, fügte er hinzu. Den Folgen einer Rezession, wie sie immer mehr Konjunkturexperten für Deutschland und Europa erwarteten, könne sich auch Wacker Chemie auf Dauer nicht vollständig entziehen.

Die Wacker-Chemie-Aktie, die sich von ihrem Jahreshoch im Juni von 183,90 Euro weit entfernt hat, konnte sich an der Börse relativ gut halten. Der Kurs sank im Xetra-Handel um 0,3% auf 117,25 Euro. Der Chemiekonzern habe im dritten Quartal nicht nur schlechter abgeschnitten als am Markt im Mittel erwartet, sondern sogar schwächer als von ihm gedacht, erklärte allerdings die Baader Bank in einer Studie. Die Erhöhung der unteren Zielspanne für den operativen Gewinn (Ebitda) sei dagegen erwartet worden.

Höhere Ebitda-Marge

Das Management will bei unverändertem Umsatzziel (8 bis 8,5 Mrd. Euro) nun ein Ebitda von 2,1 bis 2,3 Mrd. Euro erreichen statt 1,8 bis 2,3 Mrd. Euro. Entscheidender Faktor für die optimistische Einschätzung ist, dass Chemie keine größeren Versorgungseinschränkungen von Erdgas mehr erwartet. Dafür war bisher eine Ebitda-Belastung von 0,2 bis 0,25 Mrd. Euro einkalkuliert worden. Die höheren Kosten für Energie, Rohstoffe und Logistik sollen im Gesamtjahr nun 1,3 bis 1,4 Mrd. Euro betragen, während bisher 1,5 Mrd. Euro geschätzt wurden. Die neue Prognose impliziert, dass die Ebitda-Marge nun leicht über dem Niveau des Vorjahres von 24,8% erwartet wird – statt nur auf dem Vorjahresniveau. Nach neun Monaten werden 27,0% gemeldet.

Wertberichtigt Seite 2

Wacker Chemie
Konzernzahlen nach IFRS
3. Quartal 
in Mill. Euro20222021
Umsatz 2 1321 659
Ebitda457450

 in % vom Umsatz

21,4

27,1
Ebit351358
Nettoergebnis259265
Investitionen13186
Netto-Cashflow *296426
Nettofinanzvermögen394538
Mitarbeiter (Anzahl)1547614324
*) fortgeführtes GeschäftBörsen-Zeitung
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