Türkgücü München plant Börsengang
jh München
Demnächst könnte der dritte deutsche Fußballverein an der Börse notiert sein. Denn der Drittligaclub Türkgücü München strebt aufs Parkett. Ziel sei ein Börsengang noch in diesem Jahr, sagte Geschäftsführer Max Kothny in einer Pressekonferenz. Mit dem Emissionserlös von maximal 8 Mill. Euro will Türkgücü die finanziellen Voraussetzungen für das hohe sportliche Ziel, so schnell wie möglich in die zweite Bundesliga aufzusteigen, erfüllen. Der Verein hat bisher weder ein eigenes Stadion noch ein Leistungszentrum für Nachwuchsspieler, das die Deutsche Fußball Liga in ihrer Lizenzierungsordnung für die Bundesliga verlangt. Trainiert wird nach wie vor auf einer Bezirkssportanlage.
Bisher hält die Infrastruktur mit dem sportlichen Aufstieg nicht mit. In der Saison 2008/09 kickte Türkgücü – den Vorgängerverein hatten 1975 türkische Migranten gegründet – in der Kreisliga, der neunten Spielklasse. Nun gehört die Mannschaft die zweite Saison in Folge in der dritten Liga zum Profifußball.
Präsident und Hauptgesellschafter der Fußball GmbH, die Anfang August in eine GmbH & Co. KGaA umgewandelt wurde, ist der Unternehmer Hasan Kivran. „Es ist wichtig für den Club, sich auf eine breite finanzielle Basis zu stellen“, sagte Geschäftsführer Kothny. Von einer Person abhängig zu sein, sei nicht gesund. Kivran bleibe aber Mehrheitsgesellschafter. Mit der Änderung der Rechtsform habe er einen Teil seiner Anteile verkauft, besitze aber noch mehr als 80%. Nach der Ausgabe neuer Aktien werde dieser Anteil verwässert.
Die Aktien von Türkgücü München können seit Donnerstag und bis 15. Oktober zum Preis von 12 Euro im Rahmen einer vorbörslichen Kapitalerhöhung gezeichnet werden. Mindestens zehn Aktien müssen es sein. Maximal sollen 666666 neue Anteile ausgegeben werden. Bei Annahme eines Unternehmenswerts von 30,4 Mill. Euro ergibt sich ein rechnerischer Wert von 15,02 Euro je Namensaktie.
Diesen Wert hat das Analysehaus Sphene Capital von Peter Thilo Hasler bestimmt. „Basierend auf der Annahme, dass es Türkgücü München im übernächsten Jahr gelingen wird, in die Zweite Bundesliga aufzusteigen, wird sich die Ertragslage des Unternehmens sukzessive verbessern“, heißt es in der Studie. Allerdings weist Hasler auf die Risiken hin, falls das sportliche Ziel nicht erreicht wird. Dann werde der Verein „mit den gegenwärtigen Kostenstrukturen kein positives Betriebsergebnis erzielen“. Und wegen der Verluste nach Steuern, die in der dritten Liga in den kommenden Jahren zu erwarten seien, werde sich „die bilanzielle Überschuldung nicht abbauen lassen“. Für den noch nicht veröffentlichten Jahresabschluss 2020/21 (30. Juni) wird ein Eigenkapital von −2,2 Mill. Euro erwartet.
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