Boeings Probleme machen Ryanair zu schaffen
Boeing macht Ryanair zu schaffen
Billigflieger rechnet wegen Lieferproblemen mit geringerem Passagieraufkommen
hip London
Ryanair wird wegen der anhaltenden Probleme des Flugzeuglieferanten Boeing im kommenden Geschäftsjahr fünf Millionen Reisende weniger befördern als bislang erwartet. Wie der Lufthansa-Rivale bei der Veröffentlichung seiner Halbjahresergebnisse mitteilte, rechnet das Management für 2025/26 nur noch mit einem Passagieraufkommen von 210 Millionen.
Warten auf bestellte Flugzeuge
Der irische Billigflieger hatte beim Ausbau seiner Flotte ganz auf den Airbus-Wettbewerber gesetzt. Doch wird die Produktion derzeit durch einen Streik der Boeing-Mitarbeiter in den Werken an der Westküste der Vereinigten Staaten lahmgelegt. Nun geht Chief Executive Michael O’Leary davon aus, dass die noch ausstehenden neun B737-MAX-Maschinen nicht im dritten, sondern im vierten Quartal geliefert werden.
„Wir arbeiten zwar weiterhin mit der Boeing-Führung zusammen, um die Auslieferungen vor dem Sommer 2025 zu beschleunigen“, sagte O’Leary. „Aber das Risiko weiterer Lieferverzögerungen bleibt hoch.“
Sinkende Ticketpreise
Für das Ende September abgelaufene zweite Geschäftsquartal zeigte Ryanair einen Nettogewinn von 1,43 (i.V. 1,52) Mrd. Euro. Analysten hatten im Schnitt 1,44 Mrd. auf der Rechnung. In der Gewinneinbuße spiegelt sich ein Rückgang der durchschnittlichen Ticketpreise von 7% wider. Im ersten Quartal waren sie noch um 15% gesunken.
O’Leary führte die Notwendigkeit von Preisanreizen auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten und rückläufige Buchungen durch Online-Reisebüros zurück. Das erste Quartal sei zudem dadurch belastet worden, dass Ostern dieses Jahr ins Schlussquartal des Geschäftsjahres 2023/24 fiel.
Nachlassender Preisdruck
Dem Management zufolge lässt der Preisdruck weiter nach. Ryanair gehe davon aus, dass die durchschnittlichen Ticketpreise im laufenden Quartal „moderat“ unter Vorjahresniveau liegen werden.
„Im Vergleich zu unseren Erwartungen war der Umsatz etwas besser, die Treibstoffkosten höher und die Nicht-Treibstoff-Kosten niedriger“, schrieb der Panmure-Liberum-Analyst Gerald Khoo in einer ersten Einschätzung. „Aber die Steuerbelastung war unerwartet hoch.“ Sie hatte sich auf 235 (203) Mill. Euro belaufen.
Steigende Luftverkehrsteuer
O’Leary nannte die Entscheidung der britischen Schatzkanzlerin Rachel Reeves, die Luftverkehrsteuer zu erhöhen, „wahnsinnig“. Finanzchef Neil Sorahan kündigte Verhandlungen mit den Flughafenbetreibern an. Sollten sie ihre Gebühren nicht senken, könnten sie Verbindungen verlieren. Kleinere britische Basen könnten geschlossen werden. Es sei aber noch zu früh, dazu Aussagen zu treffen.
„Es ist ein großer Schritt zurück“, sagte Sorahan. Großbritannien brauche Wachstum und Konnektivität. Wenn die ohnehin höchste Luftverkehrsteuer in Europa weiter steige, schade das der Grundlage, auf der Fluggesellschaften im Vereinigten Königreich tätig seien.
Druck auf Flughafenbetreiber
Der Wettbewerb zwischen den Flughäfen werde zunehmen, sagte Sorahan. Die Betreiber seien gezwungen, niedrigere Margen bei den Gebühren in Kauf zu nehmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Sie müssten sich stärker auf Einnahmen aus Einzelhandel und Gastronomie stützen. Seit Einführung 1994 wurde die britische Luftverkehrsteuer mehrfach erhöht.