Teurer Rechtsbeistand

Post Office zahlt Anwälten so viel wie den Horizon-Opfern

Eine Viertelmilliarde Pfund hat Post Office Limited Anwälten bezahlt. Die Opfer des Horizon-IT-Skandals erhielten bislang nicht viel mehr.

Post Office zahlt Anwälten so viel wie den Horizon-Opfern

Post Office zahlt Anwälten so viel wie den Horizon-Opfern

Eine Viertelmilliarde Pfund für namhafte Kanzleien

hip London

Der britische Poststellenbetreiber Post Office hat sich die rechtlichen Auseinandersetzungen mit den Opfern des Horizon-IT-Skandals mehr als eine Viertelmilliarde Pfund kosten lassen. Das ist das Ergebnis einer Anfrage von „The Lawyer“ nach dem britischen Informationsfreiheitsgesetz. Es geht um die Zeit von September 2014 bis März diesen Jahres.

TV-Vierteiler sorgt für Aufmerksamkeit

Der Betrag entspricht ungefähr der bislang für die Entschädigung der Poststellenleiter, denen das Unternehmen zu Unrecht Betrug und Bilanzfälschung vorgeworfen hatte, gezahlten Summe. Zum Jahreswechsel rückte ein TV-Vierteiler ihr Schicksal in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Rund 3.500 Menschen unterstellte das Management, Geld aus ihrer Postfiliale unterschlagen zu haben.

Mehr als 700 wurden strafrechtlich verfolgt und verurteilt, manche zu Haftstrafen. Viele Existenzen wurden ruiniert. Dabei hatte eine schadhafte Abrechnungssoftware namens Horizon von Fujitsu dafür gesorgt, dass der Eindruck entstand, sie hätten das Unternehmen bestohlen. Ein Untersuchungsausschuss förderte täglich neue Peinlichkeiten und Ungeheuerlichkeiten ans Licht. Es wird damit gerechnet, dass sich die Entschädigungen am Ende auf eine Milliarde Pfund und mehr summieren dürften.

Herbert Smith Freehills erhielt den Löwenanteil

Wie „The Lawyer“ berichtet, ging der Löwenanteil der insgesamt 256,9 Mill. Pfund, die für Rechtsbeistand ausgegeben wurden, an die Kanzlei Herbert Smith Freehills (HSF). Sie habe 163,6 Mill. Pfund erhalten. Der Kanzlei zufolge habe es sich um komplexe und breitangelegte Tätigkeiten gehandelt, mit denen Hunderte von Mitarbeitern beschäftigt gewesen seien. Millionen von Dokumenten hätten gesichtet werden müssen. Im Juni vergangenen Jahres wurde HSF von Burges Salmon und Fieldfisher abgelöst.

Vorarbeiten für den IPO von Royal Mail

Alles in allem waren 17 Kanzleien in der Sache für Post Office tätig, darunter so gut wie alles, was Rang und Namen hat. Die Bündelung der Postfilialen in Post Office Limited war Teil der Vorarbeiten für den Börsengang die Brief- und Paketlogistik der britischen Post unter dem Namen Royal Mail.

Der Ex-Chefin Paula Vennells wurde lange zugutegehalten, dass sie das defizitäre Unternehmen wieder in die Gewinnzone führte. Horizon sollte zeitraubende Vorgänge automatisieren.

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