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Royal Mail nimmt Kretinskys Angebot an

Der Board der Royal-Mail-Mutter IDS unterstützt das 3,6 Mrd. Pfund schwere Übernahmeangebot von Daniel Kretinsky. Doch gibt es Zweifel am reibungslosen Ablauf des Deals.

Royal Mail nimmt Kretinskys Angebot an

IDS für Kretinsky-Angebot

Board der Royal-Mail-Mutter hält Offerte für fair – Aktionäre entscheiden im September

hip London

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat den Board der Royal-Mail-Mutter IDS von seiner nachgebesserten Offerte für den Logistikdienstleister überzeugt. Der Board halte das 3,6 Mrd. Pfund (4,2 Mrd. Euro) schwere Angebot für „mit Blick auf künftige Ungewissheiten fair und vernünftig“, ließ sich Chairman Keith Williams in einer Pflichtveröffentlichung zitieren.

Nun müssen die Aktionäre entscheiden. Am 25. September wird auf der Hauptversammlung darüber abgestimmt. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, beläuft sich das Angebot auf 370 Pence je Aktie. Im April wollte Kretinskys EP Group noch 50 Pence weniger bezahlen. Nun geht es inklusive Schulden um 5,3 Mrd. Pfund.

Zweifel am Markt

Die Aktie notierte am Mittwoch deutlich unter dem Angebotspreis, was darauf hindeutet, dass man am Markt nicht mit einem reibungslosen Ablauf der Übernahme rechnet. „Es gibt immer noch Zweifel, ob der Deal zustande kommt, denn die Regierung hat die Möglichkeit, ihn nach dem National Security & Investment Act zu blockieren“, sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. Royal Mail gilt als Teil der kritischen Infrastruktur des Vereinigten Königreichs.

Fünf Jahre Status quo

„Wir sind weiterhin skeptisch, ob die Regierung das potenzielle Angebot durchwinken wird, insbesondere weil die Entscheidung womöglich von einer künftigen Labour-Regierung getroffen wird und angesichts der Bedenken der Gewerkschaften“, schrieb der Liberum-Analyst Gerald Khoo am Vortag. Derzeit wird in Westminster wegen der herannahenden Unterhauswahlen ohnehin nichts mehr entschieden. Kretinskys EP Group verpflichtete sich, für die Dauer von fünf Jahren nach Vollzug der Transaktion den bisherigen Zustellpflichten nachzukommen. Das bedeutet, dass Briefe an jeden Ort im Land gleich viel kosten und „First Class“-Sendungen an sechs Tagen der Woche ausgetragen werden müssen. Zudem werde die Marke Royal Mail für diesen Zeitraum erhalten, Zentrale und Steuersitz blieben in Großbritannien.

Der Käufer plane „keine wesentlichen Veränderungen“, was die Gesamtzahl der Beschäftigten angehe, heißt es. Die bisherigen Löhne und Sozialleistungen sollen mindestens auf der aktuellen Höhe beibehalten werden. Die Vereinbarungen mit den Gewerkschaften werden von der EP Group anerkannt. Khoo hält die 370 Pence für „eine attraktive Bewertung“, vor allem angesichts des Risikos, dass es keine Klarheit über eine mögliche Reform der gesetzlichen Regelungen zur Postversorgung gibt. Es bestehe das Risiko, dass sich die Reform verzögert oder dass Royal Mail nicht die vom Unternehmen angestrebten Zugeständnisse erreicht.

Der Analyst Alexander Paterson von Peel Hunt sprach von einem „exzellenten Preis“. Was man von den großen Parteien höre, sei „nicht ermutigend“. Keine der beiden Seiten habe bislang das Ausmaß der nötigen Veränderungen erkannt.

Die Brief- und Paketlogistik der britischen Post wurde 2013 vom damaligen Schatzkanzler George Osborne an die Börse gebracht. Der Ausgabepreis hatte bei 330 Pence gelegen. Kretinsky hält bereits 27,6% an International Distributions Services (IDS), der Muttergesellschaft, der auch der Paketdienst GLS gehört.

Schon als er seine Beteiligung vor zwei Jahren auf mehr als 25% aufstocken wollte, nahm ihn die Regierung unter die Lupe. Während der Paketdienst GLS als Ertragsperle gilt, macht Royal Mail, wie vielen anderen traditionellen Postdienstleistern, das rückläufige Briefaufkommen zu schaffen. Die hochgradig gewerkschaftlich organisierte Belegschaft sorgt für hohe Kosten.

Schwache Geschäftszahlen

Die in der vergangenen Woche vorgelegten Geschäftszahlen für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr lagen unter den Markterwartungen. Bei einem Umsatz von 12,7 Mrd. Pfund fuhr IDS auf bereinigter Ebene einen Verlust von 28 Mill. Pfund ein. Das Management nannte weder Gewinn- oder Umsatzziele, noch äußerte es sich zum laufenden Geschäft.

Kretinskys EP Group gehen bei der Transaktion BNP Paribas, Citigroup und J.P. Morgan zur Hand. Kirkland & Ellis International und Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison beraten in juristischen Fragen. IDS lässt sich von Barclays, Bank of America und Goldman Sachs unterstützen. Die Kanzlei Slaughter and May hilft in rechtlichen Angelegenheiten.

Der Board der Royal-Mail-Mutter IDS unterstützt das 3,6 Mrd. Pfund schwere Übernahmeangebot von Daniel Kretinsky. Doch gibt es Zweifel am reibungslosen Ablauf des Deals. Denn das Geschäft der Royal Mail ist in hohem Maße reguliert, die Belegschaft gewerkschaftlich organisiert.

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