IAG lässt Air Europa sausen
IAG lässt Air Europa erneut sausen
British-Airways-Mutter nimmt Dividendenzahlungen wieder auf
hip London
Auch der zweite Anflug von IAG auf Air Europa ist erfolglos geblieben. Die Mutter von British Airways und Iberia blies die Übernahme unter Verweis auf das regulatorische Umfeld ab. Man wollte den zu erwartenden Auflagen aus Brüssel offenbar nicht nachkommen.
Die Übernahme von Air Europa durch die British-Airways-Mutter IAG ist an Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission gescheitert. „Der Board ist zu dem Schluss gekommen, dass es im derzeitigen aufsichtsrechtlichen Umfeld nicht im besten Interesse der Aktionäre wäre, mit der Transaktion fortzufahren“, heißt es in einer Pflichtveröffentlichung der International Consolidated Airlines Group (IAG).
Das Unternehmen kam damit Brüssel zuvor, wo man bis zum 20. August hätte entscheiden müssen, ob man den Deal untersagt. Medienberichten zufolge wurden die von IAG gemachten Zugeständnisse, darunter die Abgabe von rund der Hälfte der Slots von Air Europa an Wettbewerber, von den EU-Wettbewerbshütern für nicht ausreichend befunden. Auch die Deutsche Lufthansa tat sich schwer, deren Bedenken gegen die inzwischen unter Auflagen abgesegnete Übernahme von ITA Airways auszuräumen.
Globalia erhält 50 Mill. Euro
IAG hatte dem Reiseunternehmen Globalia von Juan José Hidalgo, dem auch die Hotelkette Be Live und der Abfertigungsdienstleister Groundforce gehören, 400 Mill. Euro für die verbliebenen 80% an Air Europa geboten, die sie nicht schon besaß. Nun erhält Globalia die vereinbarte Break-up Fee von 50 Mill. Euro. Die Airline-Holding wird die vor zwei Jahren erworbenen 20% an Air Europa vorerst weiter halten.
Es war bereits der zweite Anlauf von IAG, die spanische Fluggesellschaft zu übernehmen, was darauf hindeutet, dass man die Kombination für sehr attraktiv hält. Der erste Übernahmeversuch scheiterte, als der spanische Staat während der Pandemie mit Hilfskrediten einsprang. Das ersparte Globalia damals die Annahme eines im Vergleich zu den 2019 gebotenen 1 Mrd. Euro halbierten Kaufpreises.
TAP mögliches Ziel
Für den Luftfahrtanalysten Gerald Khoo von Panmure Liberum war das Platzen des aktuellen Deals „keine Überraschung“. Er rechnet damit, dass sich IAG zu gegebener Zeit anderen Konsolidierungsmöglichkeiten in der Branche widmen dürfte, am wahrscheinlichsten der portugiesischen TAP.
Auch sie war während der Reisebeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus vom Staat gestützt worden. Auf Weisung Brüssels folgte eine harte Sanierung, bei der die Flotte geschrumpft, Tausende von Stellen gestrichen und die Löhne der verbliebenen Mitarbeiter gesenkt wurden.
Madrid als Drehkreuz
IAG-Chef Luis Gallego kündigte derweil an, die Präsenz der Gruppe in Madrid auch ohne Air Europa auszubauen. Man wolle den Flughafen dort zum Wettbewerber der großen europäischen Drehkreuze machen. Der gescheiterte Deal hätte der Gruppe größeren Zugang zum Südatlantik-Geschäft verschafft.
Die Gesellschaft, der unter anderem Iberia und Vueling gehören, teilte separat mit, dass die vor vier Jahren eingestellten Ausschüttungen an die Anteilseigner wieder aufgenommen werden. Im September soll eine Zwischendividende von 3 Cent pro Aktie gezahlt werden.
Unerwartet gute Zahlen
Die am Freitag ebenfalls vorgelegten Geschäftszahlen des zweiten Quartals lagen über den Markterwartungen. Das Nettoergebnis von 0,9 (i.V. 1,0) Mrd. Euro lag über den 0,7 Mrd. Euro, die Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten. Die Nettoverschuldung schrumpfte von 9,2 Mrd. Euro zu Beginn des Jahres auf 6,4 Mrd. Euro. „Wir sehen weiterhin eine starke Reisenachfrage in den attraktiven Kernmärkten, in denen wir tätig sind: Nordamerika, Südamerika und innerhalb Europas“, sagte Gallego. Das operative Ergebnis habe sich im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 49 Mill. Euro verbessert, strich er heraus. Im abgelaufenen Quartal ging es allerdings um 10 Mill zurück, wenn man den gleichen Maßstab anlegt.
IAG lässt Wettbewerber hinter sich
Khoo zufolge hat IAG die europäischen Wettbewerber in nahezu jeder Hinsicht hinter sich gelassen. Lediglich bei den nicht treibstoffbezogenen Kosten habe die Lufthansa besser abgeschnitten: Sie verzeichnete einen leichten Rückgang, IAG dagegen eine geringfügige Zunahme. Auch die Branchenexperten der UBS nannten die Ergebnisse stärker als die der Rivalen, die bereits Zahlen vorgelegt haben. Nach Lateinamerika und in die Karibik wuchs das Passagieraufkommen um knapp 18%. Allerdings befördern die Airlines der IAG dort nur halb so viele Passagiere wie auf den Transatlantikstrecken nach Nordamerika.