Übernahmevehikel

US-Spacs setzen vermehrt auf ESG

Ein Sechstel aller US-Spacs (Special Purpose Acquisition Companies), die zwischen Januar und April an die Börse gegangen sind, haben einen Fokus auf ESG (Umwelt, Soziales, Governance) – etwa im Bereich Umwelttechnologie, Transport, Wasser und...

US-Spacs setzen vermehrt auf ESG

cru Frankfurt

Ein Sechstel aller US-Spacs (Special Purpose Acquisition Companies), die zwischen Januar und April an die Börse gegangen sind, haben einen Fokus auf ESG (Umwelt, Soziales, Governance) – etwa im Bereich Umwelttechnologie, Transport, Wasser und Energie. Das geht aus Daten hervor, die die auf diesen Bereich spezialisierte Investmentbank Nomura Greentech zusammengestellt hat. „Nach Transaktionen aufgeschlüsselt, wurden bisher 32 Spac-Fusionen mit ESG-Firmen im Jahr 2021 angekündigt, gegenüber 31 im gesamten Jahr 2020“, sagt Jeff McDermott von Nomura Greentech.

Der Wert der Deals ist mit 117 Mrd. Dollar nahezu dreimal so hoch wie im Jahr 2020 und macht 38% des gesamten Spac-Fusionsvolumens aus – im Vergleich zu 25,3% in der zweiten Hälfte des Jahres 2020. „Getrieben wurde das ESG-Wachstum von drei zusammenwirkenden Kräften: niedrigere Kosten für umweltfreundliche Lösungen, angetrieben durch Technologie und Innovation sowie Kundennachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen und starke politische Unterstützung“, erklärt McDermott die Daten. Er erwartet, dass das Interesse der Investoren an ESG-Unternehmen anhaltend stark bleibt – über den kurzfristigen Spac-Boom hinaus.

Seit Anfang 2020 hat Nomura Greentech 60 ESG-bezogene Spac-Fusionsankündigungen gezählt, die auf Basis der aktuellen Handelsniveaus einen Marktwert von 240 Mrd. Dollar geschaffen haben.

Deals in Europa erwartet

„Obwohl zunächst auf die USA fokussiert, wächst der Appetit von Spacs auf führende Innovatoren in Europa weiter, wobei der äußerst unterstützende regulatorische Rahmen die Wachstumsprognosen noch verstärkt“, sagt McDermott voraus. Bislang sei dies am deutlichsten in den Bereichen Energiewende und Elektrifizierung der Mobilität zu beobachten – mit Spac-Fusionen, die von dem in München ansässigen Flugtaxianbieter Lilium sowie anderen in Europa ansässigen Akteuren wie Arrival, Freyr und der EVBox Group angekündigt wurden.

Auch die europäischen Börsen haben auf den Trend reagiert. „Es gibt erste Anzeichen dafür, dass eine Reihe hochkarätiger Sponsoren ihre eigenen Spacs vor Ort notieren, wie zum Beispiel Lakestar und 468 Capital an der Frankfurter Börse“, be­merkt McDermott. Dies erweitere die Möglichkeiten für europäische Unternehmen, per Spac-Fusion an die Börse zu gehen – neben der Option einer Fusion mit einem US-Spac­ und traditionellen inländischen IPOs.

Eine Reihe von Large-Cap-Kunden von Nomura Greentech in Europa sucht nach Möglichkeiten, das Interesse von ESG-Investoren zu nutzen – die Ausgliederung von Tochtergesellschaften, die sie selbst gegründet haben, biete eine Option, die Bewertung zu erhöhen. „Da Spac-Investoren immer anspruchsvoller werden, könnten der Markenwert und die Er­folgsbilanz, die diese Tochtergesellschaften etablierter Unternehmen mitbringen, ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber unabhängigen Unternehmen in der Frühphase sein“, erwartet McDermott.

In den USA haben im laufenden Jahr rund 300 neue Spacs mehr als 100 Mrd. Dollar eingesammelt. Mehr als 400 US-Spacs sind mit 130 Mrd. Dollar noch auf der Suche nach einem geeigneten Akquisitionsziel. In Europa dagegen kamen nur acht Spacs an die Börse – vier in Frankfurt, drei in Amsterdam und einer in Paris.