Börsengang

Veganz plant rein pflanzliches IPO

Nach milliardenschweren Börsengängen wie Beyond Meat und Oatley in den USA steht auch in Deutschland das erste rein pflanzliche IPO bevor. Veganz, ein Anbieter von veganen Lebensmitteln aus Berlin, peilt einen Bruttoerlös von 35 Mill. Euro an.

Veganz plant rein pflanzliches IPO

sp Berlin

Der Trend zu veganer Ernährung erreicht auch in Deutschland das Börsenparkett. Veganz, ein Berliner Anbieter von Lebensmittelprodukten auf rein pflanzlicher Basis, will mit einem Börsengang in Frankfurt noch in diesem Jahr einen Bruttoerlös von 35 Mill. Euro erzielen, wie das 2011 gegründete Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das Gesamtvolumen des IPO wird sich inklusive Greenshoe und der geplanten Platzierung von bestehenden Aktien durch Altaktionäre demnach auf bis zu 50 Mill. Euro belaufen. Zur angepeilten Bewertung im Rahmen des Börsengangs macht das Unternehmen keine Angaben. Begleitet wird das IPO von M.M. Warburg als Sole Global Coordinator und Sole Bookrunner. Die Quirin Privatbank fungiert bei der Transaktion als Co-Lead Manager.

Vegane Ernährung ist schon länger ein Thema für Investoren. Im Frühjahr hat sich Oatley, ein schwedischer Hersteller von veganer Hafermilch, in New York zu einer Bewertung von 10 Mrd. Dollar auf das Börsenparkett gewagt. Wenige Monate zuvor hatte sich die Private-Equity-Gesellschaft Blackstone bei Oatley beteiligt. Bereits 2019 hatte Beyond Meat mit ihren pflanzlichen Fleischersatzprodukten ihr Börsendebüt zu einer Bewertung von 1,5 Mrd. Dollar gefeiert und ihre Marktkapitalisierung in wenigen Wochen fast verzehnfacht. Der Konkurrent Impossible Foods arbeitet laut US-Medienberichten derzeit an einem Börsengang zu einer Bewertung von bis zu 10 Mrd. Dollar und auch Just Eat, ein Hersteller von rein pflanzlichen Eiern, peilt laut US-Medien mit einem geplanten IPO eine milliardenschwere Bewertung an. Auch Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé oder Unilever setzen auf den Trend zur pflanzlichen Ernährung. Bei Nestlé machen vegetarische und vegane Lebensmittel bereits mehr als 1 Mrd. Dollar Umsatz pro Jahr aus. Erst in der vergangenen Woche hat der Schweizer Konzern pflanzenbasierte Shrimps und Eier vorgestellt.

Partner von RB Leipzig

Veganz bietet aktuell etwas mehr als 100 eigene Produkte in 17 Produktkategorien an und vertreibt sie über europäische Einzelhandelsketten wie Edeka, Rewe, Coop, Lidl oder Aldi. Am Firmensitz betreibt Veganz, die beim Start vor zehn Jahren noch eine vegane Supermarktkette aufziehen wollte, Anfang 2017 aber Insolvenz für die Läden außerhalb Berlins anmeldete, noch drei eigene Stores. Außerdem sind die Produkte in Online-Stores wie Amazon, Rohlik.cz oder Verkoop.de erhältlich und bei Sofort-Lieferdiensten wie Gorillas und Flink mit im Sortiment.

Vor einigen Wochen hat Veganz eine Partnerschaft mit dem Fußballclub RB Leipzig verkündet, der seinen Fans im Stadion künftig vermehrt vegane Produkte anbieten will. Auch mit weiteren europäischen Fußballvereinen befinde man sich in Gesprächen über eine mögliche Zusammenarbeit, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Außerdem verhandelt Veganz derzeit über eine Kooperation mit Aramark, einem der größten Cateringunternehmen in Deutschland.

Im ersten Halbjahr des laufenden Turnus hat Veganz gut 17 Mill. Euro Umsatz erzielt und den Vergleichszeitraum des Vorjahres damit um 16 % übertroffen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag nach den ersten sechs Monaten bei –2,1 Mill. Euro und damit auf Höhe des Verlusts im gesamten Vorjahr.

Der Umsatzanteil von Produkten aus eigener Produktion lag in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres bei 0,3 % und soll mittelfristig auf 30 % steigen. Dazu will Veganz mit Erlösen aus dem IPO eine Produktionsstätte nahe Berlin bauen, in der rein pflanzlicher Fisch, Protein zur Herstellung von ungekühlten Fleischersatzprodukten und Käsealternativen produziert werden sollen.

In der zuletzt abgeschlossenen Finanzierungsrunde hat Veganz im August rund 11 Mill. Euro eingesammelt. Zu den Investoren zählten neben Paladin One, dem Assetmanager der Unternehmerfamilie Maschmeyer, auch Develey Holding und Brandenburg Kapital – eine Tochter der Investitionsbank des Landes Brandenburg – sowie mehrere Privatinvestoren. Größter Aktionär ist Firmengründer Jan Bredack, der 26 % der Anteile hält und im Zuge des IPO einer 36 Monate langen Sperrfrist zustimmen wird. Zu den Altinvestoren zählen unter anderem auch Vegan Angels GmbH und Katjesgreenfood, eine Schwester des Süßwarenunternehmens Katjes.

Anfang 2020 hat Veganz Anleihen für 3 Mill. Euro platziert, die bis 2025 laufen. Eine vorzeitige Rückzahlung aus Erlösen des IPO ist nicht geplant.

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