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Verbesserte Governance stützt Japans Aktienkurse

Lange Zeit hatten Aktionäre in Japan kaum Einfluss und Mitspracherecht. Seitdem zwei Regelwerke diesen Zustand ändern, streben die Aktienkurse nach oben.

Verbesserte Governance stützt Japans Aktienkurse

Verbesserte Governance stützt Japans Aktienkurse

mf Tokio

Wenn man ausländische Investoren fragt, warum sie nach langer Abstinenz seit dem Frühjahr 2023 verstärkt in japanische Aktien investieren, dann nennen die meisten von ihnen zwei Argumente: Erstens, dass die Deflation nach rund drei Jahrzehnten endlich überwunden zu sein scheint, was das Wachstum stützen sollte. Und zweitens, dass japanische Unternehmen stärker als in der Vergangenheit die Interessen ihrer Aktionäre berücksichtigen.

Deren Manager handeln allerdings weniger aus freien Stücken, sondern werden getrieben von zwei Regelwerken: Der Stewardship Code von Anfang 2014 verpflichtet institutionelle Anleger zu treuhänderischen Pflichten im Namen ihrer Kunden. Der Corporate Governance Code von 2015 beschreibt die Prinzipien für eine verbesserte Unternehmensführung im Sinne der Anteilseigner. Beide Werke wurden seitdem mehrmals überarbeitet.

Der Westen als Vorbild

Das Ergebnis: Die Corporate Governance in Japan nähert sich den westlichen Praktiken an. So verbesserte sich die Kapitalrendite in zwei Jahrzehnten um 7,5 Prozentpunkte und die Ausschüttungen an Aktionäre sowohl über Dividenden als auch über Aktienrückkäufe kletterten von Jahr zu Jahr auf Rekordhöhen. Die Überkreuzbeteiligungen schrumpften, so dass der Anteil freier Aktien steigt und diese Aktionäre mehr Einfluss erhalten.

Bei fast allen Unternehmen im JPX-Nikkei 400 ist inzwischen über ein Drittel der Mitglieder im Verwaltungsrat unabhängig, vor zehn Jahren waren es nicht einmal 10%. Die Frauenquote im oberen Management stieg in zehn Jahren um das Sechsfache, wenn auch von einer sehr niedrigen Basis.

Spielraum nicht ausgeschöpft

Trotzdem sehen Analysten und Anleger noch ausreichend Spielraum für weitere Verbesserungen, was die Aktienkurse weiter unterstützen würde. So ist der Anteil der Unternehmen im breit gefassten Topix, die auf Netto-Cashbeständen sitzen, vier Mal so hoch wie beim S&P 500. Und über die Hälfte der Topix-Unternehmen weist ein Kurs-Buch-Verhältnis von unter 1 auf. Diese Manager denken also noch nicht genug daran, die Schätze in ihren Bilanzen zu heben, etwa durch den Verkauf von nicht selbst genutzten Immobilien.

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