Vivendi liebäugelt für Canal+ mit Londoner Börse
Mögliche Aufspaltung
Canal+ liebäugelt mit Londoner Börse
Vivendi könnte Tochter an die LSE bringen – Gruppe hofft auf Sendeplätze in Frankreich
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Eine mögliche Aufspaltung von Vivendi scheint konkretere Formen anzunehmen. Der Medienkonzern prüft laut Informationen des Finanzdienstleisters Bloomberg, seine Fernsehsendergruppe Canal+ in London an die Börse zu bringen. In Frankreich sind einige Sender der Gruppe stark in die Kritik geraten, da ihnen vorgeworfen wird, rechtsextreme Ideen zu verbreiten und so zum Erstarken des Rassemblement National beizutragen. Sie müssen zudem bangen, ob sie bei der Neuvergabe von 15 digital-terrestrischen Sendeplätzen in Frankreich Ende dieses Monats zum Zuge kommen.
Für das erwogene IPO von Canal+ könne auch Euronext Amsterdam in Betracht gezogen werden, berichtet Bloomberg weiter. Dort hat Vivendi ihre Musiktochter Universal Music 2021 an die Börse gebracht. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Dabei werde der Medienkonzern unter anderem von BNP Paribas beraten. Vivendi wollte die Informationen gegenüber der Börsen-Zeitung nicht kommentieren. Der Konzern von Vincent Bolloré hatte Ende letzten Jahres bekannt gegeben, über eine Aufspaltung in mehrere börsennotierte Einheiten rund um Canal+, die Werbegruppe Havas und eine Investmentgesellschaft um die übernommene Lagardère-Gruppe nachzudenken.
Canal+ setzt auf Internationalisierung
Bei der Vorstellung der Ergebnisse des ersten Quartals hatte Vivendi erklärt, dass, sofern der Aufsichtsrat weitere Überlegungen über eine Aufspaltung genehmige, Arbeitnehmervertreter und andere Instanzen zustimmen müssten, bevor die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung darüber abstimmen könnten. Als möglichen Zeitpunkt dafür hatte der Konzern, der am 25. Juli seine Halbjahresergebnisse vorlegt, April 2025 genannt.
Canal+ hat den Umsatz im ersten Quartal um 4,3% auf 1,54 Mrd. Euro gesteigert. Die Gruppe, die jedes Jahr 3,5 Mrd. Euro in Produktionen investiert, kämpft wie andere klassische Sender mit der immer größeren Konkurrenz durch Streamingdienste wie Netflix. Um ihnen besser die Stirn bieten zu können, setzt sie verstärkt auf Internationalisierung.
So hat der Konzern in den letzten Jahren die luxemburgische Gruppe M7 und Beteiligungen an Multichoice aus Südafrika und Marodi TV aus dem Senegal übernommen. Die Gruppe ist auch bei Viaplay aus Schweden und Viu aus Hongkong ins Kapital eingestiegen und hat die Beteiligungen Anfang des Jahres auf knapp 30% aufgestockt. Inzwischen kommt Canal+ auf 26,4 Millionen Abonnenten in 50 Ländern.
24 Bewerber für 15 Sendeplätze
In Frankreich erneuert die für die Regulierung von Radio- und Fernsehsendern zuständige Behörde Arcom jetzt gerade die Lizenzen für 15 Sendeplätze des digital-terrestrischen Fernsehens (TNT). Sie laufen 2025 aus. Betroffen sind die Frequenzen von Canal+, Canal+ Sport, Canal+ Cinema und die der ebenfalls zu Vivendi gehörenden Sender Cnews und C8. Für die 15 Sendeplätze gibt es jedoch 24 Bewerber.
Beobachter in Frankreich fragen sich deshalb, ob Cnews und C8 bei der Neuvergabe zum Zuge kommen. Sie sind wiederholt zu Geldstrafen verurteilt worden, weil sie Behauptungen wie Immigration töte und der Klimawandel sei eine Lüge verbreitet haben. C8 musste laut „Libération“ in den letzten Jahren allein wegen Pöbeleien und Beleidigungen des als ultrarechts bekannten Moderators Cyril Hanouna 7,5 Mill. Euro Strafe zahlen.