Krise in der Autoindustrie

Volkswagen-Großeigner warnt vor Milliardenverlust

Die Krise von Volkswagen und die Schwäche des Sportwagenbauers Porsche AG belasten die Beteiligungsholding Porsche SE schwer. Der nach den Stimmrechten größte Einzelaktionär des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns rechnet aufgrund hoher Buchwertabschreibungen 2024 mit tiefroten Zahlen.

Volkswagen-Großeigner warnt vor Milliardenverlust

Volkswagen-Großeigner warnt vor Milliardenverlust

Hohe Abschreibungen der Porsche SE auf die Kernbeteiligungen Volkswagen und Porsche AG – Krise beider Autobauer schlägt ins Kontor

sck München

Die Krise von Volkswagen und die Schwäche der Sportwagen-Tochter Porsche schlagen bei der Porsche Automobil Holding SE (Porsche SE) ins Kontor. Der nach den Stimmrechten größte Einzelaktionär des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns (53,3%) teilte ad hoc mit, dass Buchwertabschreibungen auf die VW-Beteiligung in einer Spanne von 7 Mrd. bis 20 Mrd. Euro und auf den Porsche-Anteil (25% der Stimmen) von 1 Mrd. bis 2 Mrd. Euro notwendig seien. Die führte zu einem hohen Nettoverlust der Beteiligungsholding mit Sitz in Stuttgart. Dieser falle „erheblich negativ“ aus.

Hinter der Holding stehen die beiden Unternehmerfamilienzweige Porsche und Piëch. Es wäre der höchste Fehlbetrag der Porsche SE seit ihrer Gründung 2007.

Aktie fällt auf 35 Euro zurück

Kurz nach der Nachricht fiel die Aktie der Porsche SE am Freitagabend auf der Handelsplattform Tradegate der Berliner Börse von 36,20 Euro auf zeitweilig 35 Euro zurück. Sie schloss dann 1,2% tiefer bei 35,40 Euro. Das ist der niedrigste Kurs seit dem Corona-Schock vom März 2020. Damals notierte der Titel bei 30 Euro. Seit Anfang 2022, als seinerzeit das Papier über 90 Euro wert war, befindet sich der Anteilsschein auf Talfahrt.

Die Beteiligungen an der VW AG und an der Porsche AG bilden die langfristigen Vermögenswerte in der Bilanz der Porsche SE von insgesamt 62,3 Mrd. Euro (Stand Ende 2023). Davon macht den Löwenanteil laut dem Geschäftsbericht von 2023 VW mit 51,5 Mrd. Euro aus. Auf die Porsche AG entfallen 10,5 Mrd. Euro. Nutzt die Porsche SE den oberen Rand des ermittelten Abschreibungsbedarfs, so reduzierten sich die langfristigen Vermögenswerte per Ende 2024 auf 40 Mrd. Euro.

Schlüsselwort „nachhaltig“

Abschreibungen auf die beiden Kernbeteiligungen sind nötig, wenn der Marktwert unterhalb des At-Equity-Buchwerts der Anteile liegt und beide Autohersteller laut Porsche SE „nachhaltig Ergebnisrückgänge“ verzeichneten. So steht es im Geschäftsbericht. In diesem Jahr ist das der Fall. Der Marktwert der VW-Beteiligung beträgt derzeit 14,3 Mrd. Euro, der des Porsche-Pakets 6,9 Mrd. Euro. Das heißt, auch nach den Wertberichtigungen würden die Buchwerte die Marktwerte noch überschreiten.

Die Abschreibungen mindern das Eigenkapital der Porsche SE. Dieses betrug Ende September 56,9 Mrd. Euro. Der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme lag bei 87,7%. Das bedeutet, dass die Porsche SE die hohen Sonderlasten gut verdauen kann.

Regelmäßige Werthaltigkeitsprüfung

In der Regel nimmt die Porsche SE die Prüfung der Werthaltigkeit ihrer strategischen Kernbeteiligungen kurz vor einem Jahreswechsel vor. Vor einem Jahr verneinte das Unternehmen noch einen Abschreibungsbedarf. Jetzt, ein Jahr später, ist dieser relativ groß. Abschlussprüfer der Porsche SE ist Grant Thornton mit Sitz in Düsseldorf.

Die jüngste Ad-hoc-Mitteilung ist die dritte Ergebniswarnung der Beteiligungsholding in diesem Jahr. Der aktuellen gingen zwei weitere im Juli und im September voraus, nachdem die Vorstände von VW und Porsche AG ihre Ergebnisprognosen zurückgenommen hatten.

„Nicht zahlungswirksam“

In der Mitteilung von Freitagabend nach Handelsschluss auf Xetra begründete die Porsche SE die Wertberichtigungen umständlich. Als Motiv führte das Management auf, die VW AG habe der Holding mitgeteilt, dass bis zum Jahresende mit Planungen beider Kernbeteiligungen nicht mehr zu rechnen sei. Für ihre Werthaltigkeitsprüfungen habe aber die Porsche SE bislang auf diese Unternehmensplanungsdaten zurückgegriffen.

Die Porsche SE betont, dass die Abschreibungen nicht zahlungswirksam seien. Bisher rechneten Vorstand und Aufsichtsrat der Porsche SE für 2024 mit einem Nettogewinn in einer Bandbreite von 2,4 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro.

Vorstandschef der Porsche SE ist Hans Dieter Pötsch. Der 73-Jährige ist parallel Chefaufseher von VW. In dieser Funktion überwacht er CEO Oliver Blume. Dessen Stellvertreter bei der Porsche AG, Finanzvorstand Lutz Meschke, ist zugleich Vorstand bei der Porsche SE. Dort leitet er das Beteiligungsmanagement.

Die Krise von Volkswagen und die Schwäche des Sportwagenbauers Porsche AG belasten die Beteiligungsholding Porsche SE schwer. Der nach Stimmrechten größte Einzelaktionär des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns rechnet aufgrund hoher Buchwertabschreibungen 2024 mit tiefroten Zahlen.

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