Konjunkturflaute in China drückt Volkswagen
Konjunkturflaute in China drückt VW
Auslieferungen schrumpfen auch im dritten Quartal – Traton besser als Daimler Truck
ste/jh Hamburg/ München
Die Fahrzeugauslieferungen des Volkswagen-Konzerns sind vor allem wegen der Konjunkturflaute in China und dem Preiskampf im weltgrößten Absatzmarkt auch im dritten Quartal geschrumpft. Wie das Unternehmen aus Wolfsburg am Freitag bekannt gab, sanken die Auslieferungen um 7,1% auf 2,28 Millionen Fahrzeuge und damit stärker als im Frühjahrsquartal mit einem Minus von 3,8%. Im Neunmonatsvergleich steht ein Rückgang um 2,8% auf 6,52 Millionen Fahrzeuge zu Buche.
Prognose bereits gesenkt
Europas größter Autobauer hatte seine Prognose für die Fahrzeugauslieferungen im laufenden Geschäftsjahr Ende September bereits reduziert. Statt einer Steigerung um bis zu 3% rechnet der Konzern 2024 inzwischen mit einem Minus von mehr als 2,5% auf rund 9 Millionen Fahrzeuge. Gemessen an dem neuen Ausblick und den Zahlen des vierten Vorjahresquartals geht VW im Schlussabschnitt von einem Rückgang der Auslieferungen um knapp 2% aus.
Im dritten Quartal lagen alle drei Pkw-Markengruppen im Minus. Die Markengruppe Core mit dem Volumenmarken lieferte 5,2% weniger Fahrzeuge aus. Allein die Kernmarke VW, die gegenwärtig im Mittelpunkt eines Kräftemessens zwischen Management und Betriebsrat mit Blick auf zusätzliche Kostensenkungen in Deutschland steht, büßte 6,6% ein. Die Markengruppe Progressive mit Audi, Bantley und Lamborghin gab um 16% nach, die Markengruppe Sport Luxury mit Porsche um 7%.
Größter Markt umkämpft
Die VW-Vorzugsaktie gab am Freitag um bis zu 1,6% auf 91,68 Euro nach. Der neue Vertriebschef Marco Schubert sprach von einem herausfordernden Marktumfeld. „Besonders intensiv ist die Wettbewerbssituation in China, was der Hauptgrund für den globalen Rückgang unserer Auslieferungen ist.“ In der Volksrepublik schrumpften die Auslieferungen im dritten Quartal um 15%, im Neunmonatsvergleich zeigt sich ein Minus von gut 10% auf unter 2,1 Millionen Fahrzeuge. Ein VW-Sprecher erklärte, der chinesische Automarkt sei weiterhin von hohen Preisrabatten geprägt. Die Mehrheit der Konkurrenten führe neue Modelle mit aggressiver Bepreisung ein. Für VW hingegen habe Profitabilität Priorität.
Zwar legte das für VW bislang darbende Geschäft mit vollelektrischen Fahrzeugen in China im Neunmonatsvergleich um 26,5% auf gut 148.000 Fahrzeuge zu. Weltweit schrumpften jedoch die Auslieferungen der Stromer um 4,7% auf rund 506.500 – nach einem Plus von 45% vor Jahresfrist.
Rückgang auch bei Stromern
Der Anteil der E-Fahrzeuge an allen Auslieferungen des Konzerns liege Ende September wie im Vorjahr bei 8%, so VW. Der Hersteller hob weiter hervor, dass sich die Auftragseingänge für E-Fahrzeuge bis Ende September im Vorjahresvergleich verdoppelt hätten. Schwung für die Nachfrage im vierten Quartal erhofft sich der Konzern von Auslieferungen neuer Modelle wie dem VW ID.7 Tourer, dem Audi Q6 e-tron und dem elektrischen Porsche Macan.
Die VW-Nutzfahrzeugholding Traton steigerte von Juli bis September den Absatz um 5% auf 85.300 Lkw und Busse. Das Unternehmen schnitt damit besser ab als der größere Konkurrent Daimler Truck, der vor wenigen Tagen einen Rückgang um 11% auf knapp 115.000 Einheiten gemeldet hatte. Beide Unternehmen leiden unter der schwachen Nachfrage in Europa. Die hier präsente Traton-Marke MAN Truck & Bus verkaufte im vergangenen Quartal 19.900 Fahrzeuge: Das waren 29% weniger als ein Jahr zuvor.
Dass dem Konzern dennoch ein Anstieg gelang, liegt an den kräftigen Zuwächsen in Nord- und Südamerika. Die vor kurzem in International Motors umbenannte Marke Navistar im Norden des Kontinents erhöhte ihren Absatz um 41%, Volkswagen Truck & Bus im Süden um 28%.
Rückstand aufgeholt
Navistar musste im zweiten Quartal einen Rückstand in den Auslieferungen hinnehmen, da es im Werk eines Lieferanten von Spiegeln gebrannt hatte. Diese Lücke sei nun größtenteils wettgemacht, teilt Traton mit. Zudem hätten die Auslieferungen eines neuen Schulbusmodells Fahrt aufgenommen. Für die ersten neun Monate verringerte sich der Absatzrückgang von International Motors nach dem starken Quartal auf 2% und 66.800 Lkw und Busse.
Volkswagen Truck & Bus profitiert mit einem Anstieg um 20% auf 35.700 Fahrzeugen von dem kräftig erholten Markt in Brasilien. Dank der Stärke in Südamerika kann die schwedische Marke Scania die Schwäche in Europa mehr als ausgleichen. Nach einem Absatzplus von 2% im dritten Quartal steht für die ersten neun Monate ein Zuwachs um 9% auf 74.100 Einheiten.
Kurzarbeit in Deutschland
Die Zwischenbilanz für MAN ist ein Rückgang um 18% auf 69.200 Lkw und Busse. Für den Traton-Konzern mit allen vier Marken bedeutet das auf Basis der vorläufigen Zahlen einen Absatz von 245.000 Einheiten. Das sind 2% weniger als von Januar bis September 2023. Daimler Truck steht für diesen Zeitraum bei 336.000 Fahrzeugen: rund 13% weniger als im Vorjahreszeitraum.
Die Schwäche in Europa trifft vor allem die Marken Mercedes-Benz und im Traton-Konzern MAN. Michael Jackstein, der Finanzvorstand von Traton, hatte vor kurzem im Interview der Börsen-Zeitung die Schwäche der Heimatregion betont: „Der deutsche Markt macht mir Sorgen.“ MAN und Mercedes-Benz reagieren hierzulande mit Kurzarbeit darauf.