Volkswagen verdoppelt operativen Gewinn
ste Hamburg
Der Volkswagen-Konzern hat 2021 trotz eines Absatzrückgangs um 6,3% infolge des weltweiten Chipmangels den Umsatz im zweiten Coronakrisenjahr um 12,3% auf 250,2 Mrd. Euro gesteigert und das operative Ergebnis nach Sondereinflüssen auf 19,3 Mrd. Euro im Vorjahresvergleich verdoppelt. Der Gewinn von knapp 17 Mrd. Euro aus dem Jahr 2019, dem letzten vor Beginn der Corona-Pandemie, wurde übertroffen. Von Refinitiv befragte Analysten hatten im Schnitt ein Ergebnis von 18 Mrd. Euro erwartet.
Europas größter Fahrzeugbauer, der im abgelaufenen Jahr unter dem Strich einen um drei Viertel auf 15,4 Mrd. Euro gestiegenen Gewinn verbuchte, will eine auf 7,50 Euro je Stammaktie sowie eine auf 7,56 Euro je Vorzugsaktie steigende Dividende zahlen. Verglichen mit dem Vorjahr soll die Ausschüttung somit um 56% klettern. Die Dividendenquote läge mit 25,4 (i.V. 29)% wieder weiter entfernt vom strategischen Zielwert von 30%.
Wie die Wolfsburger am Freitag nach Handelsschluss auf Xetra und im Anschluss an Beratungen im Aufsichtsrat mitteilten, werden die 2021 weltweit um 4,5% auf 8,82 Millionen Fahrzeuge gesunkenen Auslieferungen in diesem Jahr um 5 bis 10% höher erwartet. Für die ersten beiden Monate steht im Vorjahresvergleich ein Minus von 15,9% auf 1,24 Millionen Fahrzeuge zu Buche, wobei die Auslieferungen allein im Februar um 16,7% auf 542900 Fahrzeuge sanken. Die Umsatzerlöse, die 2021 das bisherige Rekordniveau von 252,6 Mrd. Euro aus dem Jahr 2019 knapp verfehlten, sollen im laufenden Turnus um 8 bis 13% zulegen.
Zudem wird mit einer operativen Umsatzrendite zwischen 7,0 und 8,5% gerechnet. Im Berichtsjahr übertraf der Konzern mit 8,0 (4,8)% vor Sondereinflüssen aus dem Dieselskandal sowie 7,7 (4,3)% nach Sondereinflüssen den nach dem ersten Halbjahr um 0,5 Prozentpunkte auf 6,0 bis 7,5% erhöhten Prognosekorridor. Der Ausblick für 2022 sei allerdings abhängig vom weiteren Verlauf des Kriegs in der Ukraine und insbesondere den Auswirkungen auf die Lieferketten des Konzerns und die Weltwirtschaft insgesamt, fügte Volkswagen hinzu. Ein längerer Krieg könne sich deutlich negativer als die Corona-Pandemie auf die Wirtschaft in Deutschland und Europa auswirken, hatte VW-Konzernchef Herbert Diess zuvor der „Financial Times“ gesagt. Während Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern noch nicht überwunden sind, sorgen nun abgerissene Lieferketten bei anderen Bauteilen – infolge des Ukraine-Kriegs fehlen Kabelbäume – für Produktionseinschränkungen.
„Während der vergangenen zwei Jahre haben wir gelernt, besser mit den Auswirkungen von Krisen auf unser Unternehmen umzugehen“, erklärte Finanzchef Arno Antlitz die Umsatz- und Ergebnisentwicklung im vergangenen Jahr. Haupttreiber der Ertragskraft waren den Angaben zufolge Verbesserungen beim Produktmix sowie höhere Preise, die Volkswagen wegen der hohen Nachfrage durchsetzen konnte. 2021 sei der Konzern robuster geworden durch die Erzielung besserer Margen, Reduzierung der Gemeinkosten, Absenkung des Break-even-Punktes und durch Disziplin bei Sachinvestitionen. „Dafür wurden wir mit soliden Ergebnissen und Cashflows belohnt.“ Bei Zukunftsinvestitionen seien keine Kompromisse eingegangen worden.
Der Netto-Cashflow im Automobilbereich legte um 35% auf 8,6 Mrd. Euro zu, die Nettoliquidität blieb zum Jahresende mit 26,7 (26,8) Mrd. Euro stabil. Am Dienstag will VW die Bilanz vor der Presse und vor Analysten erläutern.
Volkswagen | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 250 200 | 222 884 |
Operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen | 20 026 | 10 607 |
Sondereinflüsse | – 751 | – 931 |
Operatives Ergebnis | 19 275 | 9 675 |
Ergebnis vor Steuern | 20 126 | 11 667 |
Ergebnis nach Steuern | 15 428 | 8 824 |
Divid. je St.-Aktie (Euro) | 7,50 | 4,80 |
Divid. je Vz.-Aktie (Euro) | 7,56 | 4,86 |
F&E-Quote (%)* | 7,6 | 7,6 |
Operativer Cashflow * | 32 402 | 24 721 |
Sachinvest.-Quote (%)* | 5,1 | 6,1 |
Netto-Cashflow* | 8 610 | 6 357 |
Nettoliquidität* | 26 685 | 26 796 |
Beschäftigtenzahl (Tsd.) | 672,8 | 662,6 |
*) Konzernbereich AutomobileBörsen-Zeitung |