Wohnimmobilien

Vonovia nimmt allerletzten Anlauf

Mit einem besten und endgültigen Angebot versucht Vonovia die größte Übernahme am europäischen Wohnimmobilienmarkt im zweiten Anlauf doch noch in trockene Tücher zu bekommen.

Vonovia nimmt allerletzten Anlauf

ab Köln – Vonovia startet den nächsten und letzten Anlauf zur Übernahme der Deutsche Wohnen (DW). Geboten werden wie Anfang August annonciert 53 Euro je Aktie oder 18,2 Mrd. Euro in Summe, wie Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern mitteilte. Im vorherigen Angebot waren 52 Euro je Aktie bzw. 17,89 Mrd. Euro in Summe geboten. Mit einer Annahmequote von 47,62% war Vonovia an der Mindestannahmeschwelle von 50 % gescheitert – mutmaßlich, weil zu viele Investoren auf ein höheres Abfindungsangebot spekulierten.

Um ein solches Vorgehen zu unterbinden, stellt Vonovia in der neuen Offerte, die am Montag begann und bis voraussichtlich 20. September läuft, klar, dass eine Erhöhung des Angebots innerhalb der Annahmefrist „unwiderruflich“ ausgeschlossen ist. Zudem wird ein drittes Angebot ausgeschlossen, sollten die Bochumer mit der neuen Offerte nicht ans Ziel – die Mindestannahmeschwelle liegt unverändert bei 50 % – gelangen. Zudem gibt es diesmal zwei Settlement-Termine. Demnach bekommen Aktionäre, die ihre Aktien in der ersten Annahmefrist andienen, nach Fristablauf sofort ihr Geld, sofern die Mindestannahmeschwelle erreicht ist.

Auch die Hoffnung auf eine Pflichtofferte können sich die DW-Aktionäre aus dem Kopf schlagen. Denn Vonovia hält mittlerweile 29,99 % am Objekt der Begierde und könnte problemlos über die 30-Prozent-Schwelle hüpfen, die ein Pflichtangebot auslöste. Ein solches Vorgehen schließt Vonovia im neuen Angebot ebenfalls aus.

Vonovia habe an der Natur des Zusammenschlusses nichts ändern wollen, begründete Konzernchef Rolf Buch den Schritt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Vor fünf Jahren hatte Vonovia erstmals einen Vorstoß – allerdings feindlich – zur Übernahme des Berliner Rivalen gestartet. Die Offerte war damals am facettenreichen Widerstand des DW-Managements gescheitert. Daraus folgerte Buch, einen neuen Anlauf nur zu wagen, wenn er in gegenseitigem Einvernehmen stattfindet.

Das ist diesmal gelungen. Wie es heißt, werden Vorstand und Aufsichtsrat des zweitgrößten deutschen Immobilienkonzerns ihren Aktionären die Offerte vorbehaltlich der Prüfung der Angebotsunterlage zur Annahme empfehlen. Zur positiven Grundstimmung dürfte auch beitragen, dass mit Michael Zahn (CEO Deutsche Wohnen) und Philipp Grosse (CFO Deutsche Wohnen) zwei Top-Manager in den Vorstand der neuen Vonovia wechseln sollen.

Für Vorstände vorgesorgt

Auch die Vorstände Henrik Thomsen, Chief Development Officer, und Lars Urbansky, Chief Operating Officer, werden im neuen Konzern eine herausgehobene Position bekommen, will Vonovia nach der erfolgreichen Übernahme doch ein Executive Committee unterhalb des Vorstands einziehen lassen. Diesem Gremium sollen u.a. die beiden DW-Vorstände angehören, wie aus dem Business Combination Agreement hervorgeht.

Um die Hoffnung auf ein höheres Abfindungsangebot zu zerschlagen, verpflichtet sich Vonovia, für die Dauer von mindestens drei Jahren auf den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags zu verzichten. Die errechneten Synergien von 105 Mill. Euro jährlich ließen sich auch über entsprechende gegenseitige Dienstleistungsverträge heben, heißt es. In den Synergien nicht enthalten sind etwaige Kosteneinsparungen aus der gemeinsamen Finanzierung.

Wie aus der Angebotsunterlage hervorgeht, wird die Deutsche Wohnen künftig keine Dividenden mehr ausschütten, sondern ihre liquiden Mittel reinvestieren. Dafür zumindest will sich Vonovia einsetzen. Nach Einschätzung von Buch hätte sich die Dividendenpolitik der DW ohnehin geändert, müsse die Gesellschaft  doch massiv in den Berliner Wohnungsbestand investieren, um das Ziel zu erreichen, bis 2040 klimaneutral zu werden. Von daher habe Vonovia von Anfang an nicht beabsichtigt, Cash aus der Deutsche Wohnen abzuziehen.

Im Angebot nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass Vonovia die Mindestannahmeschwelle während der Annahmefrist noch senkt oder streicht. In diesem Fall hätten die Bochumer Zugriff auf DW-Aktien im Umfang von gut 6 %. Darin enthalten sind die Treasury Shares von Deutsche Wohnen (0,93 %) sowie Aktien aus einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss (5,17 %). Voraussetzung dafür wäre jedoch, dass Vonovia auch nach der weiteren Annahmefrist die 50-Prozent-Schwelle noch nicht erreicht hat.

Wertberichtigt Seite 6