Zweitlisting

Vulcan lockt mit grünem Lithium

− Das große Ge­schäft mit Lithium aus Deutschland für Elektroauto-Batterien existiert erst auf dem Reißbrett. Dennoch wagt sich das australische Start-up Vulcan Energy mit einer Zweitnotierung an die Deutsche Börse. Seit Dienstag wird das Papier...

Vulcan lockt mit grünem Lithium

Reuters Frankfurt

− Das große Ge­schäft mit Lithium aus Deutschland für Elektroauto-Batterien existiert erst auf dem Reißbrett. Dennoch wagt sich das australische Start-up Vulcan Energy mit einer Zweitnotierung an die Deutsche Börse. Seit Dienstag wird das Papier im Prime Standard gehandelt. Das Unternehmen will mit seinen milliardenschweren Plänen Investoren locken − institutionelle und private aus der Region am Oberrhein, in der Vulcan den Rohstoff aus Thermalwasser tief in der Erde gewinnen will.

Die Geothermie-Projekte bräuchten dringend öffentliche Akzeptanz, sagt Vorstandschef Francis Wedin im Interview mit Reuters. „Wir hätten gerne Gemeinden und Bevölkerung als Investoren an unserer Seite. Deshalb bieten wir ihnen die Möglichkeit, Aktien zu kaufen.“

Während einige Autobauer fest an das Projekt glauben, stößt Vulcan vor Ort auf Widerstand wegen der Sorge, dass die Lithiumförderung kleinere Erdbeben und damit Gebäudeschäden verursachen könnte.

Volkswagen, Renault und die Opel-Mutter Stellantis sowie die Batteriezulieferer LG Chem und Umi­core haben die Abnahme von bis zu 280000 Tonnen batteriefähigen Lithiumhydroxids von Mitte des Jahrzehnts an über fünf Jahre zugesagt. Es gilt der Vorbehalt, dass Vulcan auch liefern kann.

Größte Quelle in Europa

Nach Schätzungen von Geologen birgt die Region genug Lithium für mehr als 400 Millionen Elektroautos; es ist das größte Vorkommen des Leichtmetalls in Europa. Vulcan will jährlich ab 2025 mindestens 40000 Tonnen gewinnen, was für Batteriezellen von 1 Million E-Autos reichen soll. Die Investitionen kalkuliert das Start-up auf 1,7 Mrd. Euro − noch mehr Geld für mehr Kapazität dank hoher Nachfrage der Autoin­dustrie werde gebraucht, ergänzt Wedin.

Zwei Projekte in Rheinland-Pfalz seien schon fortgeschritten, drei weitere in Baden-Württemberg geplant, erklärt Horst Kreuter, Geschäftsführer Deutschland und Mitgründer von Vulcan. Die Firma kaufte außerdem die bestehenden Geothermie-Kraftwerke Insheim und Landau. „Insgesamt verfügen wir jetzt über mehr als 1000 Quadratkilometer an Fläche, die wir exklusiv für unsere Projekte nutzen können.“

Vulcan stellt eine Gewinnung in Aussicht, bei der aus Thermalwasser Lithium extrahiert und zugleich die Wärme für grüne Energie genutzt wird. Damit sei die Förderung CO2-neutral. Die bisher üblichen Lithiumquellen in China, Südamerika und Australien sind energieintensiver Bergbau oder Soleverdunstung, was viel Wasser und Fläche brauche. Bei Lithium „made in Germany“ fielen dagegen Kosten und Emissionen durch lange Transportwege weg.

Bürgerinitiativen kämpfen allerdings schon länger gegen Geothermie-Heizkraftwerke wegen uner­wünschter Nebenwirkungen für Hausbesitzer. Am gravierendsten war der Fall Vendenheim auf der französischen Rheinseite, wo Bohrungen mehrmals Erdbeben auslösten und Risse in Tausenden Gebäuden verursachten. Viele Geschädigte, auch auf der deutschen Rheinseite, sehen sich durch niedrige Entschädigungen der Versicherung geprellt.

Erschütterungen durch Bohrungen und den notwendigen Druck im Wasserkreislauf seien unvermeidlich, aber nicht schlimm, beschwichtigt Kreuter. „Wir brauchen kleinste Erschütterungen, um die Fließwege im Untergrund offen zu halten. Aber wir haben die Technologie und Erfahrung, diese kleinen Bewegungen im Griff zu halten. Sie sind an der Erdoberfläche nicht spürbar.“

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