VW winken 19 Mrd. Euro aus Porsche-Teilverkauf
ste Hamburg
Volkswagen will den Sportwagenbauer Porsche trotz der aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten am 29. September an die Frankfurter Börse bringen. Knapp sieben Monate nach Ankündigung der IPO-Pläne für die Stuttgarter Ertragsperle legte der Vorstand von Europas größtem Autobauer mit der Zustimmung des Aufsichtsrats die Preisspanne für die zu platzierenden Vorzugsaktien der Porsche AG auf eine Range von 76,50 Euro bis zu 82,50 Euro fest.
Im Rahmen des Börsengangs sollen insgesamt knapp 113,9 Millionen Vorzugsaktien bei institutionellen und privaten Investoren platziert werden, was bis zu 25% des Vorzugsaktienkapitals von Porsche entspricht. Abhängig von der endgültigen Anzahl der platzierten Vorzugsaktien und der endgültigen Festsetzung des Angebotspreises strebt Volkswagen einen Bruttoemissionserlös einschließlich möglicher Mehrzuteilungen von rund 14,9 Millionen Vorzugsaktien zwischen 8,71 und 9,39 Mrd. Euro an. Der Porsche-Börsengang könnte damit der größte in Deutschland seit dem IPO der Deutschen Telekom im Jahr 1996 werden.
Die Zeichnungsfrist für die Aktien startet an diesem Dienstag und läuft bis zum 28. September. Auf Basis der festgelegten Preisspanne liegt die Bewertung von Porsche zwischen 70 und 75 Mrd. Euro. In den vergangenen Monaten war ein Korridor zwischen 60 Mrd. und bis zu 100 Mrd. Euro kolportiert worden.
Mit 75 Mrd. Euro würde Porsche deutlich höher bewertet als Mercedes-Benz und BMW, die zum Handelsende am Montag auf eine Marktkapitalisierung von rund 62 Mrd. bzw. knapp 46 Mrd. Euro kamen. Der VW-Konzern lag bei 90,3 Mrd. Euro. Allein der Porsche-Anteil von 75%, den Volkswagen nach einem erfolgreichen Börsengang des Sportwagenherstellers noch halten würde, entspräche einem Großteil der Bewertung des Wolfsburger Mehrmarkenunternehmens. Dort hofft man darauf, dass im Zuge des Börsengangs der weiterhin im Konzernabschluss voll konsolidierten Stuttgarter Tochter auch die Bewertung des Gesamtkonzerns profitieren wird.
Vier Ankerinvestoren stützen
Dass die Pläne, bis zu 12,5% des Grundkapitals der Porsche AG in Form von stimmrechtslosen Vorzugsaktien bei Anlegern zu platzieren, trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten aufgehen könnten, ist auch auf bereits vorliegende Zusagen gewichtiger Großinvestoren zurückzuführen. Vier Ankerinvestoren haben sich laut VW verpflichtet, Aktien für bis zu 3,68 Mrd. Euro zu zeichnen, wenn der endgültige Angebotspreis am oberen Ende der Preisspanne liegt. Sie sichern damit gut 39% des geplanten IPO-Erlöses. So will das an dem Wolfsburger Konzern beteiligte Emirat Katar 4,99% des zur Platzierung anstehenden Porsche-Vorzugsaktienkapitals erwerben. Die katarische Staatsholding Qatar Investment Authority würde dafür auf Basis der Preisspanne 1,74 bis 1,88 Mrd. Euro zahlen. Ferner wollen der von der Norges Bank verwaltete norwegische Ölfonds und der US-Vermögensverwalter T. Rowe Price jeweils Anteile im Wert von 750 Mill. Euro zeichnen, während die staatsnahe Abu Dhabi Developmental Holding Company (ADQ) 300 Mill. Euro beisteuern will.
Außer institutionellen Investoren können auch Privatanleger in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und Spanien im Rahmen des Porsche-Börsengangs Vorzugsaktien beziehen. Organisiert wird der Börsengang von den US-Banken Bank of America (BoA Securities), Citigroup, Goldman Sachs und J.P. Morgan. Deutsche Bank, Commerzbank, LBBW und Unicredit gehören zu elf weiteren an der Platzierung beteiligten Instituten.
In Vorbereitung auf den Börsengang war das aus 911 Millionen Aktien bestehende Grundkapital der Porsche AG jeweils zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugs- und stimmberechtigte Stammaktien unterteilt worden. Neben der Platzierung von bis zu 25% der Vorzugsaktien bei Investoren ist vorgesehen, dass die Porsche Automobil Holding SE, über die die Familie Porsche/Piëch rund 53,3% der stimmberechtigten Stammaktien sowie einen Anteil von rund 31,9% am Grundkapital von VW hält, 25% plus eine der Stammaktien der Porsche AG von Volkswagen erwirbt. Auch dieser Aktienkaufvertrag wurde am Sonntag abgeschlossen: Der VW-Großaktionär Porsche SE kauft Stammaktien für 9,36 bis 10,1 Mrd. Euro und zahlt dafür den Zuteilungspreis der Vorzugsaktien zuzüglich einer Prämie von 7,5%. Während institutionelle und Kleinanleger den Aufschlag in Anbetracht des Erwerbs eines Veto-Anteils für zu gering halten, weist die Porsche SE auf die Einschätzung unabhängiger Experten von PJT Partners und Rothschild & Co hin, die den Preis für angemessen hielten.
9 Mrd. Euro Dividende
Die Porsche SE will den Erwerb der Stammaktien an der Porsche AG in zwei Schritten vollziehen und mit bis zu 7,9 Mrd. Euro Fremdkapital finanzieren. Dieser Maximalbetrag reduziert sich jedoch, je weiter der endgültige Platzierungspreis der Vorzugsaktien im Rahmen des Porsche-AG-Börsengangs vom oberen Ende der Preisspanne entfernt liegt. Zugleich soll der Erwerb auch aus der von VW angekündigten Sonderdividende von 49% der Bruttogesamterlöse aus der Platzierung der Vorzugsaktien und dem Verkauf der Stammaktien finanziert werden. Insgesamt könnten Börsengang und Stammaktienverkauf VW 18,1 bis 19,5 Mrd. Euro einbringen. Somit könnten mindestens knapp 9 Mrd. Euro Dividende nach der im Dezember geplanten außerordentlichen Hauptversammlung von VW Anfang 2023 an die VW-Aktionäre fließen.
Anleger des Wolfsburger Konzerns, der aus dem Porsche-Börsengang mehr unternehmerische Flexibilität für den weiteren Umbau zu einem Elektrofahrzeug- und softwareorientierten Mobilitätsanbieter sowie eine Beschleunigung der Transformation erwartet, reagierten zunächst zurückhaltend. VW-Vorzüge gaben einen anfänglichen Gewinn von 1,3% ab, ehe am Handelsende bei 147 Euro ein Plus von 1,1% zu Buche stand. Die Porsche-SE-Aktie legte als größter Tagesgewinner im Dax um 3,5% auf 69,22 Euro zu.