Wärmepumpen-Start-up vom Northvolt-Gründer erhält 87 Mill. Euro
Wärmepumpen-Start-up Aira erhält 87 Mill. Euro
Schwedische Firma vom Northvolt-Gründer will auch in Deutschland den umkämpften Cleantech-Markt erobern
kro Frankfurt
Das schwedische Wärmepumpen-Start-up Aira will sich den Rückstand bestimmter europäischer Länder beim fossilfreien Heizen zunutze machen und ist dafür von Investoren mit einer üppigen Kapitalspritze ausgestattet worden. Man habe in einer Finanzierungsrunde 1 Mrd. skr (87 Mill. Euro) eingesammelt, teilte das 2022 von der Vargas Holding gegründete Unternehmen mit. Hinter Vargas steht der schwedische Unternehmer Harald Mix, der bei Aira zugleich Chairman ist. Vargas gehören neben Aira der schwedische Batteriehersteller Northvolt, das Stahlunternehmen H2 Green Steel und das Energiespeicher-Start-up Polarium.
An der Runde beteiligt haben sich die schwedischen Finanzinvestoren Altor, Creades und Kinnevik, der New Yorker Wagniskapitalgeber Collaborative Fund sowie Lingotto – eine Investmentgesellschaft, die von der zur italienischen Unternehmerfamilie Agnelli gehörenden Investmentholding Exor gegründet wurde. Harald Mix sitzt bei Kinnevik als Director im Board. Bei Altor ist er zudem Managing Partner.
Fossilfreie Wärme im Monats-Abo
Aira hat im Juni ihre Pilotphase in Italien gestartet und ist seit September auch in Deutschland aktiv. Noch in diesem Jahr soll zudem der Betrieb in Großbritannien aufgenommen werden. Das Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb der nächsten zehn Jahre fünf Millionen Haushalte mit seinen Cleantech-Lösungen zu versorgen, davon eine Million in Deutschland.
Mit den frischen Mitteln soll nicht nur die Expansion und der Ausbau des Produktportfolios vorangetrieben, sondern auch ein neues monatliches Bezahlmodell eingeführt werden. Denn die Anschaffungskosten einer Wärmepumpe liegen zunächst deutlich über denen einer Gasheizung. Laut dem Berliner Anbieter Thermondo belaufen sie sich je nach Art und Aufwand in Deutschland auf 27.000 bis 50.000 Euro. Das Gebäudeenergiegesetz sieht dafür jedoch diverse Förderungen vor. Berichten zufolge plant Aira ein Abo-System, das bei rund 90 Euro im Monat beginnen soll.
Fachkräftegewinnung wie bei Enpal
Das Start-up will Wärmepumpen nicht nur installieren, sondern auch selbst produzieren. Die Fertigung soll vom nächsten Jahr an in Polen beginnen. Ähnlich wie es das Berliner Fotovoltaik-Start-up Enpal derzeit im Solargeschäft macht, wollen die Schweden ihre Wärmepumpen-Fachkräfte künftig selbst im großen Stil ausbilden. Eine erste hauseigene Akademie ist dazu jüngst in Berlin eröffnet worden. Künftig sollen 10.000 Jobs rund um das Clean-Energy-Geschäft geschaffen werden, so das Unternehmen.
Trotz der bereits zahlreich in Deutschland vertretenen Rivalen wie eben Enpal, Thermondo, 1Komma5°, Heattransformers und Woltair sehen die Schweden hierzulande offenbar reichlich Spielraum für ihr Geschäft. Mit Blick auf die unterschiedlichen Nutzungszahlen in Europa ist der auch gegeben: So lag die Zahl eingebauter Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte in Deutschland im vergangenen Jahr bei 5,8 wie Daten der European Heat Pump Association zeigen. In Finnland waren es 69,4, in Norwegen 62,2 und in Schweden 39,3. Großbritannien kam auf gerade mal 2,1, Italien immerhin auf 19,5.
Und das Geschäft mit der klimafreundlichen Heiztechnik wächst hierzulande kräftig. Im ersten Halbjahr hat sich die Zahl der installierten Wärmepumpen mit 196.500 Geräten mehr als verdoppelt, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie Anfang September mitteilte. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen es von 2024 an pro Jahr 500.000 neue Wärmepumpen sein.
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