Windkraftgeschäft belastet Siemens Energy
mic München
Siemens Gamesa senkt wenige Monate nach Beginn des Geschäftsjahres die Prognose für 2021/2022 (30. September). „Es ist jedem klar, dass die Neuigkeiten heute wieder enttäuschend sind“, sagte Vorstandschef Andreas Nauen in einer Analystenkonferenz am Freitag. Er begründete die dritte Revision einer Prognose innerhalb von neun Monaten einerseits mit Engpässen und Preissteigerungen in der Lieferkette. Andererseits gebe es Schwierigkeiten beim Hochlauf der neuen 5.X-Turbinen für Windräder an Land. In diesem Onshore-Geschäft komme rund die Hälfte der Belastungen aus diesem Faktor, der hausgemacht ist. Außerdem verzögerten Kunden teilweise die Investitionsentscheidungen für Projekte.
In der Folge senkte auch Gamesa-Mehrheitsaktionär Siemens Energy (67%) in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die Prognose. Der Konzern, der neben der Windkraft-Beteiligung eine Sparte für konventionelle Kraftwerke betreibt, rechnet nun mit einer Ebita-Marge vor Sondereffekten zwischen 2 und 4%. Zuvor sind 3 bis 5% anvisiert worden. Auch die Umsatzentwicklung wird schwächer als geplant ausfallen. Die Erlöse (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) könnten demnach um 2% sinken, aber auch maximal um 3% steigen. Die Bandbreite hatte zuvor –1 bis 3% betragen.
Schock für die Investoren
Die Investoren reagierten entsetzt auf die erneute Gewinnwarnung. Der Kurs der Siemens-Energy-Aktie sank bis zum Schluss des Xetra-Handels um 16,6% auf 19,12 Euro. Dies ist der tiefste Stand seit November 2020. Die Notierung von Siemens Gamesa gab lediglich um 14,0% auf 16,29 Euro nach. Am Markt wird immer wieder spekuliert, dass Siemens Energy eine Komplettübernahme von Gamesa anstreben könnte.
Nauen erklärte, dass Siemens Gamesa im laufenden Geschäftsjahr 2021/2022 eine Ebit-Marge von –4 bis +1% anvisiert (vor Kaufpreisallokationen und Integrations- und Restrukturierungskosten). Zuvor hatte das Management eine Bandbreite von 1 bis 4% versprochen. Der vergleichbare Umsatz wird der Prognose zufolge schrumpfen, und zwar um 2 bis 9%, statt sich in der Spanne von –7 bis +2% zu bewegen.
Nauen sagte, dass die Onshore-Sonderbelastung im ersten Quartal 289 Mill. Euro betragen habe. Auch Offshore sei durch Verzögerungen in der Lieferkette betroffen, aber viel geringer, hieß es. Die Sonderbelastung im gesamten Geschäftsjahr 2020/2021 lag bei 298 Mill. Euro.
Nauen bekannte sich trotz der hausgemachten Anlaufprobleme zur neuen Onshore-Generation der 5.X-Turbinen. Auf die Frage eines Analysten, ob auch ein Verkauf oder eine Abtrennung des Onshore-Segments geprüft worden sei, sagte der Vorstandschef, es werde von Zeit zu Zeit nach Alternativen geschaut. Es sei jedoch nicht ernsthaft darüber nachgedacht worden. Vorbereitungen für einen Verkauf von Windpark-Projekten, die in Entwicklung seien, liefen wie geplant, hieß es.
Siemens Energy kündigte an, die Prognose für die Ebita-Marge 2022/2023 von 6,5 bis 8,5% zu überprüfen. Siemens Gamesa dagegen hielt am Langfrist-Margenziel von 8 bis 10% fest. Nauen begründete seine Optimismus auf skeptische Nachfragen von Analysten mit drei Faktoren: ein vorhersagbares profitables Service-Geschäft, starkes Offshore-Wachstum zur Mitte des Jahrzehnts und aktuell deutliche Preiserhöhungen der Onshore-Sparte.
Beide Konzerne veröffentlichten vorläufige Quartalszahlen. Der vergleichbare Energy-Umsatz sank um 11,4% auf 6,0 Mrd. Euro, das angepasste Ebita vor Sondereffekten betrug –63 (i.V. 366) Mill. Euro, so dass die Marge –1,1% betrug. Die Sparte Gas and Power zeigte sich erfolgreich und zeigte eine Marge von 5,8% nach 6,2% bei schrumpfendem Umsatz (–5,9%). Der Gamesa-Umsatz sank von 2,3 Mrd. Euro auf 1,8 Mrd. Euro, das angepasste Ebit betrug –309 Mill. Euro nach 121 Mill. Euro im Vorjahr.
Siemens Gamesa präsentiert die endgültigen Zahlen am 3. Februar, Siemens Energy folgt am 9. Februar.