„Wir gehen mit Grundoptimismus in das Jahr“
Von Michael Flämig, München
Krones lässt das erste Verlustjahr nach der Finanzkrise hinter sich und will im laufenden Jahr Umsatz und operatives Ergebnis steigern. „Wir gehen mit einem Grundoptimismus in das Jahr 2021“, sagte Vorstandschef Christoph Klenk im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Es blieben zwar angesichts der Pandemie Unsicherheiten: „Aber mit dem aktuellen Auftragsbestand können wir sicher sein, dass Krones mindestens bis zum Sommer keine Kurzarbeit braucht.“ Im vierten Quartal zeigten sich Anzeichen einer Besserung. Der Aktienkurs, der in den Wochen zuvor stark gestiegen war, quittierte die Vorlage der vorläufigen Zahlen 2020 bis zum Schluss des Xetra-Handels trotzdem mit einem Rückgang um 5,9% auf 71,65 Euro.
Klenk prognostizierte für den Hersteller von Verpackungs- und Getränkeabfüllanlagen ein Umsatzplus von 2,5 bis 3,5%, nachdem die Erlöse im vergangenen Jahr um 16,1% auf 3,32 Mrd. Euro eingebrochen waren. Er erwartet eine Erholung im ersten Quartal. Sein Kommentar zur Verteilung der Erlöse über das Jahr: „Wir rechnen mit einer guten Konstanz.“
Dass der Umsatz im vierten Quartal noch um 18% zurückgegangen ist, ändert diese Einschätzung nicht. Es wird darauf hingewiesen, dass die Erlöse drei bis vier Monate nach Auftragseingang anfielen. Dieser lag im vierten Quartal erstmals im Jahr 2020 wieder über 1 Mrd. Euro. Die abzuarbeitenden Aufträge zum Jahresende bezifferte das Management im Gespräch mit Analysten auf 1,2 Mrd. Euro. In den beiden Vorkrisenjahren waren es Ende Dezember mit 1,4 Mrd. Euro und 1,3 Mrd. Euro nicht drastisch mehr gewesen.
Keine reguläre Dividende
Der Krones-Chef kündigte an, die Ebitda-Marge solle im Jahr 2021 auf 6,5% bis 7,5% steigen. Sie ist im vergangenen Turnus von 5,7% auf 4,0% gesunken. Bereinigt um den Aufwand für Personalabbau und Goodwill-Abschreibungen – im Jahr 2020 rund 72 Mill. Euro plus 8 Mill. Euro – ging sie von 6,6% auf 6,2% zurück.
Klenk zog ein positives Fazit des Krisenmanagements im vergangenen Jahr. Natürlich entsprächen die Ergebnisse nicht der Planung vor Beginn der Pandemie, sagte er: „Wir sind aber schon zufrieden damit, wie wir es hinbekommen haben.“
Im vergangenen Jahr rutschte Krones trotzdem erstmals seit dem Jahr 2009, als bei einem Umsatz von 1,9 Mrd. Euro ein Verlust vor Steuern von 39 Mill. Euro anfiel, in die roten Zahlen. Vor Steuern betrug der Verlust 37 Mill. Euro nach einem Vorsteuergewinn von 42 Mill. Euro im Vorjahr. Mehr noch: Krones musste trotzdem Steuern zahlen, und so war der Nettogewinn mit −79,7 Mill. Euro wesentlich niedriger als im Jahr 2009 mit −34 Mill. Euro. Das geschrumpfte Working Capital ließ den Free Cash-flow 2020 um 316 Mill. Euro auf 221 Mill. Euro hochschnellen.
Eine nennenswerte Ausschüttung werden die Aktionäre nicht erhalten. Wie dem Kapitalmarkt kommuniziert, solle wegen des Verlustes keine reguläre Dividende gezahlt werden, sagte Finanzvorstand Norbert Broger. So werde der Vorschlag des Vorstands an die Hauptversammlung lauten. Nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindestdividende wolle Krones überweisen. Diese betrage 4% des Grundkapitals und entspreche im Fall von Krones rund einem halben Cent pro Aktie. Sie addiere sich dementsprechend auf 1,6 Mill. Euro für das gesamte Unternehmen.
Den prognostizierten Anstieg des Ebitda 2021 begründete Klenk nicht nur mit dem erwarteten leichten Umsatzplus, sondern auch mit Einsparungen aus strukturellen Maßnahmen. „Wir haben unserer Hausaufgaben gemacht“, sagte er. Broger erklärte, dass die gesunkene Kostenbasis das mittelfristige Profitabilitätsziel näher rücken lässt: „Wir können unsere Zielrendite einer Ebitda-Marge von 9% bis 12% im Jahr 2023 nun auch mit einem Umsatz von 3,7 Mrd. Euro erreichen.“
Der Treiber hierfür ist der Personalabbau. Er addiere sich in den Jahren 2019 bis 2021 auf 1300 bis 1500 Stellen, sagte Broger. Im vergangenen Jahr seien 600 Arbeitsplätze reduziert worden, so dass Krones Ende Dezember noch 16736 Menschen beschäftigte. Im laufenden Jahr komme der Abbau von 400 Stellen aus dem Freiwilligenprogramm und 350 Arbeitsplätzen aus dem folgenden Abbauprogramm hinzu, sagte Broger: „Die Kosten für den Personalabbau sind vollständig im Jahresabschluss 2020 berücksichtigt.“ Der Finanzvorstand wies darauf hin, dass im Ausland teils in florierenden Bereichen wie der Intralogistik neue Beschäftigte eingestellt würden.
Die Personalkostenquote stieg im vergangenen Jahr um 2,8 Prozentpunkte auf 35%. Sie sei so hoch, weil auch die Kosten für den Personalabbau enthalten seien, erläuterte Broger. Die Strukturänderungen sollten die Quote jedoch kräftig drücken: „Das Ziel liegt bei 29 bis 30%.“ Dies entspricht dem Niveau des Jahres 2018.
Sanierung der Prozesstechnik
Strukturänderungen hat der Vorstand auch in der Sparte Prozesstechnik angepackt, die als Sorgenkind gilt und im vergangenen Jahr auf Ebene des Ebitda mit −38 Mill. Euro erneut tief in die Verlustzone rutschte. „Der dringendste Punkt ist, das Thema Brauereigeschäft in Ordnung zu bringen“, sagte Klenk. Andere Aktivitäten der Sparte seien gesund. Krones hatte Anfang der Woche angekündigt, das Brauereigeschäft von April an in einer neu gegründeten Gesellschaft zu bündeln. Die Steinecker GmbH in Freising bei München soll mit 450 Beschäftigten sämtliche brauereispezifischen Lösungen und Anlagen anbieten.
„Das Management wird seine Zeit bekommen“, sagte Klenk. In der Ausgründung habe man entsprechende Zusagen an den Betriebsrat gemacht. Es gebe genau zwei Wege: „Entweder es kommen gute Ergebnisse oder wir müssen über weitere Schritte nachdenken.“ Aktuell sei kein guter Verkaufszeitpunkt, fügte Broger hinzu, weil erst Transparenz bei der Stand-alone-Lösung hergestellt werden müsse und zudem aktuell aufgrund der wirtschaftlichen Lage im Brauereigeschäft ein Verkauf schwierig wäre.
In der Sparte Prozesstechnik hat Krones zudem im vergangenen Jahr einen von zwei US-Standorten des Brauereigeschäfts geschlossen.
Krones | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Auftragseingang | 3307 | 4 084 |
Umsatz | 3323 | 3 959 |
Ebitda | 133 | 227 |
Ergebnis vor Steuern | –37 | 42 |
Freier Cash-flow | 221 | –94 |
Kapitalrendite (%)* | –2,6 | 2,7 |
Beschäftigte | 16 736 | 17 353 |
*) Return on Capital EmployedBörsen-Zeitung |