Im InterviewMartin Huth und Claus von Herrmann, Triton

„Wir wollen sicherstellen, dass so etwas nicht mehr vorkommt“

Der Finanzinvestor Triton hat nach den Entgleisungen bei Firmenfeiern eine interne Untersuchung eingeleitet. Martin Huth und Claus von Hermann betonen die Notwendigkeit, auf Unternehmenswerte zu achten.

„Wir wollen sicherstellen, dass so etwas nicht mehr vorkommt“

Im Interview: Martin Huth und Claus von Herrmann

„Uns sind Gleichberechtigung und Diversität wichtig“

Triton trennt sich von einigen Mitarbeitern, hält aber an Gründer Peder Prahl als Co-Chef fest – Interne Untersuchung angesetzt – Kelvion im Schaufenster

Der Finanzinvestor Triton hat nach den Entgleisungen bei Firmenfeiern eine interne Untersuchung eingeleitet, um der „offensichtlichen Kluft zwischen dem Zielbild in der Unternehmenskultur" und der “Wahrnehmung" auf den Grund zu gehen. Einen „reflexhaften“ Rückzug von Investoren beobachtet der neben Firmengründer Peder Prahl als Co-Chef agierende Martin Huth nicht, wohl aber Fragen.

Herr Huth, Herr von Hermann, Triton sieht sich mit erheblichen Missständen in der Führung und der Firmenkultur konfrontiert. Wie reagieren Ihre Investoren auf die Vorfälle beim Team-Event in Zürs?

Martin Huth: Wir sind mit unseren Investoren im Dialog, so wie eigentlich immer. Einen reflexhaften Rückzug habe ich bei ihnen nicht beobachtet. Natürlich haben die Investoren Fragen, denn die Vorgänge, über die berichtet wurde, stehen nicht im Einklang mit ihren eigenen Werten, die sie bei ihren Anlagekriterien anlegen – und auch nicht mit unseren.

Was unternehmen Sie, um die Vorgänge aufzuklären und nachhaltig abzustellen?

Claus von Hermann: Uns ist es wichtig, ein positives Arbeitsumfeld für alle MitarbeiterInnen zu bieten. Die in der Berichterstattung erwähnten Vorfälle entsprechen absolut nicht dem Zielbild unserer Unternehmenskultur, und auch nicht unserem eigenen Anspruch. Sie sind inakzeptabel. Dafür entschuldigen wir uns. Offensichtlich gibt es eine Kluft zwischen dem Zielbild und der tatsächlichen Wahrnehmung durch die MitarbeiterInnen. Das arbeiten wir auf und wollen sicherstellen, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Wir beauftragen dazu einen externen Dienstleister.

Was macht der genau?

Claus von Hermann: Es geht um eine umfassende Befragung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir wollen verstehen, was sie denken, und mögliche Missstände erkennen, um entsprechend zu reagieren. Uns sind Gleichberechtigung und Diversität wichtig. Nur so können wir auf Dauer erfolgreich sein.

Martin Huth: Ich habe selbst zwei erwachsene Töchter. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass das auch sie umtreibt. Uns tut es leid, dass sich jetzt viele Mitarbeiter gegenüber ihren Familien erklären mussten, die gefragt haben: Wo arbeitet Ihr denn da eigentlich? Es gab intern viel Enttäuschung und Wut – auch über die Presseberichte. Das müssen wir jetzt verarbeiten.

Wie hoch ist denn der Anteil von Frauen in der Führungsetage von Triton?

Martin Huth: Wir haben drei Partnerinnen, bei insgesamt 29 Partnern und Partnerinnen. Bei den Professionals liegt der Anteil von Frauen bei 28%. Das ist leicht über dem Durchschnitt in der Branche. Aber klar, da müssen wir noch besser werden. Dieser Aufgabe stellen wir uns.

Welche Konsequenzen haben Sie den weiblichen Führungskräften als Folge der Vorfälle in Zürs in Aussicht gestellt?

Claus von Hermann: Wir kommunizieren sehr intensiv. Wir erkennen auch, wo wir in Reaktion auf Fehlverhalten bisher zu kurz gesprungen sind, etwa wenn wir mitbekommen, dass dämliche Sprüche fallen. Wenn Äußerungen verletzend sind, ist offenbar eine Grenze überschritten worden, Punkt. Das haben wir klargestellt. Und wir haben auch personelle Konsequenzen gezogen, Abmahnungen ausgesprochen und uns auch von einzelnen beteiligten Mitarbeitern getrennt. Übrigens schon bevor die Berichterstattung erschienen ist.

Ist auch eine Trennung von Peder Prahl angedacht – um „Schaden von der Firma abzuwenden“, wie man landläufig formuliert? Wird sich seine Rolle im Unternehmen verändern?

Martin Huth: Nein. Peder Prahl ist ein hervorragender Investor, und ich halte ihn auch weiterhin für den richtigen Leader für unser Unternehmen. Er ist sich seines Fehlverhaltens bewusst und hat sich entschuldigt.

Wäre es eine Möglichkeit, dass sich Peder Prahl im Rahmen eines Börsengangs aus dem Unternehmen zurückzieht?

Martin Huth: Wir haben nie einen Börsengang in Erwägung gezogen und tun dies auch jetzt nicht. Das ist also kein Thema für uns.

Zu den Personen

Triton-Gründer und Managing Partner Peder Prahl ist seit der Gründung CEO von Triton. Der 60 Jahre alte Manager leitet das Unternehmen gemeinsam mit Martin Huth. Das soll auch nach den vom „Handelsblatt“ aufgedeckten Entgleisungen auf einer Firmenparty so bleiben. Prahl ist Mitglied der Investment Advisory Committees aller Triton-Fonds. Vor der Gründung von Triton 1997 war er Partner bei Doughty Hanson und arbeitete für Morgan Stanley in New York und London.

Managing Partner Huth leitet Triton gemeinsam mit Prahl und ist ebenfalls Mitglied im Investment Advisory Komitees für alle Triton-Fonds. Der 61 Jahre alte Manager ist der jüngere Bruder des KKR-Europa-Chairman Johannes Huth. Bevor er zu Triton kam, war Martin Huth bei Warburg Pincus als Investment Professional tätig. Er begann seine Karriere bei Morgan Stanley in London, bevor er zu Booz Allen Hamilton wechselte.

Triton-Deutschlandchef Claus von Hermann ist Co-Leiter der Triton Mid Market Fonds und Mitglied der Investment Advisory Committees. Neben den Aktivitäten in der deutschsprachigen Region überschaut der 49 Jahre alte Manager auch Tritons Aktivitäten in Italien und ist Co-Leiter des Industrietechnologie-Teams. Von Hermann kam 2007 von Court Square Capital in London zu Triton. Seine Karriere begann er im Investment Banking bei der Credit Suisse in London.

Wie läuft es denn beim Fundraising für Ihren sechsten Buy-out-Fonds?

Martin Huth: Wir haben mit unseren bisherigen realisierten Private Equity Investments Returns von mehr als dem Dreieinhalbfachen des eingesetzten Kapitals für unsere Investoren erzielt. Auch aus dem Fonds V gab es bereits erste Realisierungen, die über dem historischen Durchschnitt lagen. Eine Rendite von jährlich mehr als 25% übertrifft das, was institutionelle Investoren bei der Due Diligence als Basis für ein neues Investment sehen wollen. Das sind erstklassige Ergebnisse. Dieser Erfolg zieht die Investoren auch weiterhin an.

Was macht der neue Debt-Fonds?

Martin Huth: Der Triton Debt Opportunities, unser opportunistischer Kreditarm, hat gerade erst das finale Closing seines dritten Fonds bekannt gegeben. Mit Zusagen von 1 Mrd. Euro übertrifft der Fonds seine Zielgröße deutlich und übersteigt das Volumen der vorherigen Fondsgeneration, deren Closing im Oktober 2020 bei 744 Mill. Euro lag. Das ist ein Plus von fast 40%. Der Fonds hat Kapitalzusagen von einer breiten Gruppe bestehender und auch neuer Investoren aus aller Welt erhalten. Da sind zahlreiche Pensionskassen, Staatsfonds, Stiftungen, Family Offices und Versicherungsunternehmen dabei.

Sie hatten Glück mit dem erfolgreichen Börsengang des Panzergetriebeherstellers Renk. An anderen Stellen im Unternehmensbeteiligungsportfolio könnte die starke Fokussierung auf Industrie Probleme geben. Wie sieht es mit dem Ausstieg aus älteren Firmenbeteiligungen aus?

Claus von Hermann: Ein Verkauf unseres Etikettierspezialisten All4Labels ist derzeit kein Thema. Kelvion, ein Hersteller industrieller Wärmetauscher, den der Fonds IV vor zehn Jahren übernommen hatte, hat sich sehr gut entwickelt und wir beschäftigen uns aktuell mit der Perspektive für einen Ausstieg. Auch für Leadec (ehemals Voith Industrial Services), ein technischer Industriedienstleister, sondieren wir den Markt. Ein Exit wäre hier in den nächsten zwölf Monaten denkbar.

Sie haben gut verdient an dem Börsengang des Panzergetriebeherstellers Renk. Haben Sie da einfach Glück mit dem Timing gehabt?

Claus von Hermann: Das hat mit Glück nichts zu tun. Renk wäre auch ohne den Ukraine-Krieg ein guter Investment Case gewesen. Wir haben aus einem eher behäbigen ein schnelles und hervorragend aufgestelltes Unternehmen gemacht.

Warum verlässt Renk-Chefin Susanne Wiegand das Unternehmen?

Claus von Hermann: Es ist vor allem Ihre persönliche Entscheidung, die sie auch gut begründet hat. Wir haben gemeinsam viel Veränderung im Unternehmen angestoßen. Ich finde es verständlich, dass sie sich jetzt auch einmal an anderer Stelle neu orientieren will.

Wie schnell werden Sie bei Renk ganz aussteigen?

Claus von Hermann: Triton hat innerhalb von sieben Monaten nach dem Börsengang zwei Drittel der Aktien platziert und aktuell keinen Zeitdruck.

Sie sind mit knapp 10% beim börsennotierten Wirkstoffentwickler Evotec aus Hamburg eingestiegen. Müssen Sie für eine weitere Aufstockung das Wirtschaftsministerium um Erlaubnis bitten?

Martin Huth: Sie werden verstehen, dass wir uns zu diesem Investment nicht äußern können. Aber sollte es hier Entwicklungen geben, werden wir selbstverständlich informieren.

Die Probleme der deutschen Industrie nehmen aber zu. Müssen Sie sich da nicht anderswo umschauen?

Claus von Hermann: Nein, das würde ich so pauschal nicht sagen. Es steckt ja nicht die gesamte deutsche Industrie in der Krise. Es gibt zahlreiche erfolgreiche Nischen hierzulande, und darauf fokussieren wir uns. In der Autoindustrie, die es jetzt besonders hart trifft, waren wir nie stark engagiert. Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt bleibt für uns sehr wichtig.

Die gesamte Private-Equity-Branche kämpft mit einer Deal-Flaute. Exits sind selten, weil sich die Verkäufer von Unternehmensbeteiligungen selten mit den potenziellen Käufern auf einen Preis einigen können. Müssen Ihre Investoren lange auf Rückflüsse warten?

Martin Huth: Tatsächlich kommen viele Private-Equity-Häuser aus einer recht einfachen Zeit mit niedrigeren Kapitalkosten, und sie tun sich jetzt bei gestiegenen Zinsen schwerer. Aber für uns ist gerade jetzt eine gute Zeit: Wir haben allein in diesem Jahr schon 2,5 Mrd. Euro im Rahmen von sechs Exits an unsere Investoren zurückgegeben. Ich denke, das kann sich sehen lassen. Und da wird im nächsten Jahr auch noch mehr kommen, da bin ich sehr optimistisch.

Das Interview führten Heidi Rohde und Christoph Ruhkamp.