Automobilindustrie

Zulieferer ZF braucht Cash für Transformation

Der Automobilzulieferer ZF setzt auf strikte Kostendisziplin, um die Marge zu erhöhen. Im Zuge der Transformation sind Arbeitsplätze gefährdet, die Streichung von 9.000 Stellen in Deutschland wollte das Unternehmen nicht bestätigen.

Zulieferer ZF braucht Cash für Transformation

mic München

Der neue Vorstandschef von ZF Friedrichshafen will die Profitabilität erhöhen. Der Zulieferer brauche eine auskömmliche Marge, um die Transformation zu finanzieren, sagte der seit Januar amtierende Holger Klein in der Online-Bilanzpressekonferenz mit Blick auf die Elektrifizierung in der Autoindustrie.

Die Ebit-Marge müsse jenseits von 6% liegen, detaillierte Klein. In den vergangenen sechs Jahren hatte sie bereinigt zwischen 3,2% und 6,4% geschwankt. Im Jahr 2022 war sie von 5,0% auf 4,7% gesunken. „Damit und insbesondere mit der Entwicklung des Cashflows können wir nicht zufrieden sein“, sagte der ZF-Chef. Der unbereinigte Free Cashflow war im Jahr 2022 um 59% auf 577 Mill. Euro zurückgegangen.

Klein kündigte an, ZF Friedrichshafen werde sich stärker auf ertragsstarke Marktsegmente zum Beispiel in der Industrietechnik, im Nutzfahrzeuggeschäft und bei Ersatzteilen konzentrieren: „Damit machen wir ZF unabhängiger vom Pkw-Geschäft.“ Man habe man ein umfassendes Performance-Programm aufgesetzt. Strukturen würden hinterfragt, Entscheidungswege beschleunigt, und auf Kostendisziplin geachtet.

Die Divisionen für Pkw-Fahrwerktechnik und Aktive Sicherheitstechnik würden zusammengelegt, sagte Klein. Es sollten darüber hinaus drei Divisionen eigenständig werden. Für Passive Sicherheitstechnik, das konventionelle Pkw-Achsengeschäft und das Geschäft mit autonom fahrenden Shuttles würden externe Kapitalgeber als Partner gesucht.

Worst-Case-Szenario

Angaben aus dem Betriebsrat, dass in Deutschland bis zu 9000 Arbeitsplätze gestrichen werden, wollte Klein nicht mit Zahlenangaben kommentieren. Er sprach von Worst-Case-Annahmen der Arbeitnehmervertreter, bei denen Gegenmittel nicht berücksichtigt seien. Klein betonte zugleich, das absehbare Verbot des Verbrenner-Motors werde sich auf die Beschäftigung auswirken.

Finanzvorstand Michael Frick kündigte an, er erwarte im laufenden Jahr ein moderates Umsatzwachstum auf mehr als 45 Mrd. Euro. Dies entspräche einem Plus von mindestens 2,7% nach einem Anstieg von rund 14% im Vorjahr. Die Ebit-Marge werde in einer Bandbreite von 4,7 bis 5,2% landen. Der bereinigte Free Cashflow soll ausgehend von 544 Mill. Euro auf 1,0 bis 1,5 Mrd. Euro steigen. Die Zahl der Beschäftigten wird dem Geschäftsbericht zufolge leicht zulegen. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen den höchsten Auftragseingang in seiner Geschichte verzeichnet, strich Klein heraus. Der Margenrückgang sei vor allem durch steigende Materialkosten und Produktionsanlaufkosten infolge der Kapazitätserweiterung für E-Mobilität, autonomes Fahren und Nutzfahrzeuge verursacht, sagte Frick. Das Ergebnis sei auch durch höhere F&E-Kosten hin zu Elektrifizierung beeinflusst. Das Ergebnis nach Steuern sank um 52% auf 376 Mill. Euro.

Das reale Ebit von ZF ist mit 1,1 Mrd. Euro nur gut halb so groß wie die bereinigte Variante. Das Unternehmen rechnete 2022 heraus: 730 Mill. Euro Kaufpreisallokation, 116 Mill. Euro M&A/Einmalaufwand (vor allem Exit Russland) und 83 Mill. Euro Restrukturierungskosten. Die Nettoverschuldung stieg im vergangenen Jahr um 270 Mill. Euro auf 10,4 Mrd. Euro.