Grüne Pionierin
kjo
Sie ist eine Pionierin, und zwar im Bereich von Green und Sustainable Finance: Julie Becker (46). 2016 gründete sie im Hause der Luxemburger Börse die grüne Börse, die Luxembourg Green Exchange (LGX). Vom Start weg war die erste weltweite grüne Bond-Plattform ein voller Erfolg. Bis heute wird an der LGX praktisch jeder zweite grüne, soziale oder nachhaltige Bond gelistet, der weltweit begeben wurde. Im Frühjahr 2021 übernahm die Mutter zweier Söhne die Leitung der gesamten Börse. In der rund 90-jährigen Geschichte der Börse des Großherzogtums ist sie die erste Frau, die die Position des Chief Executive Officer (CEO) übernommen hat. Green und Sustainable Finance – das Marktsegment, mit dem Klima- bzw. Umweltschutzprojekte, soziale und nachhaltige Anliegen vorwiegend mittels Anleihen finanziert werden – liegt ihr dabei sehr am Herzen.
Denn sie ist davon überzeugt, dass Green und Sustainable Finance die Kapitalmärkte in den nächsten Jahren von Grund auf verändern wird. „Nachhaltigkeit ist unser Kernthema. Wir werden weiterhin dazu beitragen, die Kapitalströme auf nachhaltige Entwicklungsprojekte umzuleiten und, was noch wichtiger ist, den Kapitalfluss aus den Industrieländern in die Schwellenländer zu beschleunigen. Eines unserer Ziele ist es, zum Kapazitätsaufbau und zur Schaffung nachhaltiger Kapitalmärkte in Entwicklungsländern beizutragen“, sagt Becker. Sie ist davon überzeugt, dass eine internationale Zusammenarbeit – insbesondere Partnerschaften von Börsen – in diesem Prozess unabdingbar sein werden. Obwohl Nachhaltigkeit die Kapitalmärkte verändern werde, sei dies nicht der einzige Treiber des Wandels. „Wir durchlaufen derzeit einen zweifachen Übergang, der sich in den kommenden Jahren noch beschleunigen wird. Die digitale Transformation unserer Branche bringt auch neue Opportunitäten. In Zukunft könnten wir als Marktbetreiber zum Beispiel zu einem Ort für den Handel von digitalen Assets jeglicher Art werden. Börsen sind im Wesentlichen Plattformen, und wie bei jedem plattformbasierten Geschäftsmodell gibt es sicherlich ein ungenutztes Potenzial, das wir in den kommenden Jahren heben können“, sagt die Frau, die einen französischen und einen luxemburgischen Pass hat. Die Luxemburger Börse werde dazu beitragen, digitale und leichter zugängliche Kapitalmärkte zu gestalten, damit man eines Tages in der Lage sein werde, Emittenten eine Listing-in-a-Click-Lösung anzubieten. „Im Zuge der erneuten Fokussierung auf Privatanleger im Rahmen des Capital-Markets-Union-Projekts stelle ich mir auch eine Zukunft vor, in der wir Anlegern potenziell sogar ,Investieren mit einem Klick‘ ermöglichen könnten.“