„2024 ist bei Nord/LB keine Ausschüttung vorgesehen“
Im Interview: Cord Bockhop
„2024 ist keine Ausschüttung vorgesehen“
Der neue niedersächsische Sparkassenpräsident über Perspektiven der Nord/LB, Folgen der Konjunkturmisere und Aufgaben der nächsten Bundesregierung
Die Nord/LB rückt nach einer mehrjährigen Restrukturierung weiter in die Gewinnzone vor, doch Dividenden zahlt die Landesbank nicht. Für die Träger hat die Stabilisierung Vorrang, wie Cord Bockhop, neuer Präsident des Sparkassenverbands Niedersachsen und Nord/LB-Aufsichtsratsmitglied, erläutert.
Herr Bockhop, anders als Ihr Amtsvorgänger haben Sie keinen beruflichen Hintergrund im Sparkassenlager, sondern haben lange auf der kommunalen Seite gearbeitet. Wie fühlen Sie sich gewappnet für die Aufgaben als Sparkassenpräsident?
Ich habe als Kämmerer gearbeitet, habe bei der niedersächsischen Tierseuchenkasse auch den Finanzbereich begleitet, hatte als Bürgermeister ein Mandat im Aufsichtsrat einer Volksbank und war als Landrat in den Verwaltungsräten zweier Sparkassen aktiv. Ich kenne die Arbeit von Finanzausschüssen in den Kommunalverbänden. Ich bringe Erfahrungen aus der Kommunalpolitik mit. Kommunalpolitik befasst sich intensiv mit Daseinsvorsorge. Und ein elementarer Bereich der Daseinsvorsorge ist die Geldversorgung der Menschen in der Region, ihre Versorgung mit Krediten und Finanzdienstleistungen. Kommunen sind Träger der Sparkassen in Deutschland. Insofern besteht in vielerlei Hinsicht eine enge Verbindung zwischen beiden Seiten – auch kulturell. Ich bin davon überzeugt, dass Kommunen und Sparkassen gemeinsame Ansichten des Wirtschaftens haben oder haben sollten.
Was meinen Sie damit?
Wir sollten nicht auf Pump leben, sparsam mit Ressourcen umgehen und Kredite grundsätzlich nur für echte Investitionen aufnehmen, die auf nachhaltige Wirkung abzielen. In den beiden Kommunen, in denen ich tätig war, habe ich darauf hingewirkt, Entschuldung voranzutreiben, damit wir uns Großprojekte leisten konnten. Ein Ausbau von Breitband-Infrastruktur etwa, der mit Investitionen von 300 Mill. Euro einhergeht, ist für einen niedersächsischen Landkreis nicht einfach zu finanzieren. Herausfordernd für Kommunen sind auch die Situation in der Gesundheitsversorgung und notwenige Strukturveränderungen. Drei Krankenhäuser zu schließen und ein Krankenhaus neu zu bauen will finanziert sein. Große Investitionen fallen ohne großen Schuldenberg leichter.
Es fällt auf, dass die Spitzenposten bei den regionalen Sparkassenverbänden in Deutschland und auch beim Dachverband DSGV überwiegend mit ehemaligen Kommunalpolitikern und nicht mit Leuten besetzt sind, die Praxiserfahrungen aus der Führung eines Kreditinstituts mitbringen. Was sagt das aus?
Das zeigt aus meiner Sicht: Die enge Verbindung zwischen Sparkassen und Kommunen wird bundesweit gelebt. Die Verbände werden aber nicht allein durch einen Präsidenten oder eine Präsidentin geführt, sondern durch mehrere Personen. Die Verbandsgeschäftsführer sind Fachleute mit langjährigen Führungserfahrungen bei Sparkassen. Das besondere Know-how der Institute ist an der Spitze der Verbände sehr präsent.
Was lässt sich inhaltlich aus der Tatsache ableiten, dass fast überall in den Regionen Politiker das Amt eines Sparkassenpräsidenten bekleiden?
Ich möchte wirklich betonen: Nicht der Präsident oder die Präsidentin allein führt und repräsentiert einen Sparkassenverband. Im Übrigen darf man nicht verkennen, dass nicht selten auch Vertreter aus der Politik eine Diversität in ihren Lebensläufen vorweisen können sowie über Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, die für Sparkassen, für die Vertretung ihrer Interessen und für die Kontrolle und Aufsicht über die Kreditinstitute sehr relevant sind.
Herr Bockhop, auf die Sparkassen kommt im Zuge der Konjunkturmisere eine steigende Risikovorsorge zu. Zugleich könnten klamme Kommunen als Träger auf höhere Ausschüttungen ihrer Sparkassen dringen. Wie bewerten Sie dieses Spannungsverhältnis?
Der Trend in der Geldpolitik der EZB lässt darauf schließen, dass positive Impulse für die Zinsergebnisse der Sparkassen in den kommenden Jahren nachlassen werden – nicht nur in Niedersachsen. Darauf müssen sich die Institute einstellen, die ihre Kapitalausstattung ja wesentlich aus den jeweiligen Jahresergebnissen stärken. Es ist unglücklich, wenn eine Kommune, der es finanziell schlecht geht, auf Gelder ihrer Sparkasse zugreifen will, die diese zur Sicherung ihrer eigenen Zukunft benötigt. Eigentlich ist die Ausstattung für öffentliche Aufgaben der kommunalen Hand Sache des Bundeslandes und nicht Sache der einzelnen Sparkasse. Aber Fakt ist auch, dass sich die Finanzlage der Kommunen in Niedersachsen innerhalb kurzer Zeit dramatisch verschlechtert hat.
Inwiefern?
Landkreise, die in den vergangenen Jahren noch einen ausgeglichenen Haushalt hatten, sehen sich inzwischen mit einem Minus von 30 Mill. Euro und mehr konfrontiert. Ein Grund dafür sind die Defizite in den kommunalen Krankenhäusern. Um die Haushaltslöcher zu schließen, wollen einzelne Kommunen unter anderem höhere Ausschüttungen durch ihre Sparkassen. Doch diese Ausschüttungen reichen ja bei Weitem nicht aus.
Befürchten Sie eine tendenzielle Schwächung der Sparkassen in den kommenden Jahren?
Es ist nicht im Interesse der Kommunen, dass sich die Lage der Sparkassen verschlechtert. Es gibt in Niedersachsen auch jetzt keine Kommune, die bedenkenlos tief in die Taschen ihrer Sparkasse greift.
Wie verhalten Sie sich als langjähriger Kommunalpolitiker, der nun als Sparkassenpräsident die Interessen der Kreditinstitute zu vertreten hat?
Die Positionen der Kreditinstitute und ihrer Träger müssen immer ausgetauscht und verantwortungsvoll ausbalanciert werden. Sparkassen und Kommunen sitzen im gleichen Boot. Das galt für mich als Kommunalpolitiker, das gilt für mich als Präsident aller 38 kommunal getragenen Sparkassen in Niedersachsen. Klar ist aber auch: Es ist nicht die Aufgabe von Sparkassen, die Finanzprobleme von Kommunen zu lösen. Dazu reichen Gewinne der einzelnen Institute gar nicht aus. Kommunen in Finanznot zu unterstützen ist Aufgabe der Landespolitik.
Es ist nicht die Aufgabe von Sparkassen, die Finanzprobleme von Kommunen zu lösen.
Was steht für Sie als Sparkassenpräsident oben auf Ihrer Agenda?
Es muss mehr passieren, um den Aufwand der Sparkassen durch Regulierung und Bürokratie zu verringern.
Das hat auch Ihr Vorgänger so gesehen. Was kann ein regionaler Sparkassenpräsident bewirken?
Die regulatorischen Lasten, die ja auch die Kunden von Banken und Sparkassen betreffen und die die Wirtschaft insgesamt belasten, nehmen immer weiter zu. Darauf müssen wir leider immer wieder aufs Neue aufmerksam machen – jeder auf seine Weise und mit seinen Worten.
Haben Sie ein Beispiel?
Warum haben Kreditinstitute ein Risiko, warum sollten sie mehr Eigenkapital vorhalten, weil es mit Blick auf Frauenquoten und eine bestimmte Jahreszahl zu viele Männer in ihren Aufsichtsgremien gibt? Das hat nichts mit Frauenförderung zu tun. Wir erleben im Alltag ein Übermaß an Regulierung, das sinnvollen Zielen nicht dient und das nicht nur von Kreditinstituten und Bankbeschäftigten, sondern auch von Bankkunden und von den Bürgern allgemein als Belastung empfunden wird.
Regulierung kann für uns als Kreditwirtschaft in Deutschland und Europa auch wettbewerbsverzerrend sein, wenn etwa in den USA ESG-Berichtspflichten wegfallen, die hier weiter gelten sollen. Es finden protokollierte Gespräche über Erwartungen der Aufsicht statt, die über die Normenpyramide hinaus eine neue Rechtskategorie bilden. Das Kreditwesen bewegt sich bei uns immer mehr in einer eigentümlichen Welt.
Was folgern Sie daraus?
Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir mit Blick auf unsere Wirtschaft in Europa, auf die anstehende Transformation in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit dringend erforderliche Impulse zur Verbesserung unserer Perspektiven setzen müssten. Dazu würde auch gehören, Regulierung, Bürokratie und die Eigenkapitalunterlegung von Krediten zu überdenken und abzumildern.
Es hat sich gerade eine neue EU-Kommission formiert, in wenigen Monaten wird es eine neue Bundesregierung geben. Welche Erwartungen haben Sie?
Nicht nur in Europa stellen sich Legislative und Exekutive neu auf. Auch in den USA steht ein Regierungswechsel an. Für die Finanzwirtschaft in Europa werden sich die Wettbewerbsbedingungen ändern. Es bedarf einer resilienten Aufstellung, wenn die Trump-Administration die Vorgaben für die amerikanische Finanzindustrie lockern sollte. Resilienz werden wir in Europa aber nicht durch kurze Zügel und zusätzliche Lasten erreichen. Es geht – bei klaren Regeln, die den Rahmen vorgeben – um eine Entlastung der europäischen Finanzwirtschaft.
Für die Sparkassen geht es weiterhin auch um Proportionalität.
Ja. Regeln müssen alle beachten oder umsetzen, ob große oder kleine Sparkassen. Letztere belastet Regulierung im Verhältnis stärker. Hier bedarf es einer Anpassung.
Wird der Fusionsdruck für kleinere Sparkassen in Niedersachsen in den nächsten Jahren zunehmen?
Betriebswirtschaftlich geht es keiner Sparkasse in Niedersachsen schlecht. Zum Januar 2025 wird sich die Stadtsparkasse Wunstorf mit einem Bilanzvolumen unter 1 Mrd. Euro mit der benachbarten Sparkasse Hannover, die auf eine Bilanzsumme von über 20 Mrd. Euro kommt, zusammenschließen. Wunstorf fusioniert aber nicht, weil Verluste erwirtschaftet würden oder die Eigenkapitaldecke zu dünn wäre. Das ist nicht der Fall. Wesentlicher Grund ist der erwartete Fachkräftemangel.
Während der Amtszeit Ihres Vorgängers ab 2003 ist die Zahl der Sparkassen in Niedersachsen von 53 um gut ein Dutzend gesunken. Wie geht es weiter?
Es war und bleibt Sache der einzelnen Sparkassen und ihrer Träger, über eine Fusion zu entscheiden. Wo die Sparkassenzahl in Niedersachsen mittel- bis langfristig liegen wird, lässt sich nicht absehen. 2025 werden es 37 kommunale Institute sein.
Wie sah es für die Sparkassen in Niedersachsen zum Jahresende 2024 aus?
Vergleichsweise gut und nur geringfügig schlechter als im sehr ordentlichen Geschäftsjahr 2023. Den Zinsüberschuss 2024 erwarten wir bei 2,7 Mrd. Euro oder 2,04% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) – nach 2,8 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Der Provisionsüberschuss sollte mit 990 Mill. Euro um rund 70 Mill. Euro höher liegen. Zugleich wird der Verwaltungsaufwand um etwa 80 Mill. Euro auf 2,1 Mrd. Euro oder 1,55% der DBS steigen. Mit einer Cost-Income-Ratio von etwas über 55% werden die Sparkassen in Niedersachsen auch 2024 besser als die Sparkassen in Deutschland insgesamt abgeschnitten haben. Der bundesweite Durchschnittswert liegt bei rund 60%. Das Betriebsergebnis vor Bewertung erwarten wir in Niedersachsen mit 1,7 Mrd. Euro oder 1,26% der DBS geringfügig unter dem Vorjahresniveau.
Wie entwickelt sich das Kreditgeschäft?
Die Kreditentwicklung ist positiv. Im Privatkundenbereich besser als im gewerblichen Bereich, der aber auch auf ein Plus von knapp 7% kommt. Das niedrige Wachstum entfällt nicht nur auf Investitionskredite, sondern auch auf Betriebsmittelkredite. Das spiegelt den schwierigen Konjunkturverlauf wider.
Was zu einer deutlich höheren Risikovorsorge der Sparkassen in Niedersachsen führt?
Die Risikovorsorge wird voraussichtlich über dem Wert im Jahr 2023 liegen. Die Sparkassen können sich von der Konjunkturentwicklung nicht abkoppeln. Genauere Zahlen werden aber erst in den kommenden Wochen und Monaten vorliegen.
Gibt es Sparkassen in Niedersachsen, die im Zuge steigender Kreditwertberichtigungen unter Druck geraten könnten?
Nein. Die höhere Risikovorsorge wirft keine Sparkasse aus der Bahn.
Wenn die EZB ihre Serie an Zinssenkungen weiter fortsetzt: Wie wahrscheinlich ist für Sie ein erneutes langes Niedrig- und Nullzinsumfeld?
Ich rechne aus heutiger Sicht nicht mit einer ähnlichen Entwicklung wie in den Jahren vor 2022.
Was sich Sparkassen auch nicht wünschen würden.
Nein. Unser Geschäftsmodell, eingesammeltes Geld in der gleichen Region für langlaufende Kredite auszuleihen, kam in der vergangenen Negativzinsperiode an ihre Grenzen. Wir sind auch nicht daran interessiert, unseren Kunden Negativzinsen berechnen zu müssen.
Welche geldpolitischen Rahmenbedingungen schweben Ihnen vor?
Die Inflationsrate in der Eurozone liegt nahe dem Ziel der Notenbank. Ein angemessenes Zinsniveau kann ich nicht nennen. Wichtig wäre aus meiner Sicht, wieder mehr Investitionsanreize zu ermöglichen. Wir benötigen politische Rahmenbedingungen für mehr Unternehmertum und mehr Investitionen.
Das ist eine Forderung an die nächste Bundesregierung. Was meinen Sie konkret?
Deutschland muss vor allem beim Thema Wohnen vorankommen. Auf die nächste Bundesregierung kommt eine große gesellschaftspolitische Verantwortung zu. Es darf nicht sein, dass sich bestimmte Einkommensgruppen Wohnraum nicht mehr leisten können. Wir werden in Deutschland am Thema Wohnen scheitern oder uns mit dem Thema aus dem Sumpf ziehen.
Wir werden in Deutschland am Thema Wohnen scheitern oder uns mit dem Thema aus dem Sumpf ziehen.
Wie kann es besser werden?
Durch weniger Bürokratie, Auflagen und Regulatorik. Durch einen Tick weniger Klimaschutz. Klimaschutzauflagen sollten nicht das größte Hindernis sein, um mehr Wohnraum zu schaffen. Wohneigentum darf auch nicht an zu hohen Erwerbsnebenkosten scheitern. Warum nicht befristet mehr Abschreibungsmöglichkeiten für selbstgenutzten Wohnraum? Ein politisches Ziel sollte auch mit Blick auf die Altersvorsorge sein, die Wohneigentumsquote in Deutschland zu erhöhen.
Wie stellen Sie sich die Finanzierung vor, um mehr Investitionen zu ermöglichen? Die Schuldenbremse lockern?
Wenn es um Zukunftsinvestitionen geht, halte ich die befristete Aufweichung der Schuldenbremse für dringend geboten.
Sie haben das Thema Wohnbau angesprochen. Das führt zu den Landesbausparkassen und zur LBS Nordwest, an der Ihr Verband beteiligt ist. Wird es wie bei den Kreditgenossen eines Tages nur noch eine Bausparkasse im Sparkassenlager geben?
Eine solche Konstellation ist für mich derzeit nicht absehbar. Die Fusionen 2023 haben viel Kraft gekostet, jetzt sollen die Häuser ihr Geschäft voranbringen. Es gibt nur noch fünf Landesbausparkassen in Deutschland. Schon jetzt über weitere Zusammenschlüsse zu reden wäre verfrüht. Fusionen sind auch kein Allheilmittel. Es muss für alle Beteiligten einen Mehrwert geben.
Welchen Wert hat die Nord/LB noch für die Sparkassen in Niedersachsen?
Die Nord/LB macht auf mich einen sehr stabilen Eindruck. Die Bank zeigt gute Zahlen. Ich hoffe, die erfolgreiche Entwicklung setzt sich fort, denn die Bank kommt aus einer mehrjährigen Restrukturierungsphase. Es gibt gute Chancen, dass die Nord/LB nach Abschluss der Unterstützungsmaßnahmen wieder frei zum Fliegen kommt. Sie muss bei aller gebotenen Risikoeingrenzung die Möglichkeit haben, profitabel zu wachsen und ihre künftigen Herausforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen.
Mit den Sparkassen als Trägern? Die beiden Fides-Gesellschaften, hinter denen Sparkassen und Landesbanken aus Deutschland stehen, sind nur temporär zur Stabilisierung eingesprungen, und das Verhältnis der niedersächsischen Sparkassen zur Nord/LB ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch immer mehr abgekühlt.
Wenn die Stabilisierung der Nord/LB abgeschlossen ist, wird sich für die Sparkassen und Landesbanken, die die beiden Fides-Gesellschaften bilden, die Frage nach einem Ausstieg stellen. Aktuell ist es richtig, dass die Fides-Gesellschaften und wir als Sparkassenverband Niedersachsen an Bord sind.
Die Restrukturierung der Nord/LB nach der Rekapitalisierung Ende 2019 war bis 2024 angelegt. Wann ist die Stabilisierung der Bank abgeschlossen?
Die mit dem Restrukturierungsprogramm verbundenen Maßnahmen wurden umgesetzt. Das heißt, dass alles Wesentliche erreicht wurde, was man einer stabilen Landesbank wünscht.
Was meinen Sie damit?
Die Nord/LB ist eine profitable Bank. Die Ergebnisse sollten zur Stabilisierung in der Bank belassen werden. Das gilt für mich auch, wenn wir die Dividendenfähigkeit erreicht haben.
Für das Geschäftsjahr 2024 schüttet die Landesbank aus?
Nein, das ist nicht vorgesehen.
Wann soll die Nord/LB Dividenden zahlen?
Auf ein Jahr lege ich mich nicht fest. Priorität hat für die Bank, eine neue Banksteuerung zu implementieren. Dabei handelt es sich um ein mehrstufiges Verfahren, das mit Investitionen im mittleren dreistelligen Mill.-Euro-Bereich verbunden ist und insgesamt einige Jahre in Anspruch nehmen wird.
Es gibt Institute, die hinter den beiden Fides-Gesellschaften stehen, die sich lieber heute als morgen aus dem Trägerkreis der Nord/LB zurückziehen würden. Ein längeres Engagement böte aber auch die Chance, auf die Nord/LB als Konkurrent am Markt einzuwirken und an Dividenden zu partizipieren. Wie beurteilen Sie die Gemengelage im Trägerkreis?
Zunächst einmal haben wir uns in der Sparkassen-Finanzgruppe darauf verständigt, die Nord/LB zu stabilisieren mit dem Ziel, nicht noch einmal Gelder für eine Stützung und Kapitalstärkung aufbringen zu müssen. In diesem Ziel sind sich alle einig. Die Interessen mögen uneinheitlich sein, was die Dauer der Beteiligung angeht. Das Gute ist, dass sich die Lage der Nord/LB deutlich verbessert hat und wir im Trägerkreis in einer insgesamt positiven Atmosphäre sachlich über den weiteren Kurs sprechen können.
Inwieweit ist die Nord/LB für die niedersächsischen Sparkassen als Partner für Geschäfte bedeutsam?
Die Nord/LB ist im Immobilien-, Energie- und Agrarbereich ein starker Partner. Sie ist zwar für die Sparkassen ein Marktpartner von vielen. Aber die Nord/LB hat auch eine Klammerfunktion in Niedersachsen, uns verbindet eine gewisse Emotionalität. Die Nord/LB ist unsere Landesbank.
Werden sich die niedersächsischen Sparkassen noch einmal an einer Kapitalstärkung der Nord/LB beteiligen?
Die Frage stellt sich nicht. Ich sehe eine große Chance, dass es keine Kapitalmaßnahmen mehr geben wird. Die Ergebnisentwicklung der Nord/LB ist sehr positiv.
Wäre eine Fusion der Nord/LB mit einer anderen Landesbank sinnvoll?
Dazu muss man wie bei Zusammenschlüssen von Sparkassen die Umstände bewerten und Vor- und Nachteile abwägen. Wir stehen jetzt vor allem vor der Aufgabe, die Nord/LB zum Fliegen zu bringen. Es geht darum, eine handwerkliche Herausforderung sauber zu bewältigen. Eine Fusion ist für die Nord/LB absehbar kein Thema.
Eine Fusion ist für die Nord/LB absehbar kein Thema.
Was halten Sie von der Idee eines Sparkassenzentralinstituts?
Ein Sparkassenzentralinstitut zu errichten ist eine Kraftanstrengung und kein Selbstzweck. Ein solches Projekt wäre nur dann zu realisieren, wenn für alle Beteiligten die Vorteile dauerhaft überwiegen.
Wird es die Nord/LB in zehn Jahren noch als eigenständige Landesbank geben?
Ich bin kein Hellseher.
Wird die Braunschweigische Landessparkasse noch lange Teil der Nord/LB sein?
Die Einführung der Banksteuerung hat für die Nord/LB Vorrang vor der Frage, ob und wann die BLSK aus der Nord/LB herausgelöst werden sollte. Abgesehen davon gilt als Bedingung nach wie vor, dass eine Herauslösung der BLSK der Nord/LB finanziell nicht schaden darf.
Wäre Ihr Sparkassenverband bereit, Träger der BLSK zu werden?
Wir sind ein Regionalverband von derzeit 38 selbständigen und kommunalen Sparkassen und kein Träger einer Sparkasse. Das soll und wird so bleiben.
Zur Person
Nach Baden-Württemberg und Bayern hat auch Niedersachsen seit dem abgelaufenen Jahr einen neuen Sparkassenpräsidenten: Seit Mitte 2024 ist Cord Bockhop Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen. Für die erste Zeit hat sich der 57-Jährige auf die Fahne geschrieben, mit den knapp 40 kommunalen Mitgliedssparkassen eng auf Tuchfühlung zu gehen. Heimspiel vor Auswärtsspiel, so die Devise des Juristen und ehemaligen CDU-Kommunalpolitikers, der aus Nienburg/Weser stammt. Aufgaben und Verpflichtungen über die Landesgrenzen hinaus stehen erst einmal hintan. Zu den Mandaten, die der ehemalige Landrat im Landkreis Diepholz an der Spitze des mit rund 9% an der Landesbank beteiligten Regionalverbandes übernommen hat, gehört ein Posten im Aufsichtsrat der Nord/LB.
Das Interview führte Carsten Steevens. Das vollständige Interview lesen Sie auf www.boersen-zeitung.de