Bank of England warnt vor Klimarisiken
hip London
– Die Bank of England hat bei ihrem Klimastresstest CBES vor allem eines festgestellt: Für viele wesentliche Faktoren, die für das Management von Klimarisiken unerlässlich sind, fehlt es an Daten. Doch empfiehlt sie der Finanzbranche, schnell zu handeln, bevor die Kosten in die Höhe schnellen. „Die erste wichtigste Lektion aus dieser Übung ist, dass Klimarisiken mit der Zeit zu einer permanenten Belastung der Rentabilität von Banken und Versicherern werden, insbesondere wenn sie von ihnen nicht effizient gemanagt werden“, sagte Sam Woods, der Chef der Bankenaufsicht PRA (Prudential Regulation Authority). Bei der Behörde gehe man für diesen Fall von einer jährlichen Minderung der Gewinne um 10 % bis 15 % aus. „Das sind große Zahlen, und die Grenzen der Übung bringen mit sich, dass die tatsächlichen Auswirkungen wegen einiger wesentlicher Ausschlüsse noch größer sein könnten“, sagte Woods in einem Webcast der Global Association of Risk Professionals. Allerdings zeigten die Ergebnisse des auf 30 Jahre angelegten Stresstests, dass die Kosten des Wandels zur Nullemissionswirtschaft für Banken und Versicherer verkraftbar seien. Direkte Auswirkungen auf deren Solvenz müsse man nicht befürchten. Die zweite Lektion aus dem Climate Biennial Exploratory Scenario (CBES) ist Woods zufolge, dass es einen großen Unterschied macht, wann und wie der Übergang zur Nullemissionswirtschaft stattfindet. Handele man erst spät, lägen die erwarteten klimabedingten Kreditausfälle der Banken um 30 % höher. Handele man gar nicht, bewegten sich die Wertberichtigungen für Problemkredite um 50 % über dem normalen Niveau. Und während die Szenarien für den Wandel den Banken klare Chancen böten, ihre Gewinne zu steigern, indem sie in die Energiewende investieren, gebe es im Szenario, in dem keine zusätzlichen Schritte zur Begrenzung der Erderwärmung stattfinden, keine solchen Gelegenheiten.
Man werde auf Grundlage der Stresstestergebnisse nicht an den Kapitalanforderungen schrauben, versicherte Woods. „Aus meiner Sicht ist noch nicht klar, dass das Ausmaß der Transitionskosten eine grundlegende Neukalibrierung der Kapitalanforderungen für das System erforderlich macht“, führte der PRA-Chef aus. Die Frage sei, ob die derzeitige Kapitalausstattung ausreiche, um unerwarteten Schocks in der Übergangsphase standzuhalten. Wenn solche Schocks durch den Klimawandel schwerwiegender würden, könne das höhere Kapitalanforderungen bedeuten. Nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch war der britische Klimastresstest härter als der französische im vergangenen Jahr. Die PRA setzte nicht nur einen höheren CO2-Preis an, sondern auch einen schnelleren Anstieg der Durchschnittstemperaturen.
Keine Abhak-Übung
„Nach dem, was CBES-Teilnehmer bislang über ihre Erfahrungen gesagt haben, halten wir den Test nicht für eine Abhak-Übung“, sagte Janine Dow, Senior Director Sustainable Finance bei Fitch Ratings, der Börsen-Zeitung. Das Zusammentragen der für das Ausfüllen der Testfragebögen nötigen Informationen habe unter anderem Defizite beim Sammeln von Daten und deren Verfügbarkeit sowie bei den Vorhersagekapazitäten offengelegt. Es gehe nicht in erster Linie darum, wie realistisch die unterstellten Szenarien seien, betonte Dow. Sie lieferten vielmehr den Hintergrund, um potenzielle Ergebnisse von einer gemeinsamen Basis aus zu bewerten. „Darin liegt der echte Wert“ des Klimastresstests, sagte sie. Vorhersagen über 30 Jahre hinweg seien sehr schwierig und bräuchten wohl einen regelmäßigen „Reality Check“.