Im InterviewBernard Mensah

Bank of America sieht Nachholbedarf

Europa hat aus Sicht von Bernard Mensah, President of International bei Bank of America, Nachholbedarf. Die Eurozone müsse attraktiver werden, insbesondere für Risikokapitalgeber und Finanzinvestoren.

Bank of America sieht Nachholbedarf

Im Interview: Bernard Mensah

„Die Eurozone muss attraktiver werden“

Der Chef des internationalen Geschäfts von Bank of America über die Aussichten Europas, IPOs, M&A und Regulierung

hip London

Europa hat aus Sicht von Bernard Mensah, President of International bei Bank of America, Nachholbedarf. Die Eurozone müsse attraktiver werden, insbesondere für Risikokapitalgeber und Finanzinvestoren.

Herr Mensah, wie wichtig sind die Eurozone und Deutschland für Ihr internationales Geschäft?

Von entscheidender Bedeutung. Wir sind sowohl in der Eurozone als auch weltweit eine der größten Investmentbanken und betrachten Deutschland als einen wesentlichen Bestandteil unserer internationalen Plattform.

Wie drückt sich das aus?

Wir haben kontinuierlich in unsere Fähigkeiten und unser Team hier investiert. Einerseits können wir mit unserem globalen Franchise deutschen Unternehmen helfen, die weltweit expandieren möchten. Andererseits bieten wir US-amerikanischen und internationalen Investoren die passenden Lösungen, um in der Eurozone erfolgreich zu sein.

In welchen Wachstumssegmenten möchten Sie expandieren? 

Wir sind schon heute eine Bank mit einem starken internationalen Geschäft. Unsere Unternehmensbank und unsere Investmentbank gehören zu den drei größten der Welt, wir haben zudem ein gutes Sales- und Trading-Segment und eine der führenden globalen Zahlungsplattformen. Unser Fokus liegt darauf, unseren bestehenden Kunden noch umfassendere Lösungen anzubieten. Wir wollen aber auch gezielt neue Kunden gewinnen, die von unserer Größe und globalen Reichweite profitieren können. Unser Geschäft hat starken Aufwind. Wir sind gespannt auf die Chancen, die vor uns liegen, um unseren Erfolg fortzusetzen.

Die Aussichten für die Wirtschaft der Eurozone werden oft negativ beurteilt. Wie sehen Sie die Zukunft der Region?

Es gibt in der Tat einiges aufzuholen. Die Eurozone muss attraktiver werden, insbesondere für Risikokapitalgeber und Private-Equity-Investoren. Deswegen sind und waren wir schon immer große Befürworter der Kapitalmarktunion.

Und Deutschland?

Trotz Herausforderungen in energieintensiven Industrien bleibt Deutschland ein Innovationsführer mit einer vielfältigen Wirtschaft. Entscheidend wird sein, wie die Region ihre Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselbereichen wie Hightech und Fertigung ausbaut und gleichzeitig auf soziale und wirtschaftliche Veränderungen reagiert.

Was ist Ihr wichtigstes Argument, um Firmenkunden in Deutschland zu gewinnen? 

Nur wenige Banken können mit der Bank of America mithalten, wenn es darum geht, deutschen Kunden ein umfassendes Full-Service-Angebot zu bieten, egal ob sie in Deutschland, den USA oder weltweit tätig sind. Das verdanken wir unseren kontinuierlichen und umfangreichen Investitionen in Technologie. Mit unseren herausragenden Research-Kapazitäten sind wir auch für die Zukunft gut gerüstet.

Ist es für europäische Unternehmen interessanter, Kapital in den USA aufzunehmen als im eigenen Land? 

Die Entscheidung, welcher Markt am günstigsten ist, hängt zwangsläufig vom jeweiligen Unternehmen ab: Währungsbedarf, Diversifizierung der Anlegerbasis, relative Preisgestaltung und erreichbare Laufzeiten. Wir haben jedoch festgestellt, dass die europäischen Märkte zunehmend in der Lage sind, erhebliche Volumina bereitzustellen, insbesondere in M&A-Situationen.

Und die US-Märkte?

Unternehmen, die eine längere Laufzeit wünschen, können in den USA Anleihen mit 30 oder 40 Jahren Laufzeit begeben. Das ist in Europa weniger üblich. Mehrere Sektoren, wie zum Beispiel europäische Energieunternehmen, durchlaufen derzeit einen bedeutenden Wandel und müssen daher umfangreiche Finanzierungspläne umsetzen. In diesem Fall kann der US-Markt eine Diversifizierung der Anlegerbasis gegenüber dem inländischen Euro-Markt bieten. 

Hat sich die Wall Street zu einer Alternative für europäische Unternehmen entwickelt, die an die Börse gehen wollen?

Die Welt operiert global. Für globale Unternehmen waren und bleiben die USA immer ein attraktiver Börsenplatz. Die Geschichte hat aber gezeigt, dass in den USA die Performance eines gelisteten Unternehmens genauso wichtig ist wie überall sonst auf der Welt. Ich glaube, dass die Manager die Vor- und Nachteile eines Börsengangs in einem anderen Land heute viel ausgewogener beurteilen. Es spricht immer noch viel dafür, dass ein Unternehmen im eigenen Heimatmarkt gelistet ist. Für Biotechnologie- und Technologieunternehmen ist das eine andere Geschichte.

Werden Fusionen und Übernahmen in Europa in Zukunft ein großes Thema für Sie sein? 

Das M&A-Volumen ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um über 20% gestiegen. Es gibt wieder mehr Gespräche, mit deutlich größeren Ambitionen. Das Vertrauen wächst, und die Bepreisung von Businessplänen wird einfacher, da die wesentlichen Inputfaktoren, Inflation und Finanzierungskosten, sich mittlerweile stabilisiert haben.

Gibt es Dienstleistungen, die Sie anbieten und die andere einfach nicht haben? 

Technologie steht im Mittelpunkt unserer Strategie, und wir betrachten alles aus der Perspektive unserer Kunden. Unsere technologischen Fähigkeiten und der Umfang, in dem wir sie unseren Kunden zur Verfügung stellen, sind das Ergebnis nachhaltiger Investitionen.

Wie muss man sich das vorstellen?

Jährlich investieren wir 12 Mrd. Dollar in Technologie, davon fast 4 Mrd. Dollar für neue Projekte in 2024. In den letzten zehn Jahren haben wir insgesamt 32 Mrd. Dollar in neue Technologieinitiativen investiert. Ein Beispiel ist der Ausbau unseres Payment-Geschäfts, das weiterhin schnell wächst und ein wichtiger Bestandteil des Angebots für unsere Kunden ist.

Wie gehen Sie mit der sich ständig verändernden regulatorischen Landschaft in Europa um?

Es wird immer komplexer. Wenn Sie vor 20 Jahren CEO waren, dachten Sie an London, New York und Hongkong als Ihre internationalen Drehscheiben. Jetzt müssen Sie sich durch ständig wechselnde regulatorische Vorschriften navigieren, wir sprechen jetzt auch von Frankfurt, Paris, Dubai, Hongkong oder Singapur, und so weiter – die Welt wird immer komplexer.

Was bedeutet das für Sie?

Wir beobachten kontinuierlich neue Vorschriften und Regulierungen in Bereichen wie Daten und Klima, die wir berücksichtigen müssen. Das spielt uns in gewisser Weise aber in die Hände, da wir als Institution groß genug sind, um solche Herausforderungen zu bewältigen.

Wie drückt sich das aus?

Um in so einem Geschäftsumfeld nachhaltig erfolgreich zu sein, muss man nicht nur in jedem Land die jeweiligen Vorschriften erfüllen, man braucht auch ein starkes lokales Management mit umfassender Marktkenntnis. Nur so können wir unserem Leitsatz des verantwortungsvollen Wachstums gerecht werden und nicht nur wachsen, sondern auch verantwortungsvoll wachsen.

Wie wichtig ist das Geschäft in Afrika für Sie? Mit welchen Akteuren haben Sie dort zu tun?

Die Region birgt ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Auch die einzigartige Demografie bietet viele Möglichkeiten. Auf dem Kontinent zählen wir zu den führenden Investmentbanken und sind seit Jahren im Bereich Equity und Debt Capital Markets aktiv. Wir haben bei den komplexesten, prominentesten und innovativsten Transaktionen beraten.

Das Interview führte Andreas Hippin.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.