Banken prüfen Hauskredite wegen der Inflation genauer
dpa-afx Frankfurt
Die Zinsen für Baufinanzierungen haben sich seit Januar etwa verdreifacht und die hohe Inflation macht sich bei der Vergabe von Krediten bemerkbar.
In einer dpa-Umfrage geben große Banken an, dass sie Pauschalen für Lebenshaltungskosten bei der Kreditprüfung höher ansetzen. Zwar betonen sie, dass sich der Anteil der abgelehnten Kredite kaum verändert habe. Käufer bringen aber auch wegen des Zinsanstiegs immer mehr Eigenkapital mit, beobachten Kreditvermittler. „Aufgrund der stark gestiegenen Inflationsrate, getrieben insbesondere von hohen Energiepreisen, mussten wir unsere Mindestanforderungen an Lebenshaltungs- und Bewirtschaftungskosten im Rahmen der Bonitätsbetrachtung nach oben anpassen“, teilte ein Sprecher der Deutschen Bank mit. Die Kosten spielen eine wichtige Rolle dabei, wie viel freies Einkommen potenzielle Käufer haben und damit wie kreditwürdig sie sind. Eine erhöhte Ablehnungsquote beobachte man aber nicht.
Mehr Ablehnungen
Die Commerzbank erklärte unterdessen, dass nicht mehr jede Kreditanfrage bewilligt werde. „Gestiegene Finanzierungskosten und Lebenshaltungskosten führen derzeit dazu, dass möglicherweise nicht jeder Finanzierungswunsch erfüllt werden kann.“ Man achte darauf, dass Kunden sich die Finanzierungen langfristig leisten könnten. „Dabei berücksichtigen wir auch aktuelle Entwicklungen wie die aufgrund der hohen Inflation gestiegenen Lebenshaltungskosten.“ Die wachsenden Energiekosten und sonstige von der Inflation beeinflussten Ausgaben würden „über höhere Haushaltspauschalen berücksichtigt“. Die ING teilte mit, ihre Kriterien für die Kreditwürdigkeit für Kunden, die eine Immobilie als Kapitalanlage kaufen und nicht selbst bewohnen wollen, seien „seit diesem Jahr etwas strenger. Auch die Lebenshaltungskosten prüfen wir bei Anträgen aktuell besonders.“ Die Ablehnungsquote habe sich aber „nicht merklich“ verändert.
Verkehrswerte unter der Lupe
Thomas Peeters, Vorstandschef der Bilthouse Gruppe, unter deren Dach die Vermittler Baufi24, Hüttig & Rompf sowie Creditweb firmieren, stellte fest, dass Banken ihre Kriterien für Immobiliendarlehen umgestellt haben.„Sonderkonstellationen wie Probezeiten, befristete Arbeitsverträge oder Elternzeit werden kritischer beäugt.“ Zudem werde der Verkehrswert kritisch betrachtet, berichtet Peeters. „Wo zuvor bis zu 130% des Wertes finanziert wurden, beispielsweise für Sanierungszwecke, werden heute eher 100% bewilligt.“ Auch Konkurrent Interhyp beobachtet ein verändertes Verhalten der Banken. Die Pauschalen bei der Haushaltsrechnung für die Lebenshaltungs- und Bewirtschaftungskosten sowie die Kfz-Pauschalen seien um 10 bis 15% erhöht worden, sagt die Vorständin für das Privatkundengeschäft, Mirjam Mohr. Teils reagierten Banken auch auf strengere Vorgaben der Finanzaufsicht BaFin, die ihnen neue Kapitalpuffer für Wohnimmobilienkredite vorgeschrieben hat.
Deutschlands größte Sparkasse, die Hamburger Haspa, betont dagegen, dass sie derzeit keine strengeren Maßstäbe anlege als zuvor, wie André Janke, Immobilienfinanzierungsexperte bei der Haspa, sagt. Aber: Der Haushaltüberschuss der Kunden sei wegen des gestiegenen Zinsniveaus und der weiter hohen Kaufpreise eher rückläufig, „so dass wir nicht allen Kreditwünschen entsprechen können“.