Britische Großbank berichtet

HSBC-Chef Quinn geht mit Paukenschlag

Noel Quinn verabschiedet sich als HSBC-Chef, während das Geschäft so gut läuft wie lange nicht. Die Aktionäre dürfen sich über Ausschüttungen in Höhe von 4,8 Mrd. Dollar freuen.

HSBC-Chef Quinn geht mit Paukenschlag

HSBC-Chef Quinn geht mit Paukenschlag

Quartalsergebnis übertrifft Markterwartungen – Aktienrückkauf für 3 Milliarden Dollar angekündigt

hip London

Noel Quinn verabschiedet sich als Chef der HSBC, während das Geschäft so gut läuft wie lange nicht. Die Aktionäre dürfen sich über Ausschüttungen in Höhe von 4,8 Mrd. Dollar freuen. Das jüngste Quartalsergebnis lag deutlich über den Markterwartungen.

HSBC-Chef Noel Quinn hat sich mit einem Paukenschlag von den Aktionären der britischen Großbank verabschiedet. Er kündigte einen Aktienrückkauf im Volumen von 3 Mrd. Dollar an. Nimmt man die Zwischendividende von 1,8 Mrd. Dollar hinzu, werden 4,8 Mrd. Dollar an die Anteilseigner ausgekehrt. Zudem übertraf das weltweit tätige Institut mit den Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal die Markterwartungen.

Quinn übergibt im September an den bisherigen Finanzchef Georges Elhedery. „Als ich vor fünf Jahren übernommen habe, wurden die Zahlen dem Erbe und den strategischen Chancen von HSBC nicht gerecht“, sagte der scheidende Chief Executive in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Nun müsse man mehr als 15 Jahre zurückgehen, um eine Rendite auf dem derzeitigen Niveau zu finden.

„Ich bereue nichts“

„Ich bereue nichts“, fügte er hinzu. Es sei ihm eine Freude gewesen, an der Spitze des 159 Jahre alten Instituts zu stehen. „Die heutigen Zahlen zeigen, dass unsere Strategie funktioniert.“ Elhedery, der ebenfalls am Call teilnahm, kündigte an, weiter auf der bestehenden Strategie aufzubauen. „Wir sind in einer starken Position“, sagte Elhedery. Das ermögliche der HSBC, bei der Umsetzung mehr Gas zu geben.

Das bereinigte Vorsteuerergebnis von 9,1 Mrd. Dollar lag um 16% über dem Schnitt der Analystenschätzungen. Ermöglicht wurde die positive Gewinnüberraschung wie schon bei anderen britischen Instituten durch eine niedrigere Risikovorsorge, aber auch durch Wachstum, insbesondere in den Segmenten Wealth und Private Banking. Das Zinsergebnis lag um 2% über den Markterwartungen. Der UBS-Bankanalyst Jason Napier sprach von einem „soliden“ Quartal.

„Solides Quartal“

Es sei zwar alles in allem ein gutes Quartal gewesen, schrieb sein Kollege Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods. Doch äußerte er Zweifel an der längerfristigen Nachhaltigkeit der hohen Ausschüttungen. Zudem gebe es beträchtliche Ungewissheit, was die Entwicklung des Kernmarkts Hongkong angehe.

Bei den neuen Geschäftszielen der Bank handelte es sich im Wesentlichen um eine Anpassung an die Markterwartungen. HSBC erwartet für das laufende und das kommende Jahr eine Eigenkapitalrendite (RoTE) im mittleren Bereich zwischen 10% und 20%. Beim Zinsergebnis wird nun für 2024 mit 43 Mrd. Dollar gerechnet.

„Das Schlimmste liegt hinter uns“

Die Bank nahm keine weiteren Wertberichtigungen auf ihre Beteiligung an der chinesischen Bank of Communications vor. Es wurden auch keine nennenswerten neuen Rückstellungen für das chinesische Gewerbeimmobilien-Exposure gebildet.

Der Immobilienmarkt in der Volksrepublik habe noch einiges vor sich, sagte Quinn. „Aber das Schlimmste liegt hinter uns.“ Er könne zwar nicht ausschließen, dass weitere Rückstellungen dafür gebildet werden müssen, sagte Elhedery. Doch glaube er nicht, dass sie den Vorjahreswert übertreffen würden.

Neue britische Regierung

Der Wahlsieg von Labour bei den britischen Parlamentswahlen im Juli wurde von beiden positiv aufgenommen. „Wir sind von dem Dialog, den wir bislang mit der neuen Regierung geführt haben, sehr ermutigt“, sagte Quinn. „Wir haben eine sehr robuste Wirtschaft“, so Elhedery. Man sei sehr zufrieden mit dem Ausblick für die britische Volkswirtschaft. Die Absicht der Regierung, Wachstum zu fördern, wertete er als „sehr positiv“.

Weniger zinsabhängig

Auf die Frage, wie nachhaltig die Geschäftsentwicklung angesichts herannahender Leitzinssenkungen in den USA und Großbritannien sein könne, hatte Quinn zwei Antworten: „Wir haben die Abhängigkeit unseres Geschäfts von der Zinsentwicklung wesentlich reduziert“, sagte Quinn, unter anderem durch Absicherungsgeschäfte (Structural Hedge).

Ende 2022 hätte ein Rückgang der Zinsen um einen Prozentpunkt noch ein um 7 Mrd. Dollar niedrigeres Zinsergebnis zur Folge gehabt. Ende vergangenen Jahres wäre es in so einem Fall nur noch um 3,4 Mrd. Dollar geschrumpft, Ende Juni 2024 nur um 2,7 Mrd. Dollar.

Alternative Einnahmequellen

Zudem habe HSBC in hohem Maße in alternative Einnahmequellen wie Wealth, das internationale Großkundengeschäft und das internationale Transaction Banking investiert, sagte Quinn. Diese Geschäfte entwickelten sich mitunter antizyklisch zu den Zinsen.

„Der größere Fokus auf Wealth Management trägt Früchte und sollte es HSBC ermöglichen, von der prosperierenden Mittelklasse in Weltregionen wie China zu profitieren“, schrieb Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. Elhedery habe dank der Bemühungen um eine Diversifizierung des Geschäfts eine gute Ausgangsbasis, wenn er im September das Steuer übernehme.

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