Standortwettbewerb

Barclays-Chef will kein Singapore-on-Thames

Der Barclays-Chef Jes Staley hat sich optimistisch zu den Perspektiven des Finanzplatzes London nach dem Brexit geäußert. Die Auswirkungen des britischen EU-Austritts verortete er „eher auf der positiven als auf der negativen Seite“. Eine der wichtigsten Branchen des Landes könne ihre Agenda nun selbst bestimmen. Er sprach sich dabei klar gegen eine umfassende Lockerung der Regulierung aus.

Barclays-Chef will kein Singapore-on-Thames

hip London

– Der Chef der britischen Großbank Barclays hat dem Modell Singapore-on-Thames eine Absage erteilt. Einige Politiker und Banker, die sich für den EU-Austritt starkgemacht hatten, wollten ein Freudenfeuer mit den von Brüssel verordneten Vorschriften für die Finanzbranche entfachen. „Ich würde kein einziges Regelwerk verbrennen“, sagte Jes Staley in einem BBC-Interview. Die Auswirkungen des britischen EU-Austritts auf die City verortete er „eher auf der positiven als auf der negativen Seite“. Eine der wichtigsten Branchen des Landes könne ihre Agenda nun selbst bestimmen. Es hätten sich zwar Stellen und Assets verlagert, doch seien die Auswirkungen moderat geblieben.

Ein paar Jobs sind weg

„Ja, es sind ein paar Jobs nach Europa gegangen, die ansonsten in Großbritannien gewesen wären, aber da geht es um Hunderte“, sagte Staley mit Bezug auf das eigene Unternehmen. London sei auch weiterhin das wichtigste Zentrum für Barclays. Das Institut beschäftigt 50000 Mitarbeiter im Vereinigten Königreich. Alles in allem fand nach dem Brexit nicht der von vielen vorausgesagte Exodus statt. Doch die Position Londons als führendes weltweites Finanzzentrum bröckelt ab.

Finanzdienstleistungen hatten in den Verhandlungen über die künftigen Handelsbeziehungen mit der EU keine große Rolle gespielt. „London muss sich jetzt nicht auf den Wettbewerb mit Frankfurt oder Paris konzentrieren, sondern es muss sich auf New York und Singapur konzentrieren“, sagte Staley. Man solle alles tun, um das gegenseitige Vertrauen und gute Beziehungen mit der EU zu pflegen, aber nicht auf Kosten der globalen Wettbewerbsfähigkeit. Im Finanzplatzranking der Londoner Denkfabrik Z/Yen hatten sich im vergangenen Jahr Tokio, Schanghai und Singapur am weitesten an die weltweite Nummer 2 herangearbeitet. Frankfurt erreichte Rang 13 (i.V. 15), Paris Platz 15 (17).

Eine robuste Finanzaufsicht sei keine Schwäche, sondern eine we­sentliche Stärke des Finanzstandorts Großbritannien, betonte Staley. Als Beispiel dafür nannte er das Vorgehen der Financial Conduct Authority (FCA) gegen Firmen wie Klarna, Clearpay­ und Laybuy, die Verbraucherkredite nach dem Motto „Jetzt kaufen, später bezahlen“ vergeben, die in der Kreditwürdigkeitsprüfung an­de­rer Kreditgeber nicht erscheinen. Im vergangenen Jahr hatten fünf Millionen Menschen in Großbritannien solche Darlehen in Anspruch genommen. Einer von zehn dieser Nutzer war bereits anderweitig in Zahlungsverzug. Künftig werden die Firmen prüfen müssen, ob sich ihre Kunden solche Kredite leisten können. Zudem müsse eine faire Behandlung der Schuldner gewährleistet sein. „Eine stärkere Regulierung dieses Markts ist das Richtige“, sagte Staley. Dadurch werde die Bank sicherer ge­macht.