Britische Bank

Barclays verschiebt Aktien­rückkauf

Barclays hat den geplanten Aktienrückkauf auf Eis gelegt. Zuerst will die britische Großbank die Verhandlungen mit der SEC über die nicht genehmigte Ausgabe von strukturierten Produkten abschließen.

Barclays verschiebt Aktien­rückkauf

hip London

– Überraschend gute Quartalszahlen von Barclays sind von der Ankündigung des Managements, den geplanten Aktienrückkauf zu verschieben, in den Hintergrund gedrängt worden. Die britische Großbank will zuerst ihre Verhandlungen mit der US-Wertpapieraufsicht SEC zum Abschluss bringen. Es geht dabei um die Frage, ob das Institut nach dem Skandal um die Ausgabe von strukturierten Produkten über das genehmigte Volumen hinaus seine Geschäftszahlen für das vergangene Jahr neu ausweisen muss. Die Gespräche seien sehr konstruktiv und befänden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, sagte Finanzchefin Anna Cross in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. „Wir werden die Ausführung des Rückkaufs so lange verschieben, bis unsere Diskussionen abgeschlossen sind“, sagte Chief Executive C.S. Venkatakrishnan. Dass es einen Rückkauf geben wird, stehe dagegen nicht zur Disposition.

Die Rivalin der Deutschen Bank hatte bereits Ende März mitgeteilt, dass ein Fehler im US-Geschäft mit strukturierten Produkten mit voraussichtlich 450 Mill. Pfund zu Buche schlagen wird. Die Bank hatte für 15 Mrd. Dollar mehr Wertpapiere ausgegeben, als durch eine Rahmenregistrierung (Shelf Registration) abgedeckt war. „Diese Situation war komplett vermeidbar und ich bin zutiefst enttäuscht, dass es dazu gekommen ist“, sagte der CEO, der sich mit „Venkat“ anreden lässt. Positiv wertete er die schnelle Reaktion der Bank und deren Fähigkeit, den Verlust finanziell zu verkraften. „Wir haben keinerlei Hinweise auf internes Fehlverhalten gefunden“, fügte er hinzu. Weitere Details wollte das Institut unter Verweis auf eine laufende unabhängige Untersuchung des Vorgangs nicht nennen.

Das gute Abschneiden der Bank im Investment Banking sorgte dafür, dass das Vorsteuerergebnis des Auftaktquartals um 70% über dem Schnitt der Analystenschätzungen lag. Die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown sprach von einem „glänzenden“ Zahlenkranz. Obwohl 320 Mill. Pfund für den Fehler im US-Geschäft und weitere 181 Mill. Pfund für Altlasten der Sparte Consumer Cards & Payments (CC&P) in den Dreimonatszeitraum gebucht wurden, konnte Barclays die Eigenkapitalrendite im zweistelligen Bereich halten. Während die Erträge um ein Zehntel stiegen, stagnierten die betrieblichen Kosten mehr oder weniger, wenn man die erwarteten Kosten für die Rücknahme der strukturierten US-Produkte einmal herausrechnet, deren Ausgabe vom Regulierer nicht abgesegnet worden war. Besonders gut schlug sich die hauseigene Corporate & Investment Bank (CIB). Zwar sanken die Gebühreneinnahmen wegen der schwachen Aktivität am Primärmarkt um ein Viertel, doch das Kapitalmarktgeschäft, das ein Vielfaches zu den CIB-Erträgen beisteuert, wuchs um 26%. Das kapitalintensive FICC-Geschäft, der Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen, legte um 37% zu. Alles in allem stiegen die Erträge aus dem Investment Banking um 10%. Bei den fünf großen US-Instituten waren sie dagegen Jefferies zufolge niedriger als erwartet: Sie sanken im Jahresvergleich um 13%. Joseph Dickerson, der Bankenexperte des US-Instituts, nannte die Kostenentwicklung mit Blick auf die Performance im Investment Banking „beeindruckend“. Die Gruppe habe die Kosten gut unter Kontrolle. Für das Gesamtjahr rechnet das Management nun mit Kosten von 15 Mrd. Pfund.

Barclays stellte 141 Mill. Pfund für mögliche Kreditausfälle zurück. Am Markt hatte man mit einer gut doppelt so hohen Risikovorsorge gerechnet. Im britischen Kreditkartengeschäft zeigten sich die Folgen der Bemühungen der Verbraucher, ihre Außenstände zu begleichen, in Form niedrigerer Zinseinnahmen. Die Zahl der Kartennutzer, die sich mit ihren Zahlungen in Verzug befinden, ging binnen Jahresfrist deutlich zurück. Die Kernkapitalquote landete mit 13,8% in der zuletzt kommunizierten Spanne von 13% bis 14%.

Barclays
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Pfund20222021
Erträge gesamt6 4965 900
Risikovorsorge 14155
Operative Kosten4 1113 578
Vorsteuerergebnis2 2342 399
Nettoergebnis1 4041 704
Eigenkapitalrendite (%)11,514,7
Cost-Income-Ratio (%)6361
Kernkapitalquote (%)13,815,1
Leverage Ratio (%)5,05,2
Bilanzsumme (Mrd.)1 4961 384
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