Investmentfonds

Bewegung beim EU-Infrastrukturfonds

Sechs Jahre nach seiner Geburt gibt es beim europäischen Fondsvehikel Eltif (European Long Term Investment Fund) für illiquide Investments wie Infrastruktur erstmals eine nennenswerte Nachfrage.

Bewegung beim EU-Infrastrukturfonds

sto Frankfurt

Das europäische Fondsvehikel Eltif (European Long Term Investment Fund) für illiquide Investments wie Infrastruktur ist sechs Jahre nach seiner Geburt endlich in die Gänge gekommen. Wie die Ratingagentur Scope als Fazit einer Studie zu Wochenbeginn mitteilte, dürfte sich das Volumen derweil auf 7,2 bis 7,7 Mrd. Euro belaufen. Bislang hatte die Wertpapieraufsicht ESMA lediglich eine Größenordnung von 2,4 Mrd. Euro per April 2021 geschätzt. Scope zufolge gibt es mittlerweile immerhin 53 registrierte und vermarktete Produkte. Das geschätzte Marktvolumen von 7,2 bis 7,7 Mrd. Euro ist aber nur ein Bruchteil des Markts aller alternativen Investmentfonds (AIFs) in Europa, den die ESMA per Ende 2020 auf 6,8 Bill. Euro taxiert hatte.

Der Eltif war 2015 in der EU als neues Fondsvehikel geschaffen worden, um vermögenden Privatanlegern einen europaweit einheitlichen, regulierten Zugang zu illiquiden An­lageklassen zu ermöglichen. Es geht vor allem um Infrastrukturprojekte, Unternehmensbeteiligungen (Private Equity) und Fremdkapitalfinanzierungen (Private Debt). Auch Immobilienanlagen mit langfristigen Zwecken mit sozialem oder ökonomischem Nutzen sind möglich. Hintergrund war der Investitionsstau in der EU bei Infrastrukturprojekten infolge der Finanzkrise und aufgrund strengerer Kreditvergabeauflagen für Banken. Der Eltif hat hohe Auflagen mit Blick auf den Anlegerschutz. An­leger dürfen zum Beispiel erst ab einem Mindestvermögen von 100000 Euro in einen Eltif investieren.

Jahrelang erwies sich das neue Produkt aber eher als Rohrkrepierer (siehe Grafik). Erst seit 2020 gab es eine sichtbare Bewegung. Insbesondere hierzulande gab es kaum Interesse der Fondsgesellschaften, auch wegen schlechter Erfahrungen mit geschlossenen Beteiligungen in der Finanzkrise. Insofern ist es nicht überraschend, dass die regional größten Eltif-Märkte in Europa Italien (1,83 Mrd. Euro) und Frankreich (1,61 Mrd. Euro) sind.