Kreditwirtschaft

Bewertungs­effekte belasten Nord/LB

Negative Bewertungseffekte infolge des gestiegenen Marktzinsniveaus haben die Nord/LB im ersten Halbjahr belastet. Die Landesbank, die Verluste ausweist, spürt aber Rückenwind durch mehr Neugeschäft.

Bewertungs­effekte belasten Nord/LB

ste Hamburg

Die seit Jahresbeginn vom früheren Unicredit-Bank-Vorstand Jörg Frischholz geführte Nord/LB sieht sich durch eine deutliche Steigerung des Neugeschäfts im ersten Halbjahr ermutigt, weist aber auch nach den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2022 einen Nachsteuerverlust aus. Wie die Landesbank aus Hannover am Mittwoch bei Vorlage des Zwischenberichts zum 30. Juni mitteilte, stehen für den Berichtszeitraum −63 (i. V. −51) Mill. Euro zu Buche. Das negative Halbjahresergebnis gehe auf das erste Quartal zurück, das durch die Zahlung der Bankenabgabe und des Einlagensicherungsbeitrags für das Gesamtjahr belastet worden sei. Im zweiten Quartal sei ein Nachsteuergewinn von 15 Mill. Euro angefallen.

Verglichen mit dem Vorjahr ist der höhere Halbjahresverlust vor allem auf negative Bewertungseffekte infolge des seit Jahresbeginn gestiegenen Marktzinsniveaus zurückzuführen. Die Marktzinsentwicklung führte unter anderem zu einer veränderten Bewertung der Pensionsverpflichtungen, wie die Nord/LB erläuterte. In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung wirkten sich die Marktzinseffekte auf das Fair-Value-Ergebnis aus, das mit −137 (+92) Mill. Euro um 229 Mill. Euro unter dem von positiven Einmaleffekten aus der Auflösung des Schiffsportfolios bestimmten Vorjahreswert lag.

Gegenläufig wirkten ein im Vorjahresvergleich auf 62 (14) Mill. Euro verbessertes Provisionsergebnis, das aufgrund der Neugeschäftsausweitung sowie geringerer Gebühren von 27 (50) Mill. Euro für Finanzgarantien des Landes Niedersachsen infolge des abschmelzenden Garantieportfolios der Bank zulegte. Auch die wichtigste Ertragsquelle, der 2021 noch um 37 % auf 816 Mill. Euro gesunkene Zinsüberschuss, stützte das Ergebnis mit einem Plus von 4% auf 438 Mill. Euro.

Umkehr bei Zinsüberschuss

Erstmals, so die Nord/LB, zeige sich eine Gegenbewegung, nachdem sich der Zinsüberschuss in den vergangenen Jahren infolge der Verkleinerung der Bank sowie Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kontinuierlich verringert habe. Für den Anstieg sorgten unter anderem das anziehende Neugeschäft sowie Bewertungsänderungen bei finanziellen Verpflichtungen. Laut Landesbank kam es allein im Zuge der Neugeschäftsausweitung zu einem Anstieg beim Zins- und Provisionsergebnis um 10 Mill. bzw. 48 Mill. Euro. Das Volumen der neu vergebenen Kredite habe im Halbjahr mit 10 Mrd. Euro um mehr als 70% über dem Vorjahresniveau gelegen.

Allein im Firmenkundengeschäft wurde das Neugeschäft den Angaben zufolge mehr als verdoppelt. „Der Anstieg an Finanzierungslösungen besonders in herausfordernden Zeiten belegt, dass unsere Kunden auf die Stärke und Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells vertrauen“, meinte Vorstandschef Frischholz. Bei der Expansion im Neu­geschäft sei die konservative Risikopolitik der Bank strikt beibehalten worden. So sei im ersten Halb­jahr sogar Risikovorsorge aufgelöst worden.

Zugleich habe sich der Anteil notleidender Kredite (NPL) seit Jahresanfang weiter verringert, die NPL-Quote des Konzerns sei auf 0,7% gesunken. Die im Zuge der Schifffahrtskrise in Not geratene und Ende 2019 mit 3,6 Mrd. Euro rekapitalisierte Landesbank, die kein Neugeschäft in der Schiffsfinanzierung mehr betreibt, reduzierte ihr Schiffsportfolio zum 30. Juni auf 585 Mill. Euro – wovon rund 83% in Garantien oder Verbriefungen enthalten sind. Vom Flugzeugportfolio, das sich zuletzt auf 2,6 Mrd. Euro belief, war knapp die Hälfte durch Garantien oder Verbriefungen abgedeckt.

„Geschäftsmodell trägt“

Nord/LB-Aufsichtsratschef Reinhold Hilbers, Finanzminister des aktuell mit rund 56,8% an der Bank beteiligten Landes Niedersachsen, erklärte, abgesehen von negativen Bewertungseffekten aus dem Anstieg der Marktzinsen belegten die Zahlen für die ersten sechs Monate des Jahres, dass die Bank „auf dem richtigen Weg ist“. Der deutliche Zuwachs beim Neugeschäft zeige, dass „die Neuausrichtung funktioniert und das Geschäftsmodell trägt“. Dies werde sich, so fügte Vorstandschef Frischholz hinzu, perspektivisch auch in den künftigen Ergebnissen deutlicher niederschlagen. Die Neugeschäftsentwicklung gebe Rückenwind für die kommenden Monate. Für das Geschäftsjahr 2022 hält die Nord/LB an dem Ziel fest, das Ergebnis des vergangenen Jahres zu übertreffen.

Nord/LB
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss438428
Provisionsüberschuss6214
Ergebnis aus Fair-Value-Bewertung−13792
Risikovorsorgeergebnis67–20
Verwaltungsaufwand437455
Sonst. betriebl. Ergebnis−60−78
Ergebnis aus Restrukt. und Transformation−46−25
Ergebnis vor Steuern−90−65
Konzernergebnis−63−51
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)135,8104,8
Eigenkapitalrendite (%)−2,7−2,0
Bilanzsumme1122571146311
Harte Kernkapital-quote (%)215,115,51
Beschäftigtenzahl3394944261
1) zum 31.12.2021; 2) CET1 Capital Ratio; 3) MitarbeiterkapazitätenBörsen-Zeitung
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