Blessing sieht Banken 2023 gefordert
fed Frankfurt
Europas Banken werden nach Einschätzung des früheren Commerzbankchefs und aktuellen Danske-Bank-Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Blessing ihre eigentliche Belastungsprobe im Umfeld steigender Zinsen und hoher Inflation im nächsten Jahr vor sich haben. „Das dritte und vierte Quartal 2022 könnte für die Banken gar nicht so schlecht verlaufen“, prognostizierte Blessing am Montag im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. „Aber 2023 wird es dann darauf ankommen, wie die Banken ihre Risiken im Griff haben.“
In den nächsten Monaten werden die Banken Blessing zufolge spürbar von der Anhebung der Zinsen profitieren. Die Faustformel des Danske-Bank-Chefkontrolleurs lautet, dass 25 Basispunkte 100 Mill. Euro mehr Ertrag einbringen. Gleichzeitig sei absehbar, dass sich das Wachstum im Einlagengeschäft verlangsame, Baufinanzierungen aufgeschoben werden und die Ausfallrisiken im Firmenkundengeschäft steigen.
Die Danske Bank verstehe sich als Finanzierer des nachhaltigen Umbaus der Wirtschaft. „Wir sagen aber nicht: Wir sind grün“, unterstrich Blessing, denn das könnte missverstanden werden. Die Bank strebe vielmehr an, Unternehmen auf dem Weg von braun nach grün zu begleiten. Dabei wäre der Finanzkonzern durchaus bereit, aus der Finanzierung von Unternehmen auszusteigen, die die nachhaltige Transformation nicht ernsthaft und verknüpft mit konkreten Maßnahmen verfolgen.
Blessing äußerte sich schließlich noch zum Thema Börsenmäntel. Schließlich hatte er 2021 ein Spac lanciert. Das Übernahmevehikel fusionierte später mit dem Gaming-Spezialisten Azerion. Blessing sagte, der Spac-Markt sei bereits im vergangenen Jahr überhitzt gewesen. Er erwarte, dass es zwar auch künftig Spacs geben werde, aber in kleinerem Umfang.