Brücken zwischen Politik und privatem Infrastrukturkapital bauen
Im Podcast: Alexander Doll
Brücken zwischen Politik und privatem Kapital bauen
Ehemaliger Banker und Bahn-Finanzchef Alexander Doll über Private Equity Investments in deutsche Infrastruktur
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Alexander Doll hat in seiner Karriere viel erlebt. Er war als Banker und Berater für Lehman Brothers, UBS, Lazard und Barclays aktiv und hütete zeitweise als Finanzchef die Finanzen der Deutschen Bahn. Heute ist der langjährige Infrastrukturexperte Investor, sitzt in diversen Aufsichtsräten und versucht in dieser Funktion Brücken zu bauen zwischen Politik und Wirtschaft. In dieser Schnittstellenfunktion könne er mehr bewegen, wie er im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ sagt.
So spielt Doll beispielsweise im Board der ehemaligen Deutsche-Bahn-Tochter Arriva eine Rolle und hat bei deren Verkauf an den Private-Equity-Investor I Squared mitgewirkt. Auch beim jüngsten Verkauf der Logistiktochter Schenker hatte Doll seine Finger im Spiel. Er vermittelte für den Finanzinvestor CVC, der sich in seinem Werben um Schenker jedoch dem dänischen Strategen DSV geschlagen geben musste.
Alexander Doll kritisiert Austausch zwischen Politik und privaten Investoren
Der Austausch zwischen Politik und Private-Markets-Managern müsse aber noch viel besser werden, sagt Doll. Regulator, Staat und die privaten Märkte müssten demnach deutlich enger zusammenarbeiten. „Also sollte man sich an einen Tisch setzen und diskutieren, wie man das attraktiv machen kann“, fordert Doll im Podcast.
Prozesse wie der kürzlich bekannt gegebene Verkauf von Schenker lassen die hierfür notwendige Strategie für den Standort und Transparenz vermissen.
Alexander Doll, Investor und Multi-Aufsichtsrat
Doll zufolge braucht es klare regulatorische Rahmenbedingungen, größtmögliche Transparenz und eine deutlich engere Abstimmung zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor. „Prozesse wie der kürzlich bekannt gegebene Verkauf von Schenker lassen die hierfür notwendige Strategie für den Standort und Transparenz vermissen“, so Doll.
Doll sieht für Private Equity „fast unendliche“ Investitionsmöglichkeiten
Der im Bieterkampf unterlegene Private-Equity-Investor CVC beklagt, dass er im Rahmen der Schenker-Auktion keine Gelegenheit zum Nachbessern erhalten habe und wollte den Verkauf an die Dänen noch verhindern. Doch der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat dem Verkauf an DSV in einer außerordentlichen Sitzung bereits zugestimmt, ohne Details zum Abstimmungsergebnis zu nennen.
Sofern es eine vernünftige Regulierung gibt, die es dem Investor ermöglicht, eine Rendite zu erwirtschaften, gibt es hier fast unendlich viele Investitionsmöglichkeiten.
Alexander Doll
„Sofern es eine vernünftige Regulierung gibt, die es dem Investor ermöglicht, eine Rendite zu erwirtschaften, gibt es hier fast unendlich viele Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Infrastruktur“, sagt Doll. Der Investitionsbedarf sei hoch – sei es in den Bereichen Transport, Versorgung, Soziales oder Bildung. In allen Bereichen sieht Doll hierzulande Nachhol- und folglich massiven Kapitalbedarf. In Anbetracht der derzeitigen Haushaltssituation sei dies allein mit staatlichen Mitteln nicht zu schaffen. In einigen Bereichen klappe das Zusammenspiel zwischen öffentlicher Hand und privater Wirtschaft schon ganz gut. Als Beispiel nennt Doll die Entsorgungswirtschaft, wo Städte und Kommunen über Öffentlich-private-Partnerschaften (Public Private Partnerships, kurz: PPP) gut zusammenarbeiten würden. Doll zufolge könnte das damit zusammenhängen, dass die Politik auf Städte-Ebene wahrscheinlich flexibler sei und die Politiker näher an den Themen dran seien. „Das nimmt schon ab auf Landesebene und man ist doch ziemlich weit weg auf Bundesebene“, so Doll.
Deutsche Haushaltspolitik verträgt sich nicht mit Infrastruktur-Investments
In anderen Bereichen, wie beispielsweise der Schiene, funktioniere das Zusammenspiel bislang noch nicht so gut. „Unser Problem ist, dass wir nicht ganz so langfristig denken“, sagt Doll. Die deutsche Haushaltspolitik sei eher von Jahr zu Jahr gedacht. Hinzu komme der ständige Wechsel der Verkehrsminister. Infrastrukturprojekte hingegen würden einen langen Planungs- und Investitionshorizont erfordern – im Bereich Schiene lägen die Investitionszyklen zwischen 20 und 30 Jahren. Das passt nicht zusammen.
Unser Problem ist, dass wir nicht ganz so langfristig denken.
Alexander Doll
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