Bundesbank wirbt für Vernetzung der Akteure am Finanzplatz
Bundesbank wirbt für Vernetzung der Finanzplatzakteure
Vorstandsmitglied Mauderer misst Frankfurt wichtige Rolle bei Finanzierung des Strukturwandels bei
fed Frankfurt
Dem Finanzplatz Frankfurt kommt nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank eine besondere Verantwortung bei der Finanzierung künftigen Wachstums und insbesondere des Strukturwandels und der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft zu. "Ein starker Finanzplatz Frankfurt ist entscheidend, um Wachstum zu finanzieren und Wohlstand zu sichern", sagte Vorstandsmitglied Sabine Mauderer anlässlich des Neujahrsempfangs der Stadt Frankfurt. Daraus leitete Mauderer die Notwendigkeit ab, den Finanzstandort weiterzuentwickeln und zu stärken, und zwar gemeinsam: "Hierfür müssen alle an einen Tisch: Politik, Wirtschaft und Finanzbranche."
Nicht nur Banken und Börsen
Zum Finanzplatz gehörten nicht nur Banken und Börsen. "Dazu gehören auch Investoren, Fonds, Versicherer, Datenanbieter, Analysten, Anwälte, Steuerberater, Unternehmensberater und viele mehr", erklärte Mauderer, um alle Beteiligten in die Pflicht zu nehmen, enger miteinander zu kooperieren. "Sie müssen an einem Strang ziehen und sich vernetzen." Zum Ökosystem zählten zugleich die Stadt Frankfurt, das Land und der Bund. Sie alle forderte Mauderer zu einem "klaren Bekenntnis zum Finanzplatz Deutschland" auf. Es brauche das gemeinsame Verständnis, dass der Finanzplatz eine notwendige Infrastruktur der hiesigen Wirtschaft sei – "ein Dienstleister, den wir brauchen". Die öffentliche Hand müsse Rahmenbedingungen so setzen, dass der Finanzplatz seine Aufgaben wahrnehmen könne.
Konkret schlug das Bundesbank-Vorstandsmitglied beispielsweise eine Ausländerbehörde vor, die schnell handele. Nur so gelinge es, dringend benötigte internationale Fachkräfte zu rekrutieren. Zugleich sprach sie sich für eine Willkommenskultur aus für alle, die in Frankfurt ein Unternehmen gründen, arbeiten oder investieren möchten. Dazu gehöre denn auch ein "Bahnhof, an dem Geschäftspartner, Arbeitskräfte oder auch Investoren gerne ankommen".
Blick nach Paris
Mauderer verwies auf den Finanzplatz Paris, wo es "eine enge Vernetzung zwischen allen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Finanzsektor" gebe. In Paris würden Fachkräfte, Firmen und Investoren aktiv angeworben. Jüngst habe der Finanzplatz an der Seine deshalb große Zuwächse verzeichnen können. Das signalisiere, dass "wir durchaus etwas von Paris lernen können", sagte die Bundesbankerin. "Ein wachsender wettbewerbsfähiger Finanzplatz wäre auch für Deutschland wichtig", betonte Mauderer.
Sie sehe viele Möglichkeiten, "unseren Standort in diesem Jahr weiterzuentwickeln", zeigte sie sich zuversichtlich. Frankfurt habe als Standort vieler großer Banken und Sparkassen sowie mit der Deutsche Börse AG und etlichen Rating- und Datenanbietern erhebliches Potenzial. Zudem sei der Finanzplatz am Main einer der größten Handelsplätze für nachhaltige Finanzierung. Schon heute übertreffe das Volumen nachhaltiger Anleihen in Frankfurt die Marke von 200 Mrd. Euro. Es werde in den nächsten Jahrzehnten vor allem darum gehen, gerade emissionsintensive Unternehmen zu transformieren. "Es braucht also gerade für nicht grüne Unternehmen viel Geld." Schließlich erinnerte Mauderer noch an den Vorteil der kurzen Wege zwischen den Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Finanzbranche in der Regulierungshochburg Frankfurt.
Wertekanon und Verantwortung
Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussionen und der sich abzeichnenden Unsicherheiten im Wahljahr 2024 verwies das Bundesbank-Vorstandsmitglied schließlich noch auf die Verantwortung Frankfurts und den gelebten Wertekanon. "Grundwerte wie Menschenrechte, Demokratie, Freiheit und Sicherheit müssen wir verteidigen", hob Mauderer hervor. "Hier in Frankfurt, im Herzen Europas, ist das Alltag", denn "in Frankfurt leben wir Weltoffenheit, Toleranz, Demokratie und andere liberale Werte."